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Wann wird der kroatische Präsident Jasenovac besuchen?

Ein Fernsehteam spürte den ehemaligen Kommandaten des Lagers in Kroatien auf:
Debatte über Verantwortung in Zagreb

ZAGREB - Schon aus der Ferne ist das Mahnmal sichtbar , ein mehr als 12 Meter hoher runder Bau, der gen Himmel ragt . Mit Gras bedeckte Erdhügel geben die Position der Baracken und Einrichtungen des Konzentrationslagers an, das an dem Zusammenfluß der Una und der Sava im Herbst 1941 errichtet wurde. Auf der rechten Seite wurde ein Damm aufgeschüttet, hinter welchem eine Allee den Lauf des Flusses Una markiert.

Auf dem Damm steht ein Eisenbahnzug. Für viele war hier die letzte Station. Hier wurden bis 1945 die Häftlinge ausgeladen: Juden, Serben, Roma, kroatische Oppositionelle, Anhänger der KP...

Hier war die Welt des Dinko Sakic. Von Ende 1942 bis Ende 1944 ist der heute 76jährige, aus Slavonski Brod stammende Ustascha-Fanatiker hier Lagerkommandeur gewesen. Bei Kriegsende hatte Sakic Verbindungen zur Kirche genützt, einem Hauptpfeiler der Diktatur, um mit Hilfe des Vatikans nach Argentinien geschmuggelt, wo er später von Evita und Juan Peron mit offfenen Armen empfangen wurde. Bis 1998 konnte der mutmaßliche Kriegsverbrecher unbehelligt in diesem Land bleiben. Inzwischen wurde er von einem Fernsehteam aufgespürt.

Der inzwischen wiederum Untergetauchte leugnet sämtliche ihm zur Last gelegte Verbrechen. Nach seinen Angaben könnte der Eindruck entstehen, das Konzentrationslager sei quasi eine Erholungsstätte gewesen. Sein Vorgänger Miroslav Filipovic-Majstorovic, der erste Kommandant des Lagers und Franziskanermönch aus der Herzegowina, wurde nach dem Krieg wegen seiner Verbrechen hingerichtet. Innerhalb von nur vier Monaten soll dieser Verterter der Kirche Tausende Gefangene liquidiert haben.

Sakic allein wird die Misshandlung von und der Mord an mehr als 2.000 Gefangenen vorgeworfen. Es wird wohl einiges für immer ungeklärt bleiben.

In einem Interview mit der in Split erscheinenden Wochenzeitung Feral Tribune erklärte sich Sime Klaic bereit, in einem künftigen Prozeß auszusagen. Als 16jähriger Junge zusammen mit Mutter und Schwester am 21. November 1941 verhaftet, überlebte er Jasenovac und andere kroatische KZ‘S . Seine ältere Schwester war als Mitglied des kommunistischen Widerstands exekutiert worden. Sime Klaic kennt Dinko Sakic persönlich. Noch im Januar 1942 wurde er von Jasenovac in ein neues Lager, nach Stara Gradiska gebracht.

Sakic bezeichnete der Zeuge als blutgierig. Damals war der junge Sakic stellvertretender Komandant in diesem Lager. Im April 1942 habe Sakic Massenmorde befohlen, er ließ zum Beispiel 26 Menschen in einen Raum sperren. Die Gefangenen verhungerten dort, im Mai seien es 36 Menschen gewesen, meist alte Kommunisten, die auf diese Weise getötet wurden. Um im Krankenhaus Platz zu schaffen, habe Sakic Kranke einfach töten lassen. Wer von dem Ustascha-Wachpersonal nicht mitmachte, wurde ebenfalls liquidiert, wie Peter Nemeth, der sich den Gefangenen gegenüber menschlich verhalten hatte.

Als im Sommer 1942 das Lager Djakovo geschlossen wurde, kamen jüdische Familien mit Kindern nach Stara Gradiska. Sie wurden in jenen Todesautos getötet, bei denen die Abgase in den Laderaum geleitet wurden.

