antisemitismus.net / klick-nach-rechts.de / nahost-politik.de / zionismus.info
haGalil onLine - http://www.hagalil.com

  

hagalil.com

Search haGalil

Veranstaltungskalender

Newsletter abonnieren
e-Postkarten
Bücher / Morascha
Musik

Koscher leben...
Tourismus

Aktiv gegen Nazi-Propaganda!
Jüdische Weisheit
 
Archivierte Meldungen aus den Jahren 1995 - 1999

Nachrichten

haGalil onLine

Katholischer Antisemitismus in Auschwitz

"Po-lin" bedeutet "Hier nächtige!"
Mit diesem hebräischen Wort für Polen beginnt im Talmud der Satz: "Hier wollen wir nächtigen, bis Gott die Verstreuten abermals sammeln läßt."

Auschwitz liegt mitten in Polen. da, wo vor dem Krieg die größte Diaspora Europas lebte, über drei Millionen Juden. Sie kamen in das "Land Kanaan an der Weichsel", weil sie im Westen Europas ihres Lebens nicht mehr sicher waren. Sie kamen aus dem Zarenreich, wo Überfälle auf Juden das später in aller Welt gebräuchliche Wort "Pogrom" entstehen ließen. Die polnischen Fürsten und Könige aber boten über Jahrhunderte hin Schutz. Daß die Mörder ihnen aus dem Westen nachsetzen würden und daß sich das "Land Kanaan" in den größten Friedhof der Juden verwandeln würde, das hatte niemand geahnt.

Im Zweiten Weltkrieg ermordeten die Deutschen fast alle Juden Polens. Als 1946 der Mob in Kielce auf das Gerücht "Die Juden ermorden unsere Kinder" 42 Überlebende des Holocaust tötete, entschuldigte der Primas Polens, Kardinal Hlond, den Haß der Katholiken: "Mehr als ein Jude verdankt den Polen und den polnischen Priestern ihr Leben. Daß dieses gute Verhältnis nun kaputtgeht, haben die Juden selbst zu verantworten, da sie den Polen eine Staatsform aufzwingen wollen, die diese ablehnen". Juden waren für Hlond keine Polen.

Als die kommunistische Regierung das ehemalige KZ Auschwitz als "Museum" wiedereröffnete, hatte sie jede Erinnerung an die polnischen Juden getilgt. In den Gaskammern waren nach offizieller Lesart über vier Millionen Polen und Menschen andere Nationen umgekommen. In ihren Predigten schlossen sich die katholischen Priester Polens dem Sprachduktus der Kommunisten an. Auschwitz wurde zum Symbol des Märtyrertums der Polen.

Der Streit um das Kreuz in Auschwitz geht auf diesen Pakt der Katholischen Kirche mit den Kommunisten zurück. Noch zum 50.Jahrestag der Befreiung des KZs wußten einer Umfrage zufolge nur acht Prozent aller Polen, daß in Auschwitz vor allem polnische Juden umgekommen waren. Die meisten Befragten waren überzeugt, daß die Nazis in Auschwitz vor allem polnische Katholiken ermordet hatten. Als 1984 deutsche und belgische Katholiken für die "Festung Gottes" in Auschwitz sammelten und das Karmeliter-Kloster höchst erfolgreich als "Unterpfand der Bekehrung unserer verirrten Brüder" anpriesen, protestierten Juden in aller Welt gegen die "Christianiserung der Shoa". Die Katholiken in Polen und Westeuropa mimten die Unschuldigen: "Was können die Juden gegen das Gebet von ein paar Nonnen haben?" Und daß diese ausgerechnet im ehemaligen Lagerhaus der SS für das Giftgas Zyklon B sowohl für Täter wie Opfer beten wollten, fanden die Christen auch korrekt: "Ja, wenn es die Nonnen nicht stört."

