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Meldungen aus den Jahren 1995 - 1999 |
Jom Irushalajim -
Jerusalem Tag am 28. Ijjar / 24.05.98
''All nations
café''
Im Gasteig-Foyer (München), II. Obergeschoß,
bis zum 14. Juni 1998
Alltag der Gegensätze
Eine Ausstellung mit Jerusalem-Photographien
von Noah Cohen
Das „All nations café“ in Jerusalem,
ein winziger Raum mit einem alten Kühlschrank und kahlen Wänden, ist alles
andere als ein frequentierter Ort – der Photograph Noah Cohen trifft hier
neben dem palästinensischen Barmann nur einen einzigen Gast an. Doch das
Café gibt mit seinem Namen die Vision vor, die Hoffnung auf ein friedliches
Zusammenleben der Einwanderer aus 120 Ländern in Israel, auf die sich Noah
Cohen im Rahmen einer Photo-Schau im Foyer des Gasteigs einläßt. |
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Der aus Tel Aviv stammende, aber seit
den 80er Jahren am Ammersee lebende Photograph sucht nach den Eigenheiten
Jerusalems in den Gesichtern seiner Bewohner, zu denen Beduinen ebenso
zählen wie Yeshiva- Schüler, die an der Klagemauer auf ihren Rabbi warten,
orthodoxe Juden und gestylte Discogänger, ein griechisch-orthodoxer Mönch in
der Grabeskirche, ein palästinesischer Schäfer oder eine sephardische
Ladenbesitzerin. |
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Die Portraits in der Tradition der
strengen Schwarzweiß-Darstellung zeigen menschliche Begegnungen mit einem
warmherzigen Blick für den Alltag in einer nicht alltäglichen Stadt. Wie in
einem Brennspiegel konzentriert sich in Cohens Photographien aus Jerusalem
die beispiellose Herausforderung der israelischen Gesellschaft, religiöse
und säkuläre, europäische und orientalische Traditionen und Kulturen zu
verschmelzen. Alle Gegensätze, so zeigen sie, sind in Jerusalem schärfer
akzentuiert als anderswo, alles Verschiedenartige liegt dichter beieinander.
Die hieraus resultierenden Konflikte sind regelmäßig Stoff der Nachrichten.
Noah Cohen wählt eine andere Perspektive: In seinen Aufnahmen artikuliert
sich eine um Selbstverständlichkeit werbende zivilisierte Normalität im
Zusammenleben von Menschen verschiedenster Herkunft. Die Bilder der
Hoffnungsuchenden an der Klagemauer oder der arabischen Altstadt, in der
verschleierte Frauen in einer Näherei warten, sowie Aufnahmen von Tanzenden
in der Disco „Nicola“ suchen nichtdas Spektakuläre, sondern leben von einem
spontanen, Alltäglichkeit suggerierenden Blick. |
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Der Terror dringt dennoch in die Bilder ein. Bei der
Entwicklung der Aufnahmen erreichte Noah Cohen die Nachricht vom
Bombenanschlag auf den Mehane-Yehuda-Markt im Sommer vergangenen Jahres, bei
dem auch der Fischer David ums Leben kam, den er im Hintergrund eines
Fischverkäufers ablichtete. Sein Bild speichert mehr als alle anderen die
Hoffnung auf das „All nations café“. CHRISTINE
HAMEL
haGalil onLine:
Samstag, 14. Dezember 2013 |
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