Die "Ustascha" ( die "Aufständischen") bildeten bei
der Ergreifung der Macht im Jahre 1941 nur eine Splittergruppe von ein
paar tausend Mann. Kurz nach dem Überfall Nazi-Deutschlands auf die
UDSSR wurde bei Sisak die erste Partisaneneinheit gegründet, die
zunächst nur aus Kroaten bestand. Unter dem kroatischen Kommunisten
Josip Broz, genannt Tito, nahmen die Kommunisten den antifaschistischen
Kampf auf. Viele Serben Kroatiens und Muslime Bosniens schlossen sich in
den folgenden Monaten den Partisanen an. Auch Franjo Tudjman, der
jetzige Präsident Kroatiens, wurde Partisan.
Dennoch gelang es der Ustascha-Diktatur , durch die
Mobilisierung nationalistischer Gefühle mehr Anhänger zu gewinnen. Ganz
im Sinne der von der Kirche mitgetragenen faschistischen Ideologie
wurden Juden und Roma in die Konzentrationslager deportiert, so auch
nach Jasenovac. Auch die Serben Kroatiens und Westbosniens gerieten in
die Fänge der Diktatur. Nach dem Motto, ein Drittel töten, ein Drittel
bekehren und ein Drittel vertreiben, sollte eine kroatisch-katholische
Bevölkerungsmehrheit in dem NDH-Staat geschaffen werden, der die
heutigen Staaten Kroatien, Bosnien-Herzegowina und Teile der heute zu
Serbien gehörenden Vojvodina umfaßte.
Jasenovac war nicht der einzige von den Ustascha
errichtete Lager. Auch in Stara Gradiska, in Lepoglavo und anderen Orten
waren Lager eingerichtet. Dies könnte eines der Gründe dafür sein, daß
bald nach Kriegsende ein Streit begann, wie viele Menschen in Jasenovac
ermordet worden waren. Der bekannte kroatische Historiker Vladimir
Zerjavic geht von 85.000 Opfern aus. Später wurde, vor allem von
serbischer Seite, die Zahl nach oben getrieben. Plötzlich waren es
200.000 Opfer, in den sechziger Jahren nannte die orthodoxe Kirche die
Zahl von bis zu 800.000 serbischen Opfern. Als Ende der achtziger Jahre
in Serbien von Vuk Draskovic, Vojislav Seselj und anderen Nationalisten
Zahlen von bis zu 1,5 Millionen ins Spiel gebracht wurden, versuchten
kroatische Historiker, darunter auch Franjo Tudjman, dagegenzuhalten.
Anhand von Statistiken versuchten sie zu beweisen, daß "nur" bis zu
60.000 Menschen in Jasenovac ermordet worden waren.
Noch vor Ausbruch des Krieges in Jugoslawien wurde
also mit den Mordtaten Politik gemacht, um den jeweiligen "nationalen
Standpunkt" zu behaupten. Es fand keine Diskussion statt über die
Dynamik totalitärer Ideologien, die zu den Mordataten der Ustascha an
Serben, zu den Massakern der Tschetniks an Kroaten, Albanern und
Muslimen sowie der Racheakte von Partisanen mit ganzen
Bevölkerungsgruppen geführt hatten. In den Jahren 1941-1945 wurden, der
Nazi-Ideologie folgend, Teile der Bevölkerung "bestraft", ermordet oder
umgesiedelt.
Dieser Umgang mit der Geschichte ist ein Vorläufer
der ethnischen Säuberungen und all den anderen Greuel des Kriesges inden
90ern, die eine direkte Fortsetzung des Grauens des 2.Weltkrieges mit
Vorläufern in der Monarchie bilden. Es sieht so aus als würde wohl noch
mindestens eine Generation vergehen, bis dies im Ansatz aufgesrbeitet
werden kann.