Juden wollen nicht, daß Christen für das Seelenheil von Juden beten. Schließlich beten sie auch nicht darum, daß die Christen endlich ihrem Irrglauben an den falschen Messias abschwören. Doch den Hierarchen in Polen ist nicht an einer Versöhnung mit den Juden gelegen. Sie führen - als habe der Holocaust nie stattgefunden - ihren antisemitischen Kampf aus der Vorkriegszeit und den Jahrhunderten der "Judenmissionierung" bis heute fort. Als die Juden in Polen Schutz suchten vor den Verfolgungen im Westen, da erhob sich auch dort wieder der altbekannte Gegner: die katholische Kirche. Richtig Erfolg hatte diese aber erst in der Zeit der Teilungen, als Polen am meisten unter den orthodoxen Russen und den protestantischen Preußen zu leiden hatte. Damals enstand das Stereoptyp "Pole = Katholik". Das Wort "narod" - "Volk" begann sich zu differenzieren: "my"-"wir", das waren die polnischen Katholiken, und "oni"-"sie", das waren die anderen, die Preußen, die Russen, die Östereicher und - die polnischen Juden. Im 19. Jahrhundert, mit der Industrialisierung Polens, kommt die "Jüdische Frage" auf. Die "Lösungsvorschläge" ähneln denen in Deutschland: Assimilierung, Emigration und "Madagaskar".

Nach dem ersten Weltkrieg läßt der Franziskaner-Pater Maximilian Kolbe in zwei katholischen Massenblättern gegen Juden hetzen. Da Polen das "biologische Hauptreservoir" des Weltjudentums sei, das "sich wie ein Krebsgeschwür in den Volkskörper frißt", gebe es nur eine Lösung: "Die Juden müssen emigrieren". 1982 sprach Papst Johannes Paul II. Pater Kolbe heilig. Dieser war als "Märtyrer" in Auschwitz für einen anderen Katholiken in den Tod gegangen.

Die katholische Kirche Polens hat sich gegenüber ihren Gläubigen nie von antisemitischen Predigten distanziert. Die Annahme, daß ein "Antisemitismus ohne Juden" keinen Schaden anrichten könne, da die polnischen Juden ja entweder von den Deutschen ermordet oder ins Ausland emigriert sind, erweist sich als falsch: Er schadet der katholischen Kirche selbst.

Gabriele Lesser Warschau, 14.8.1998

Hintergrund:
Radio Maryja

Einer der Protagonisten der 'Kreuz-Kampagne' ist Tadeusz Rydzyk, Priester und Chefredakteur von Radio Maryja

Das Etikett „Liberalenhammer“ hat sich Pater Tadeusz Rydzyk selbst gegeben. Als Chefredakteur von „Radio Maryja“ hat er sich vorgenommen, bei jeder Gelegenheit auf die Liberalen, die Freimaurer, Atheisten, Juden und Kommunisten einzuschlagen. In seinen landesweit ausgestrahlten Kommentaren, die das Programm aus Gebeten und Kirchenliedern unterbrechen, will er dazu beitragen, das Vaterland vor bösen Einflüssen vor allem aus dem Westen zu schützen. Mit dem Schlachtruf „Alleluja, volle Kraft voraus!“ hat Rydzyk zur Wallfahrt zur Gedenkstätte Auschwitz aufgerufen, um den Nationalkatholiken beizustehen, die dort mehrere Dutzend Holzkreuze aufgestellt und somit Proteste jüdischer Organisationen hervorgerufen haben.