Hat der Präsident Kroatiens den Kriegsverbrecher beim Staatsbesuch getroffen?

Sakic wurde von den argentinischen Behörden gedeckt. Das Regime von Peron hatte regelrecht um Nazis geworben, viele Nazis hatten in Argentinien Unterschlupf gefunden. Grund zum Protest der Opposition in Kroatien wird die ganze Angelegenheit, weil Präsident Tudjman 1994 während eines Besuches in Argentinein Sakic persönlich empfangen hat. "17 Minuten lang", sagte Sakic stolz. Tudjman selbst streitet dieses Treffen ab.

Vor acht Jahren war Sakic zu den Gedenkfeierlichkeiten nach Bleiburg in in Österreich gekommen, wo im Mai 1945 - nach der Kapitulation des Deutschen Reiches – mehr als 40.000 fliehende kroatische Soldaten und Zivilisten von Partisanen ermordet worden waren. Bleiburg ist ebenfalls eines der großen Verbrechen während des Zweiten Weltkriegs auf dem Balkan. Sakic erklärte aber damals unter dem Applaus der anwesenden Zuschauer dem Journalisten Victor Ivancic, alles, was er tat, würde er nochmals tun, er habe stets als aufrechter Christ gehandelt. "Ich schäme mich meines Namens nicht, ich bin sehr stolz auf ihn", sagte Sakic wörtlich. "Alles, was wir im Krieg getan haben, war im Interesse Kroatiens und der Christenheit. Ich bedauere, daß wir nicht das getan haben, was sie uns vorwerfen, getan zu haben."

Die Entdeckung von Sakic hat die kroatische Gesellschaft gezwungen, sich der Vergangenheit zu stellen. Kroatische Printmedien veröffentlichten am vergangenen Samstag einen Brief des Justizministers Miroslav Separovic an die argentinische Regierung, in dem dieser die Auslieferung des Kriegsverbrechers verlangt wird. Die Staatsanwaltschaft in Zagreb sei bereits angewiesen worden, ein Verfahren gegen Sakic einzuleiten. Da aber auch die Bundesrepublik Jugoslawien gerichtliche Schritte gegen Sakic eingeleitet hat und ebenfalls die Auslieferung des mutmaßlichen Kriegsverbrechers begehrt, muß Kroatien die Triftigkeit und Entschlossenheit seines Antrages nachweisen.

Die Forderung nach Auseinandersetzung mit der Geschichte wird in Kroatien erhoben.

Das Mahnmal von Jasenovac darbt dahin. Von 1991 bis 1995 im serbisch kontrollierten Gebiet gelegen, ist Jasenovac seit der Wiedereroberung wieder ein Teil Kroatiens. Es ist so als wäre die offene Wunde wieder heimgeholt worden. Der öffentlich geführte Diskurs um den Kriegsverbrecher Dinko Sakic könnte dazu beitragen, in Kroatien endlich eine Auseinandersetzung über die Vergangenheit zu führen.

Kroatische Geistessgrößen wie Slavko Goldstein, Nenad Popovic, Zarko Puhovski und einige Exponenten der Oppositionsparteien fordern dies vehement. Tudjman wird aufgerufen den Nachweis zu liefern, daß er das Versprechen ernst nimmt, das er Vertretern jüdischer Gemeinden gegeben hat: Die Verbrecher der Ustascha-Regierung, die mit den Deutschen kollaborierte, durch den kroatischen Staat zun verfolgen und die Verbrechen zu sühnen.

Wäre es zuviel verlangt , fragt die Wochenzeitung Feral Tribune, daß der kroatische Präsident einfach nach Jasenovac geht und einen Kranz zum Gedenken an die Opfer der Ustascha- Diktatur hinlegt?

23.4.98-Jüdische Rundschau / SLW

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