Helmut KINDLER zum 85. Geburtstag
...oder die Chronik eines bedeutenden Verlages der
Nachkriegszeitvon Chaim FRANK
Heute, wo Bücher besser vom Fließband direkt zum
Kunden zu fließen haben - wo der Kunde eher weniger zählt, als vielmehr
sein Geld - da legt man keinen Wert mehr auf einen verlegerischen
Charakter oder Engagement und schon gar nicht in Sachen
''Buchthematik''. Die Masse, die Verkaufszahlen und wöchentliche
Buchstatistiken in irgendwelchen Magazinen und Zeitungen interessieren
die heutigen Verlagskonzerne um vieles mehr - nicht aber der
Lese-Geschmack und die Nachfrage individueller Kunden. Dieses Verhalten
wird seit Jahren schon von den einzelnen Vereins-Postillen des
Buchhandels (wie z.B. dem Börsenblatt, Buch Journal, Buch Aktuell usw.)
propagiert. Was kann man da als Kritiker und Leser dagegen tun? Heute
kann man da eigentlich nichts anderes mehr tun, als in Erinnerungen
schwelgen, wo es noch etliche ''Verleger-Persönlichkeiten'' gab, und
nicht - so, wie es heute üblich ist - verlegerische Konzern-Manager!
Einer solcher Persönlichkeiten, sozusagen ein
Verlags-''Fossil'', Helmut Kindler nämlich, feierte am 2.12.1997 in
München seinen 85. Geburtstag. Es war ein würdiger Rahmen (im
Literaturhaus), zu dem zahlreiche Gäste geladen waren. Und doch, bei
dieser Feierlichkeit war es nicht mehr so, wie man es aus früheren
Jahren her kannte. Ein überaus wichtiger Bestandteil des früheren
Kindler-Verlags und natürlich auch des Privatlebens fehlte an Helmut
Kindler´s Ehrenabend: Nina seine Frau. Wer sie kannte wird sie nicht so
schnell vergessen können - sie sprühte vor Wissen und Temperament und
war stets (zumindest seit fünfzig Jahren) an der Seite des Verlegers
anzutreffen. Sie ergänzten sich gegenseitig, was letztlich auch bestens
dem Verlag zugute kam. Wie bedeutend der Kindler-Verlag für das
Nachkriegsdeutschland war, soll die nachstehende ''kleine''
Verlagschronik aufzeigen, die bewußt lediglich nur einen Aspekt, nämlich
den Beitrag zum Judentum, behandelt.
In der Allgemeinen Wochenzeitung
der Juden vom 7.12.1962,
deren Redaktion sich seinerzeit noch in Düsseldorf befand, stand unter
anderem zu lesen:
''Helmut Kindler zum 50.Geburtstag''
"...Angefangen hat es damit, daß der 1912 in
Berlin geborene Helmut Kindler, Sohn eines Kriminalbeamten aus
Berlin-Lichtenberg, mit 16 Jahren, als Schuljunge noch, zum Urheber
eines Theaterstückes wurde. Er selbst hätte wohl nie daran gedacht,
daß er zwei Jahrzehnte später einen Weg einschlagen würde, zu dessen
Ziel es gehört, der deutschen Öffentlichkeit in Erinnerung zu
bringen, welchen gewaltigen Beitrag das Judentum zur Entwicklung
Deutschlands und seiner Kultur geleistet hat. ..."
Über Helmut Kindler ist bereite vieles gesagt und
geschrieben worden und wenn man einmal von der Pressemeldungen absieht,
so stößt man immer wieder in verschiedenen Autobiographien und
Erinnerungen bekannter literarischer Persönlichkeiten, wie z.B. Ilja
Ehrenburg, Hans Aumann, Heinz Ullstein u.v.a. auf seinen Namen.
Mit der Veröffentlichung von Büchern hatte Kindler schon 1946 in Berlin
begonnen. 1947 legte er die Dokumentation ''verboten und verbrannt''
vor, die er mit Nina Kindler, seiner Frau, vorher in der von ihm
herausgegebenen Wochenzeitung ''SIE'' veröffentlicht hatte.
