"Zilk wurde durch uns primär im Auftrag des
tschechischen Staatssicherheitsdienstes bearbeitet. Zilk gehörte zu
jenen Personen, die in der höchsten Wertigkeit, in der
Bearbeitungskategorie 2, also in einem Zeitraum von 24 Stunden
bearbeitet wurden. Das heißt, er hat ein Telefongespräch geführt und
innerhalb von 24 Stunden war das dann auf dem Schreibtisch der
beauftragenden Diensteinheit, in diesem Fall des tschechischen
Dienstes", wird der Ex-DDR-Offizier zitiert.
Die Telefongespräche und die "zu österreichischen
politischen und wirtschaftlichen Strukturen gewonnen Erkenntnisse" seien
"parallel an den KGB weitergeleitet worden": "Auch im Fall von Helmut
Zilk, weil das, was für Prag und Berlin relevant war, auch für Moskau
zutraf." Von einer aktiven Spionagetätigkeit Zilks berichtete der
Ex-Geheimdienstler dem Magazin offenbar nicht. Markus Wolf war vor
kurzem Gast in Zilks TV-Talkshow "Lebenskünstler".
Am Sonntag Abend wurde Markus Wolf auch zur
Verteidigung Zilks aufgeboten. Der ORF bot in ZUR SACHE eine erbärmliche
Darstellung des System Zilk. Franz Kreuzer, früherer Gesundheisminister,
Franz Olah, ehemals Innenminister sowie der omnipräsente "Ostexperte"
Paul Lendvai wurden gegen Michael Frank von der "Süddeutschen Zeitung"
in Stellung gebracht. Ein Tiefpunkt der Mediengeschichte...
Tschechische Spitzenpolitiker schlossen unterdessen
eine Geheimdiensttätigkeit des Wiener Alt-Bürgermeisters nicht aus.
Außenminister Jan Kavan, der bereits Einblick in die Geheimakten des
früheren KP-Geheimdienstes StB nehmen konnte, wurde von "Format" mit dem
Satz zitiert: "Das vorliegende Material hat mich weder in die eine, noch
in die andere Richtung überzeugt.
Michael Zantovsky, Vorsitzender im
Parlamentsausschuß für Außenpolitik, Verteidigung und Sicherheit: "Nach
meinen Informationen gibt es massive Beweise, daß Zilk in wiederholtem
Kontakt mit dem CSSR-Auslandsgeheimdienst war und daß er Geld erhalten
hat, wofür er auch unterschrieb. Wie diese Beweise zu werten sind, ist
allerdings noch offen." Selbst wenn Zilk ohne sein Wissen benutzt wurde,
müsse er sich der Verantwortung stellen, meint Zantovsky: "Ob Helmut
Zilk nun wissentlich oder unwissentlich gehandelt hat: Entscheidend ist
die Frage, ob dadurch Leute geschädigt wurden."
Ein Staatspolizei-Akt vom 4. Oktober 1968 belegt
laut "Format" überdies, daß der damalige ORF-TV-Direktor Zilk die
österreichische Staatspolizei über einen Besuch seines tschechischen
Fernseh-Kollegen Jiri Pelikan in Wien informierte. Zilk berichtete
demnach der Stapo unter anderem von einem Treffen Pelikans mit einem
Reporter des deutschen Magazins "Stern" - und die Bitte, den Inhaber
jenes tschechischen Autos auszuforschen, mit dem Pelikan anschließend in
die CSSR zurückgebracht worden sei.
Ein Dolkument des Innenministers in Wien zwischen
1966-1968 , den dieser anscheinend im Nachtkästchen bewahrte, sorgte für
innenpolitischen Wirbel. Die Grünen erstatteten gegen Herrn Soronics
Anzeige, dieser hatte zur Belastung Zilks das fragliche Doukument
vorgelegt. Big Brother lebt in Österreich, ob ROT (Sozis) oder Schwarz
(Konservative).