Frage: Bei Ihrem aus synagogaler Musik und
jüdischer Folklore bestehendem Repertoire klingt eine Einladung nach
Südafrika etwas überraschend ...
Helmut Klotz: Ja, es war auch für uns eine Überraschung. Doch in
unserem Konzert zur Eröffnung der jüdischen Woche ´97 waren auch
ehemalige Leipziger jüdischer Herkunft, die nach 1933 aus Deutschland
vertrieben wurden. Unter ihnen die Brüder Middelmann, die damals in
Südafrika eine neue Heimat fanden. Sie waren von unserem Auftritt und
der Arbeit des Chores so beeindruckt, daß sie sich, zurückgekehrt,
energisch für eine Einladung einsetzten. Dazu weckten CDs von uns das
Interesse des Kapstadter Rabbiners. Auch im Direktor des Baxter-Theaters
Kapstadt fand sich ein begeisterter Unterstützer, der zu zwei Konzerten
in sein Haus lädt und zwei weitere in Johannesburg mit vorbereitete.
Frage: Wer half in Leipzig, die Reise zu
ermöglichen?
Helmut Klotz: Möglich wird sie nur durch die Unterstützung von
Sponsoren, der Stadt und des Deutschen Musikrates. Besonders Leipzigs
Kulturbeigeordneter Dr. Girardet hat sich für das Zustandekommen der
Tour eingesetzt.
Von Chormitgliedern und Solisten fordert eine solche Reise bei
beruflicher Angespanntheit zusätzlich intensive Proben und die Nutzung
von Urlaubstagen. Ich bin glücklich, daß so namhafte Künstler wie Ulrike
Helzel, Jürgen Kurth und Clemens Posselt immer wieder gern mit uns
arbeiten und damit dem Chor helfen.
Frage: Was bieten Sie nun in Südafrika, und
welches Publikum wird kommen?
Helmut Klotz: Wir wollen in drei Konzerten jeweils im ersten Teil
Synagogalmusik, im zweiten jiddische Folklore singen. Einer der beiden
Johannesburg-Auftritte wird ausschließlich mit Folkloreprogramm als Open
Air stattfinden.
Das Publikum kommt wohl zumeist aus den jüdischen Gemeinden von
Kapstadt und Johannesburg. Wir sind sehr gespannt auf diese Begegnungen,
denn wir wissen bisher zu wenig von den Menschen dort. Allerdings
dürften unsere Konzerte auch bei den anderen Bevölkerungsgruppen auf
Interesse stoßen.
Frage: Gibt´s noch andere Reisepläne?
Helmut Klotz: Ja. Im September werden wir zur Präsentation
Leipzig-Krakow in der Barbara-Kirche der alten Residenzstadt singen: Das
erste Mal, daß synagogale Musik in einem katholischen Gotteshaus Polens
erklingt. Am 9. November, an dem wir sonst immer zum Gedenken an die
Pogromnacht von 1938 in der Thomaskirche auftreten, sind wir diesmal im
Brüsseler Isaac-Rabin-Center.
Autor: Prof. Werner Wolf / Quelle: Leipziger
Volkszeitung vom 30. Juli 1998