Einer der Herausgeber hieß Alfred KANTOROWICZ, dessen ''Deutsche
Tagebücher'' der Verleger später, nach Kantorowiczs Flucht aus der DDR,
verlegte. Anfang der 50er Jahre finden wir Helmut Kindler in München, wo
er als Herausgeber der legendären Zeitschrift REVUE
ungewöhnlichen Erfolg hatte. Schon allein deshalb, da er darin Romane
und Biographien bekannter Autoren und Persönlichkeiten vorab druckte,
die dann in seinem Kindler-Verlag als Bücher erschienen sind.
Zehn Jahre später, also 1960, begann er gemeinsam mit dem Redaktionsstab
der von ihm herausgegebenen Zeitschrift ''DAS SCHÖNSTE'' die
Grundlagen für das erste der enzyklopädischen Werke, das ''KINDLER
MALEREI LEXIKON'', zu entwickeln. Kaum noch bekannt ist, daß Kindler
auch der Gründer der heute noch existierenden Jugendzeitschrift ''BRAVO''
war. Das war 1956. Ihre Qualität konnte noch gesteigert werden, als man
1959 Liselotte Krakauer als Chefredakteurin verpflichtete. Neben
Hollywood-Glitter und Glamour war man aber auch bemüht zu ergründen,
welche Probleme junge Menschen beschäftigten, was sie berührte und
besprach erstmals mit erfahrenen und bedeutenden Psychologen, wie auch
Theologen, offen, d.h. in Form von Leserbriefen und Antworten selbst die
intimsten Anfragen junger Menschen. Somit war die ''BRAVO'' ihrer Zeit
um vieles weit voraus und wurde damit zum Vorbild für alle, die danach
erschienen sind. Alte ''BRAVO''-Hefte besitzen übrigens heute
'antiquarischen' Wert und sind, abgesehen davon, daß man kaum noch
welche bekommt, unbezahlbar.
Soweit der 'Zeitschriftenverleger' Helmut
Kindler. Der 'Buchverleger' Helmut Kindler begann erstmals 1946,
zunächst gemeinsam mit Ullstein (Ullstein-Kindler-Verlag), in Berlin.
Bis zur Jahreswende 1948/49 lagen bereits sechzehn Buchtitel vor.
Kindler entschloß sich nach München zu gehen und wurde ''der''
Verleger. An dieser Stelle sollen, quasi als kleine Auswahl, einige der
bedeutendsten Bucherscheinungen aus dem gesamten Verlagsprogramm
chronologisch geordnet, in Erinnerung gerufen werden. Die gesamte
Auswahl ist seinerzeit in den von mir herausgegebenen
MITTEILUNGSBLÄTTER
(No.2-4 zwischen 1989-1990) veröffentlicht worden.
1947
''verboten und verbrannt - Deutsche Literatur 12 Jahre
unterdrückt''. Die von KANTOROWICZ
und Drews herausgegebene Dokumentation war vorher in einer
Sondernummer von ''SIE'' publiziert worden. Mit diesem Buch wurde
erreicht, daß eine große Anzahl deutschsprachiger Autoren dem
deutschen Leser 'wieder' nahegebracht wurden, die seinerzeit auf der
ersten Liste der verbotenen Literatur in der ''Nachtausgabe'' vom
23.4.1933 aufgeführt waren.
1949 ''Joseph
Kerkhovens dritte Existenz'', ist der dritte Band, neben den Romanen
''Der Fall Mauritius'' (1947) und ''Etzel Andergast'' (1948), die
zusammen die Jakob WASSERMANN-Triologie bilden. Der innere
Zusammenhang gründete sich auf die Schicksale der Hauptgestalten
Etzel Andergast und Joseph Kerkhoven. ''Der Fall Mauritius''
erschien erstmals 1928 und ''Etzel Andergast'' 1931 bei S.Fischer;
beide wurden 1933 verboten. ''Joseph Kerkhovens dritte Existenz'',
der den Schlußband bildet, durfte schon nicht mehr in Deutschland
erscheinen, sondern wurde im Todesjahr Wassermanns im Amsterdamer
Exilverlag QUERIDO posthum verlegt. Die deutsche Leserwelt lernte
diesen Schlußband dank der von Kindler neu aufgelegten Ausgabe
erstmals kennen.
