Der Schwerpunkt Wien sei schon lange fällig
gewesen, meinte der österreichische Gesandte in Berlin Herbert Krauss.
Österreich freue sich, einen Beitrag zum Festival leisten zu können.
Zählten doch, neben Prag, auch Wien und Berlin zu den am stärksten von
jüdischer Kultur geprägten europäischen Städten - vor dem Holocaust.
Musik, Literatur, Theater und Film sowie
mehrere Ausstellungen wurden vielerort angeboten, und überall fand das
Programm Zuspruch. Eine Sensation war die Öffnung des fast vergessenen
'Ahawa'-Gebäudes in der Auguststraße hinter der Neuen Synagoge für eine
Schau unter dem Titel ''Dawka' Jüdisches
Leben in Berlin - Traditionen und Visionen'. Unter anderem
stehen dort die Arbeiten von 14 jüdischen Künstlern. Das einst als
jüdisches Krankenhaus errichtete 'Ahawa', das jetzt wieder in
Gemeindebesitz ist, diente bis zur Maueröffnung als Schule. Sechs Jahre
danach stand das Gebäude leer.
Das Jüdische Gemeindehaus in der
Fasanenstraße wurde zum Wiener Kaffeehaus. Auf der Bühne war Platz für
Interpreten aus Wien mit Jiddish Jazz, Rap und Reggae, klassische
Chansons und Operettenschlager. Sandra Kreisler, die Tochter des
Chansonniers und Kabarettisten Georg Kreisler, war Gastgeberin im
sogenannten 'Ballroom'. Mit ihrer Revue aus alten und neuen
Kabarettstücken und Szenen der Kabarettisten Fritz Grünberg und Karl
Farkasch (Wien) begeisterte sie das Publikum. Mit seinem Anfang
September in München uraufgeführten, erstmals selbstgeschriebenen Stück
'Altweibersommer' gastierte Ilja Richter im Hebbel-Theater.
Oberkantor Estrongo Nachama und Kantorin
Rebecca Garfein luden in der Synagoge Pestalozzistraße zum 'Hallelujah
aus Wien'. Die Ausstellung 'Intermezzo Berlin - Wiener in Berlin
1890-1933', wurde vorbereitet von der Kunstbibliothek im Kulturforum am
Tiergarten. Ein wiener Literatursalon entstand im Literaturhaus, Richard
Schindel, Vladimir Vertlib, Elfriede Gerstl, Peter Stephan Jungk u.a.
waren zu Gast. Das Zeughauskino im Deutschen Historischen Museum zeigte
17 Spiel- und Dokumentarfilme aus acht Jahrzehnten jüdischen Lebens in
Wien.
Im nächsten Jahr wird sich das Festival
Moskau und Odessa zuwenden. Damit sollen Beziehungen zu Orten einer
Kultur hergestellt werden, aus der viele der (seit 1990) neuen
Gemeindemitglieder kommen. Über die Hälfte der derzeit rund 11.000
Gemeindemitglieder sind Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion.
Im Archiv:
Weitere Meldungen -
12.Jüdischen Kulturtage