Für den Museumschef ist es „ein historischer
Moment“. Nicht nur, weil die neuen Räume jetzt fertig sind und das
Museum im zehnten Jahr seines Bestehens ein eigenes Gebäude bekommt,
sondern auch, weil es künftig von der Stadt München finanziell gefördert
wird. Kulturreferent Siegfried Hummel wird im morgigen Kulturausschuß
dem Stadtrat den Vorschlag machen, dem Jüdischen Museum Miet- und
Betriebskosten in Höhe von 10 000 Mark monatlich zuzuschießen.
Darüber wird entweder morgen oder im Plenum am 22.
April entschieden. Daß die Stadträte zustimmen, dürfte außer Frage
stehen, denn die CSU hatte, aufgrund des SZ-Berichts im Dezember 1997
über die prekäre finanzielle Lage des Museums („Schöne Worte, viel Lob,
kein Geld“), Anfang des Jahres gefordert, die Stadt solle die
Umzugskosten und eine Jahresmiete übernehmen. Die Kaltmiete für die
neuen Räume beträgt, wie am 29. Dezember berichtet, pro Monat 12 500
Mark.
Um die Voraussetzungen für die städtische Förderung
zu schaffen, hatte Oberbürgermeister Christian Ude, der das Thema im
vergangenen Jahr zur Chefsache machte, am Dienstag vergangener Woche die
Mitglieder des Kulturausschusses, den Vorstand des „Vereins der Freunde
des Jüdischen Museums“, Mitglieder des „Ehrenkomitees“, darunter
Würdenträger aus Berlin und Jerusalem, sowie Alt-OB Hans Jochen Vogel
und seinen Verein „Gegen das Vergessen – für mehr Demokratie“ ins
Rathaus gebeten. Hinter verschlossenen Türen verlief das Gespräch, wie
ein Teilnehmer hinterher feststellte, „erfolgreich“. Heraus kam dabei,
daß das Museum als „Übergangslösung“ solange zu fördern ist, bis es ein
Jüdisches Museum unter städtischer Regie gibt. Dafür muß das jetzige
Museum jedoch auf eine breitere Basis gestellt werden, weil Grimm
schließlich „nur“ ein Privatmann ist.
Seiner Initiative ist es allerdings zu verdanken,
daß es seit April 1989 überhaupt ein Jüdisches Museum in München gibt.
Der Verein der Freunde wird jetzt zum Trägerverein des Museums bestellt,
und Grimm wird von ihm einen Vertrag auf zehn Jahre bekommen. Also
praktisch bis zu dem Zeitpunkt, wenn das große jüdische Museum der Stadt
geöffnet wird, das am Jakobsplatz entstehen soll. Diesem Trägerverein
werden Charlotte Knobloch für die Israelitische Kultusgemeinde und
Richard Bauer als Vertreter der Stadt angehören, neben drei anderen
Mitgliedern.
Die mögliche Kritik der jüdischen Gemeinde, daß
statt des großen Traums jetzt nur die kleine Lösung finanziert wird,
kommentierte OB Ude mit folgendem Vergleich. „Man darf mit dem Spatz in
der Hand die Erwartung auf die Taube nicht vergessen, aber man darf
wegen der Erwartung der Taube auf dem Dach den Spatz nicht ausschlagen.“
Richard Grimm ist jedenfalls zufrieden mit der
Lösung. Nachdem der Museumsbesuch auch im neuen Domizil kostenlos ist –
„ich will keine Schranken aufbauen“ – ist er allerdings auch weiterhin
auf Sponsoren angewiesen.