Bubis sprach erstmals vor dem 1986 gegründeten
«Islamrat für die Bundesrepublik Deutschland», der sich als
Koordinierungsinstanz und gemeinsames Beschlußorgan islamischer
Religionsgemeinschaften versteht. Die Teilnahme der Muslime am Dialog
werde dadurch erschwert, daß es zu viele unterschiedliche Richtungen im
Islam gebe. Bubis riet den Moslems, sich mehr der Öffentlichkeit
mitzuteilen und mit einer Stimme zu sprechen. Als weiteren Schritt für
ein besseres Miteinander der Religionen in der Gesellschaft regte er die
Teilnahme islamischer Organisationen an der Woche der Brüderlichkeit an.
Bisher würden die jährlichen Veranstaltungen vorwiegend von den Christen
und den Juden gestaltet.
Der Weg zu Verständigung und Vertrauen zwischen
unterschiedlichen Religionen sei nicht einfach, räumte Bubis ein. Er
erinnerte daran, wie langwierig nach Kriegsende ab 1945 die
Zusammenarbeit zwischen der evangelischen und katholischen Kirche in
Deutschland gewesen sei. Dort gebe es inzwischen jedoch unter anderem
die Einrichtung der ökumenischen Gottesdienste. Von etwa 18 Rabbinern in
Deutschland sind nach seiner Einschätzung nur ganz wenige, vielleicht
drei bis vier bereit, selbst "ökumenische" Feiern zu gestalten.
Ungeachtet der Vorbehalte auf allen Seiten seien
weiterhin Gespräch und Zusammenarbeit zu suchen, ermunterte Bubis. Die
offene Information über die eigene Religion und Kultur könne dazu
beitragen, Vorurteile wie zum Beispiel gegen das Tragen von Kopftüchern
für Frauen abzubauen, sowie Pauschalurteile über angebliche typische
Verhaltensmuster der anderen zu vermeiden. Er als liberaler Jude habe
keine Berührungsängste gegenüber Christen und Muslime, erklärte Bubis.
Er räumte ein, daß beim islamisch-jüdischen Dialog
in Deutschland politische Gründe wie die Lage im Nahen Osten
hineinspielten. Jedoch hätten Juden und Mohammedaner in Deutschland
gemeinsame Probleme, wie etwa das Schächten. Bubis versprach, sich
weiter um Dialog zwischen Juden und Christen zu bemühen.
SLW
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