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Schweizer Kunstszene fürchtet einen neuen Holocaust-Skandal

Genf (dpa) - «Das Erwachen» nannte Gustave Courbet 1866 ein poetisches Bild, auf dem er Venus und Psyche in poetischer Nacktheit zeigte. So sanft der Pinselstrich mit dem der französische Maler die Sekunde des Erwachens festhielt, so heftig rütteln Historiker und jüdische Erben derzeit an der Geschichte dieses und anderer Kunstwerke, die von den Nazis in die Schweiz verkauft worden waren.

Nach Schätzungen der amerikanischen Regierung hatte sich Deutschland unter Adolf Hitler etwa ein Fünftel der Kunstschätze des Westens angeeignet, durch Enteignungen jüdischer Sammler, Plünderungen in eroberten Gebieten und erzwungene Billigverkäufe.

Privatsammler, Museumsdirektoren und Behörden in Bern und Zürich fürchten nun, daß sich das Thema «Raubkunst in der Schweiz» durch neue Forschungsergebnisse zu einem neuen Holocaust-Skandal ausweiten könnte - im Fahrwasser der Diskussionen über Nazigold und die sogenannten nachrichtenlosen Konten.

Denn der Historiker Thomas Buomberger, der im Auftrag des schweizerischen Bundesamts für Kultur eine Studie über geraubte Kunst erstellt, meint, die Zahl der von den Nazis in die Schweiz verkauften Raubbilder aus jüdischem Besitz liege weit über den bislang bekannten 77 Fällen.

Sandor Kuthy, Vizedirektor des Kunstmuseums Bern, weiß genau, wie «Das Erwachen» 1941 in den Besitz seines Museums gelangt war. Die nationalsozialistischen Besatzer hatten es damals aus der Galerie Wildenstein in Paris entwendet und über das umstrittene Luzerner Auktionshaus Theodor Fischer weiterverkauft. Über einen Kunsthändler in Basel kam es schließlich nach Bern.

Anders verlief die Geschichte der «Absinthtrinkerin» von Pablo Picasso. Das Werk aus der Blauen Periode hängt ebenfalls in Bern. Das deutsche Sammlerehepaar Gertrud und Oskar Troplowitz hatte das Bild der Hamburger Kunsthalle vermacht, aus der es die Nazis 1937 entfernten.

Zusammen mit anderen als «entartete Kunst» gebrandmarkten Werken ließ Propagandaminister Joseph Goebbels «Die Absinthtrinkerin» in die Schweiz schaffen. Dort wurde sie 1941 trotz des Einspruchs einer Schwester von Gertrud Troplowitz versteigert.

Im Kunstmuseum Bern rechnet man heute nicht mehr mit Ansprüchen auf das Picasso-Bild. Was den Courbet betrifft, so hatte ein Schweizer Gericht nach Kriegsende festgestellt, das Museum habe das Gemälde «gutgläubig» erworben und dürfe es deshalb behalten.

«Ich denke, juristisch gibt es keine Unklarheiten mehr», meint Kuthy. Doch er betont, «wir sind aber offen für Gespräche, wenn ein rechtmäßiger Anspruch kommt, sei es auch nur ein moralischer».

Christian Bührle, der Enkel des Schweizer Waffenfabrikanten und Kunstliebhabers Emil G. Bührle, sieht die erneute Diskussion über die Raubkunst dagegen weniger gelassen. Sein Großvater habe zwar Bilder aus jüdischem Besitz gekauft, diese aber später zurückgegeben und erneut gekauft.

«Es ärgert mich, daß unsere wertvolle Kunstsammlung deswegen immer wieder in den Dreck gezogen wird», entrüstete er sich vor einigen Tagen öffentlich. «Wir überlegen uns ernsthaft, die Bührle-Sammlung von Zürich ins Ausland zu verlegen.»

Die USA dürften in jedem Fall nicht sein Ziel sein. Denn dort hält die Staatsanwaltschaft seit Januar zwei Gemälde des österreichischen Malers Egon Schiele fest. Nach einer Ausstellung im Museum of Modern Art in New York waren die Bilder aus der Sammlung Leopold (Wien) beschlagnahmt worden. Angebliche Erben hatten Anspruch auf die Werke aus ursprünglich jüdischem Besitz erhoben.

Vor unnötiger Panikmache warnt der Direktor des Bundesamts für Kultur in Bern, David Streiff. Schätzungen, wonach sich heute noch 700 aus jüdischem Besitz in der Schweiz befinden sollen, hält er für überhöht.

Außerdem habe die Buomberg-Studie bestätigt, daß es zumindest in der Bundeskunstsammlung keine «verdächtigen Bilder» gebe. Er betont, sein Amt habe die Studie unter anderem in Auftrag gegeben, «damit jetzt nicht von überallher immer neue Forderungen und neue Erben auftauchen».

Quellen: dpa

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