1953 In
''Gefährtin im Exil'', beschreibt der in Deutschland vor allem durch
seinen ''Liliom'' bekannte Franz MOLNAR in bruchstückhaften
Aufzeichnungen, unter dem Schock eines schweren Verlustes, sein
Leben. Mittelpunkt dieses Lebens ist über einen langen Zeitraum
hinweg Wanda Barth, jene ''Gefährtin im Exil''. Welche Bedeutung sie
und ihr Tod für Molnar hatten, zeigt ein Teil dieses
Lebensberichtes, der in seiner einfachen Sprache den großen
literarischen Meister erkennen läßt.
1954 ''Narben
bleiben zurück''. In den Lebenserinnerungen von Prof.Dr.ROSENSTEIN,
dem langjährigen Leiter des Krankenhauses der Jüdischen Gemeinde zu
Berlin, spiegelt sich die Tragik der deutschen Juden. Diese Memoiren
sind jedoch kein politisches Buch, sondern vielmehr die Lebensbilanz
eines Chirurgen, dem sein Beruf zur Berufung wurde. Man erfährt
darin interessante Begegnungen mit großen Ärzten, bedeutenden
Künstlern von Bühne und Film sowie Schilderungen von seinen Reisen
in fremde Länder.
1955 ''Die
Akrobaten''. Mordechai RICHLER
war erst zweiundzwanzig Jahre alt, als er diesen Roman schrieb. Er
ist nicht nur der Vertreter der jungen Generation, sondern wußte
auch in diesem Buch, dessen Handlung im Nachkriegseuropa spielt,
junge Menschen und deren Generationskonflikte in neuen
Gesellschaftsordnungen zu schildern. Der 1931 in Montreal geborene
Richler ist Enkel jüdischer Emigranten aus Rußland. Er verbrachte
nach seinem Studium zwanzig Jahre in Europa und gilt heute als einer
der bedeutenden zeitgenössischen Schriftsteller Kanadas. Durch den
Kindler-Verlag wurde er dem deutschsprachigen Leserkreis bekannt.
1956 ''Frau
Pollys Gewerbe'' ist die Lebenserinnerung der Madame ADLER,
die 1900 in Janow zur Welt kam. 25 Jahre lang führte sie ein
renommierteste Luxusbordell in New York. Kenner priesen die
Auserwähltheit der darin befindlichen Damen. Polly selbst war
bescheidener. Sie nannte ihr Etablissement schlicht eine Kombination
von Jazz- Club und Bar. Dieses Buch ist ein intimer Tatsachenbericht
über das liebes- und erlebnishungrige New York eines hemmungslosen
Vierteljahrhunderts. ''Unsterblicher Film''. Heinrich
FRAENKEL, ein 'mit allen Wassern gewaschener', erfahrener
Filmmann, der seit den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg, als der Film
noch in den Kinderschuhen steckte, immer und überall 'mit dabei'
war, hat mit diesem Buch die überwältigende Fülle der Ereignisse in
eine romanhafte spannende Form gebracht, dabei doch jene historische
Zuverlässigkeit bewahrt, die das Werk zu einem auch wissenschaftlich
fundierten Kompendium macht. Die große Chronik von der Laterna
Magica bis zum Tonfilm.
