Die
Neubestellung in der Historikerkommission war notwendig geworden,
nachdem die ursprünglich vorgesehenen internationalen Experten - der
renommierte US-Holocaustforscher Raul Hilberg und später der israelische
Historiker Avraham Barkai - abgesagt hatten. Barkai war mit vielen
Vorgaben der Kommission nicht zufrieden, konnte haGalil erfahren.
Robert Knight war der bevorzugte Mann für Simon
Wiesenthal, der gemeinsam mit Yad Vashem in Israel und dem Holocaust
Memorial in Washington den Vorschlag für einen internationalen Experten
erstellt hatte. Die Historikerkommission unter Vorsitz des Präsidenten
des Verwaltungsgerichtshofes in Wien, Clemens Jabloner, ist damit wieder
komplett. Ihr gehören auch der Leiter des Österreichischen
Staatsarchivs, Univ.Prof. Lorenz Mikoletzky, sowie die drei
österreichischen Experten Roman Sandgruber, Brigitte Bailer-Gallanda und
Bertrand Perz an. Letzterer gehört auch der Schweizer
Historikerkommission an.
Parlamentschef Heinz Fischer und sein Vize Heinrich
Neisser begründeten Knights Wahl damit, daß aus einem Schreiben des
Historikers hervorgehe, daß er zu einer Mitarbeit bereit wäre. Das ist
neu und erfrischend. Es könne nun davon ausgegangen werden, "daß mit der
Nominierung von Dr. Robert Knigt die Arbeitsfähigkeit der
Historikerkommission so rasch wie möglich und in vollem Umfang gegeben
sein sollte", heisst es nun in der Aussendung.
Knight hatte schon vor der Entscheidung Fischers und
Neisser erklärt, er habe kein Problem damit, erst jetzt gefragt zu
werden. "Ich bin da nicht so empfindlich." Er kenne die Mehrheit der
fünf österreichischen Kommissionsmitglieder persönlich und hoffe, daß er
bei der nächsten Sitzung am 17.Dezember dabei sein werde.
Die unabhängige Expertenkommission soll den
"gesamten Komplex Vermögensentzug auf dem Gebiet der Republik Österreich
während der NS-Zeit sowie Rückstellungen bzw. Entschädigungen sowie
wirtschaftliche oder soziale Leistungen der Republik Österreich ab 1945"
prüfen.
Vor allem seitens der Wissenschafter wurde
wiederholt verlangt , die Kommission aufzustocken. Die Regierung blieb
aber bei ihrem ursprünglichen Plan - und Jabloner, aber auch
Nationalratspräsident Heinz Fischer betonten wiederholt, daß es sich bei
diesen sechs Personen nur um das "steering comitee", die
"Steuerungskommission" handle, das für die konkreten Arbeiten weitere
Wissenschafter heranziehen werde. Diese werden insgesamt 25-30 Personen
umfassen, so Kanzler Klima präzisierend. Die Kommission hat ein
Titanenwerk vor sich. Es ist ihr nur das Beste dazu zu wünschen.