Rydzyk und sein Sender, dessen Lizenznehmer der Orden der Redemptoristen in Thorn ist, erreichen täglich drei bis vier Millionen Polen; Untersuchungen zufolge sind die meisten im Rentenalter und wenig gebildet. Aber sie machen rund ein Fünftel der Wähler aus. Rydzyk ist somit der vielleicht einflußreichste Priester in Polen geworden. Denn seine Zuhörer verehren ihn als Missionar, der Wahrheiten ausspricht, vor denen sich der hohe Klerus drückt. Er sieht seine Mission gerade auch in der Politik: Über den Sender hat er die „Polnische Familie“ gegründet. Diese Vereinigung organisiert beispielsweise Rosenkranzandachten vor den Wohnungen liberaler Abgeordneter, die gegen das Verbot der Abtreibung stimmten (Rydzyk: „Verbrecher, denen man den Kopf scheren sollte wie den Nazi-Liebchen nach dem Krieg“), und gibt Wahlempfehlungen ab. Nach den letzten Sejm-Wahlen bekannten sich zwei Dutzend Abgeordnete der konservativen Wahlaktion Solidarität (AWS) zur „Familie“ des Paters. Da der ebenfalls der AWS angehörende Premier Jerzy Buzek ihnen zu liberal ist und außerdem evangelisch, haben einige von ihnen bereits die Fraktion verlassen. Sollten weitere nachfolgen, so ist die liberalkonservative Koalition in Warschau ernsthaft gefährdet.

Der Ordenspriester, vor 53 Jahren im südpolnischen Olkusz geboren, versteht sich als Vox populi – keineswegs zu Unrecht. Ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung, namentlich auf dem Lande, gehört jenem „anderen düsteren Polen“ an, frönt einem obskuranten Klerikalismus, ist antisemitisch und fremdenfeindlich eingestellt. Neben den Juden hat Rydzyk es besonders auf die Deutschen abgesehen – wohl aufgrund seiner Erfahrungen im Schwäbischen, wo er fünf Jahre als Aushilfspfarrer arbeitete, bis die deutschen Behörden 1991 seine Aufenthaltsgenehmigung nicht verlängerten. Zurück in der Heimat gründete er „Radio Maryja“, das als Privatsender firmiert. Zunächst erhielt er viel Lob vom Episkopat. Mittlerweile aber hat sich die Kirche offiziell von ihm distanziert, nicht zuletzt auf Druck des Vatikans. Als Rydzyk vergangenes Jahr in Erwartung einer Privataudienz bei Johannes Paul II. an der Spitze einer Pilgerschar nach Rom fuhr, empfing ihn nur ein Sekretär des Papstes und beschied ihn: „Die Sprache des Senders ist unchristlich.“ Die Ermahnungen fruchteten allerdings nicht. Rydzyk hämmert weiter.

Thomas Urban - SZ IM PROFIL vom 10.08.1998

Polin

haGalil onLine - Samstag, 14. Dezember 2013

  • Wenn Sie Ihre Meinung äußern möchten:
    Bitte melden Sie sich im Offenen Forum zu Wort!

Israel & NahOst Meldungen aus Israel
Europa Meldungen aus den weiteren Ländern Europas
Bundesrepublik Meldungen aus der Bundesrepublik Deutschland
Österreich Meldungen aus der Republik Österreich
Schweiz Meldungen aus der Schweizer Eidgenossenschaft

Freie Rundschau Mitteleuropa

 
Die hier archivierten Artikel stammen aus den "Anfangsjahren" der breiten Nutzung des Internet. Damals waren die gestalterischen Möglichkeiten noch etwas ursprünglicher als heute. Wir haben die Artikel jedoch weiterhin archiviert, da die Informationen durchaus noch interessant sein können, u..a. auch zu Dokumentationszwecken.


Spenden Sie mit PayPal - schnell, kostenlos und sicher!
Werben in haGalil?
Ihre Anzeige hier!

Advertize in haGalil?
Your Ad here!
haGalil.com ist kostenlos! Trotzdem: haGalil kostet Geld!

Die bei haGalil onLine und den angeschlossenen Domains veröffentlichten Texte spiegeln Meinungen und Kenntnisstand der jeweiligen Autoren.
Sie geben nicht unbedingt die Meinung der Herausgeber bzw. der Gesamtredaktion wieder.
haGalil onLine

[Impressum]
Kontakt: hagalil@hagalil.com
haGalil - Postfach 900504 - D-81505 München

1995-2006 © haGalil onLine® bzw. den angeg. Rechteinhabern
Munich - Tel Aviv - All Rights Reserved