1957 ''Die
Söhne Abrahams''. Gerade dieser Roman brachte Roger IKOR zwei
große Preise ein, wie den Prix Goncourt und den Albert-
Schweitzer-Preis. Ikor schildert das Schicksal einer jüdischen
Familie, die dem pogrom-freundlichen Zarismus entkommt, in
Frankreich eine neue Heimat sucht und sich allmählich, erst in der
dritten Generation, assimiliert. Robert Kemp, der gefürchtete
französische Literaturkritiker schrieb in ''Nouvelles Literaires''
über das Buch: "Eine Familiengeschichte von einer Qualität, der man
nicht häufig begegnet." ''Rosen im September''. Mit großem
psychologischem Einfühlungsvermögen Beschreibt Andre MAUROIS
die späte Leidenschaft eines alternden Schriftstellers zu einer
jungen Schauspielerin. Der Berliner TAGESSPIEGEL urteilte: "Vom
Erzählerischen her bietet das Buch außer der Maurois'schen Eleganz
im Stil noch aparte Einblicke in die Ambiance eines
südamerikanischen Landes, gesehen mit den scharfen Auge eines
französischen Romanciers."
1958 ''Gute
88 Jahre'' legte Bernhard Mannes BARUCH zurück, als er diese
Biographie verfaßte. Der 1870 in Cambden (USA) geborene Finanzier
war Philanthrop und darüber hinaus Wirtschaftsberater des
amerikanischen Präsidenten sowie Schöpfer des 'New Deal' unter F.D.
Roosevelt und Verfasser des Baruch- Planes zur Kontrolle der
Atomwaffen. "Selten haben wir ein Buch gelesen, das Beruf und Leben
mit solcher Vielseitigkeit und Offenheit beleuchtet. Es wird dadurch
zu einer ebenso spannenden wie lehrreichen Lektüre", schrieb Ilse
Montag in der Frankfurter Rundschau. 1962 erscheint ein weiterer
biographischer Band Bernhard Baruchs ''Die Jahre des Dienens''.
''Gershwin'', von Mignotti und ''Pasternak'', von Gert Ruge, sind
'Bildbiographien'
aus der gleichnamigen Buchreihe, die in diesem Jahr erstmals
vorgelegt wurde. Bis 1963 erschienen über dreißig Biographien von
den bedeutendsten Persönlichkeiten aus Kunst, Wissenschaft,
Literatur und Politik. Diese Reihe war nicht nur durch reichhaltiges
und außergewöhnliches Bildmaterial gekennzeichnet, sondern auch
äußerst interessant durch informative Texte, die nicht selten von
führenden Historikern verfaßt wurden. Die Gattin des Romanciers
Andre Maurois, Simone Andre MAUROIS, tat sich ebenfalls als
blendende Autorin hervor. ''Die Frau, die einen Kaiser machte'', ist
die Lebensgeschichte einer großen Liebenden, Elizabeth Ann Howard,
der Geliebten Napoleons III. Jenes ergreifendes Schicksal zeichnet
die Autorin mit der Werktreue eines Historikers und dem
Einfühlungsvermögen einer Frau, die zugleich eine hervorragende
Psychologin ist, nach.
1959 ''Aller
Tage Abend''. Dieses Buch ist eine Fritz KORTNER-Inszenierung.
Es ist geschrieben mit der Besessenheit und der künstlerischen Verve
des großen Theatermannes. Er wollte über sich schreiben, über sein
Leben - und es ist ein Buch geworden, das den Leser mit einem
Dreivierteljahrhundert deutscher Theater- und Geistesgeschichte
konfrontiert. ''Deutsches Tagebuch I'' gibt Aufschluß über das
bewegte Leben von Alfred KANTOROWICZ, der in den 20er Jahren,
als der Geist allgemein links stand, sich zum Kommunismus bekannte.
Diesem ersten Teil folgte im Jahre 1961 der zweite Band. "Wo
Menschen hungern, gibt es keine Freiheit", war einer seiner
Grundsätze. Nach dem Krieg kehrte Kantorowicz nach Ostberlin zurück
und gab in den ersten Jahren die Zeitschrift ''Ost und West''
heraus, die später von Ulbricht verboten wurde. Im August 1957, als
nach dem Ungarnaufstand der Terror Ulbrichts anwuchs, flüchtete er
nach West-Berlin. Inmitten von zwei deutschen Diktaturen, in denen
viele versagten, die ihn später kritisierten, hat er immer den
mühsamen Weg des Gewissens gesucht. Dies macht seine Arbeiten
lesenswert und aussagekräftig. ''Meine Freunde die Poeten''. "Ich
bin vielleicht der einzige deutsche Dichter, der sich mit einigem
Stolz einen Literaten heißt", schrieb einmal Hermann KESTEN.
Thomas Terry meint in der ''Neuen Zürcher Zeitung'' über das Buch:
"Es ist ein Panorama der deutschen Literatur im 20.Jhdt, wie es nur
von einem Literaten gezeichnet werden konnte, der diese Epoche
miterlebt und miterlitten hat, als Dichter und als Mensch."
''Exodus'' ist Leon URIS bekanntester Roman und handelt vom Einzug,
nach dem europäischen Moloch, ins Gelobte Land. Das Buch schildert
die Schwierigkeiten der KZ-Überlebenden, gegen den Willen der
Engländer mit dem Schiff 'Exodus' das Land der Zukunft zu erreichen.
Einzelschicksale der Passagiere, vor allem aber auch der verwegenen
und illegal tätigen Einwanderungsspezialisten, verweben sich nun mit
der Geschichte Israels, die nicht erst mit der historischen
konstituierenden Proklamation vom 14.5. 1948 begann.
1960 ''Stefan
Zweig - Der große Europäer''. Dieses, von Hanns ARENS
herausgegebene Buch, zeigt Stefan ZWEIG, wie ihn viele seiner Leser
nicht kennen. Es gibt in eindringlicher Form ein Bild des Dichters,
und da er viele berühmte Menschen zu seinen Freunden zählte, ist ein
Buch entstanden, das den Zauber der Unmittelbarkeit persönlicher
Bekenntnisse mit dem bleibenden Wert einer dokumentarischen Sammlung
vereinigt. ''Ich schlafe mit meinem Gewehr'', ist das erste Werk der
1939 geborenen Israelin Yael DAYAN, der Tochter Moshe
Dayan's. Als dieser Roman in einer israelischen Zeitung
vorabgedruckt wurde, gab es einen Skandal, denn man nahm ihr die
freizügige Schilderung des Armeelebens übel. Inzwischen erschien er
in vielen Ländern als Buch und erwies sich als internationaler
Erfolg. 1962 legte der Kindler-Verlag ein weiteres Buch dieser
Autorin vor: ''Beneidet die Furchtsamen'', welches gleichfalls einen
riesigen Erfolg verbuchen konnte. In seiner Autobiographie
''Streitbares Leben'' führt Max BROD
ein, im besten Sinne, erfülltes Leben am Leser vorbei und mit ihm
das Zeitalter von der Jahrhundertwende bis zu Brods letzten Jahre in
Israel mit allen seinen Problemen und geistigen
Auseinandersetzungen. Der Sohn der 'polemischen Stadt' Prag begegnet
außergewöhnlich vielen interessanten Menschen, die er in seinen
Lebenserinnerungen durch zauberhafte Episoden charakterisiert.
1961 ''Ben-Gurion'',
ist die Biographie eines Mannes, der für ein ganzes Volk lebte und
handelte, geschrieben von Robert St.John. Es berichtet aber auch
über den leidenschaftlichen Kampf einer Nation um Freiheit,
Selbstbestimmung und Eigenstaatlichkeit. Die Lebenserinnerungen des
bekannten Verlegers Heinz ULLSTEIN, ''Spielplatz meines
Lebens'' führen den Leser in heiter ironischen Episoden in das
Berlin der Vorkriegszeit. Diese lebensbejahende und liebevolle
Bilanz schließt mit dem Bekenntnis zu der Frau, die den Juden vor
dem sicheren Tod bewahrt hat, als sie in schicksalsschwerer Stunde
zu ihm hielt. ''Mila 18'', dies ist ein weiterer, großer Roman des
Schilderers jüdischen Schicksals, Leon URIS. Es ist die
Leidensgeschichte der Warszawer Juden im Zweiten Weltkrieg; er
umschließt die Tragödie des Kollektivschicksals der Ghetto-Kämpfer,
deren mutiges Sterben ein bleibendes Symbol für den ewigen Kampf des
Menschen um Freiheit und persönliche Würde darstellt. ''Der
Kastner-Bericht'', ist einer der erschütterndsten Berichte,
niedergeschrieben von Dr. Rudolf KASTNER. Carlo Schmid schrieb im
Vorwort: "Es liest sich wie die ausführliche und sorgfältige
Aktennotiz eines redlichen Sachwalters, der über seine Bemühungen
Rechenschaft ablegt, einige hunderttausend Menschen - vor allem
Juden aus Ungarn - vor der Vernichtung durch das Giftgas oder den
Genickschuß der Schinderknechte Himmlers und Eichmanns zu retten."
Kastner erlag am 12. 3. 1957 nach einem Attentat, in Tel Aviv den
Schußverletzungen, die ihm von Seew Eckstein beigebracht wurden.
1962 ''Von
Kunst besessen'', nennt Peggy GUGGENHEIM, die bekannte
Mäzenin moderner Kunst, ihre eigenwilligen Biographie. Sie schildert
mit ungewöhnlichem Freimut ihren interessanten Lebensweg von der
behüteten Kindheit in Amerika bis zur Besitzerin der schönen und
modernen Gemäldegalerie in Venedig. Als 'oberflächliche' Tochter aus
millionenschwerem Haus bekannt, versucht sie, ihrem Leben Sinn zu
geben und wurde so zur Sammlerin von Bildern und Menschen. Für
''Menschen*Jahre*Leben'' war ''Ljudi, Godji, Shizn'' der russische
Originaltitel von Ilja EHRENBURGs Biographie. Es ist nicht
nur bloß 'eine Biographie', auch nicht nur ein Zeitdokument, es ist
die Geschichte unseres Jahrhunderts schlechthin, hin, genauer
gesagt, der Zeitraum von 1891, dem Geburtsjahr Ehrenburgs, bis 1965,
der Vollendung dieser Niederschrift. Dieser Weltbürger, der viele
Gestalten aus Kultur, Kunst, Wissenschaft und Politik persönlich
kannte, schrieb ein kulturgeschichtliches Dokument ersten Ranges,
den sondierenden Bericht eines Augenzeugen, der die geistige,
literarische und politische Entwicklung dieses Jahrhunderts nicht
nur aus nächster Nähe verfolgt, sondern auch an ihr tätig mitgewirkt
hat. 1966 erscheint der zweite Band seiner Memoiren. ''Auf den
Spuren von Exodus'', ein Bildband von Leon URIS und des
griechischen Meisterphotographen Dimitrios HARISSIADIS, gilt heute
als unerreichbares Zeitdokument (es ist nirgends mehr zu bekommen),
da die in diesem Buch enthaltenen Bilder bereits eine historische
Aussage darstellen und aus einer Zeit stammen, als der Staat erst
zehn Jahre jung war. Zahlreiche Menschen in allen Situationen
begegnen dem Betrachter, viele Stätten, sie sich im Verlaufe von 30
Jahre verändert haben, zeigen in diesem Buch ihr früheres Aussehen.
Der Fotoband erschien erstmals 1959 in Amerika.
1963 ''Das
Dorf ohne Geld'', ist der zweite Roman von Roger IKOR, der in
einer Übersetzung von Cajetan Freund erschienen ist. Ikor ist
wiederum der große Meister in der Schilderung seelischer Stimmungen
und im Ausarbeiten von Charakteren. Das erfolgreiche Buch ''Die
Söhne Abrahams'' mußte nun erneut aufgelegt werden. 1964 kam der
nächste Roman Roger Ikors, ''Der flüsternde Krieg'', heraus.
Im Jahre 1963 setzt Kindler auch Taschenbücher zur
literarischen Gestaltung des Verlag-Programms ein. ''Sohn eines
kleineren Helden'' von Mordechai RICHLER, ist die Geschichte
Noah Adlers aus Montreal. Der Konflikt Noahs ist der Zwiespalt des
assimilierten jungen Juden von heute, der sich seines Judentums zwar
bewußt ist, der sich aber befreien möchte aus der bedrückenden
Atmosphäre eines Ghettos, das nicht mehr zwangsweise auferlegt ist,
sondern sich durch die Mauern jüdischer Traditionen und strenger
Gläubigkeit freiwillig von der Umwelt abschließt. ''Der Marques de
Bolibar'' von Leo PERUTZ
führt den Leser in die Welt des Napoleonischen Feldzuges in Spanien.
''Clair'' der Roman von Andre MAUROIS
ist erstmals in deutscher Sprache erhältlich.
1964 ''Ein
Mann kam nach New York'' oder ''Arthur Hawk'', ein Roman des
Amerikaners Herman WOUK, der unter diesen 'zwei Titeln'
erschien. Sein Roman strotzt geradezu von vorzüglich beobachteten
und glänzend erzählten Szenen aus dem Milieu des amerikanischen
Verlags- und Filmwesen, der eine Fülle gelungener Charakterstudien
enthält. ''Nacht'' von Edgar HILSENRATH ist ein hartes und
ein unsentimentales Buch. Dieser Roman aus einem ukrainischen
Zwangsghetto ist die Frucht eigenen furchtbaren Erlebens. Er ist
Sinnbild der Vergewaltigung des Menschen. Aber der Autor klagte
nicht an. Er bewies weder Haß noch Ressentiment. Er schildert den
Todeskampf der Opfer in einer zurückhaltenden, schlichten,
kompromißlos ehrlichen Sprache. Gerade durch diese Zurückhaltung
wird der Roman zu einer unüberhörbaren Anklage gegen die
Unmenschlichkeit einer Zeit und eines Regimes. 1964 war
übrigens auch das Jahr der ersten großen Kindler Lexika- und
Reihenwerke zu den Wissenschaften: Das ''Kindlers
Malerei-Lexikon'' wurde begonnen, an dem, neben bedeutenden
Kunsthistorikern, auch der ehemalige Leiter der Pressestelle der
Museen (1930- 1935 in Berlin), Prof. Alfred NEUMEYER mit
wichtigen Beiträgen mitwirkte. Als Taschenbücher findet
man unter anderem: ''Erziehung vor Verdun'', von Arnold ZWEIG.
Es gehört zu den bedeutendsten Romanen dieses Dichters. Aus Angst,
ihr korruptes Verhalten entlarvt zu sehen, schicken Offiziere einen
jungen Unteroffizier auf ein 'Himmelfahrtskommando' und als er
fällt, ist es nichts anderes als Mord. Eine Stimme erhebt sich gegen
Krieg und Kriegsverbrecher; Verdun hat ihn erzogen. Ein meisterhaft
erzähltes, packendes Antikriegsbuch. ''Die Endlösung'', eine
Dokumentation von Gerald Robert REITLINGER. Durch damals noch
laufende Prozesse, bei denen Verbrecher zur Verantwortung gezogen
wurden, gewann Reitlinger's Buch (erstmals in Deutsch) seinerzeit
besondere Aktualität, weil es die umfassendste und gründlichste
historische Darstellung der Vorgänge enthielt, die zum Untergang des
europäischen Judentums in den deutschen Vernichtungslagern geführt
haben. Es bewies aber auch geradezu, daß tatsächlich viele von der
Ausrottung der jüdischen Bevölkerung gewußt haben mußten.
Ebenfalls 1964 begann die hochkarätige Taschenbuchreihe
GEIST & PSYCHE in der, im Laufe von annähernd zwanzig Jahren,
unzählige jüdische Psychologen mit ihren Arbeiten vertreten waren:
hier seien nur wenige Namen als Beispiel genannt: NEUMANN,
Sigmund und Anna FREUD, REIK, NACHMANSOHN,
WOLFHEIM, FRANKL, BETTELHEIM und viele andere.
1965 ''Von
Kopf bis Fuß'', die Friedrich HOLLAENDER- Autobiographie, ist
der glänzende Spiegel einer turbulenten Zeit, ein Augenzeugenbericht
voller Charme und sprühendem Witz. Fast unübersehbar ist die Galerie
der Männer und Frauen, denen dieser Filmmusik- und
Chansons-Komponist in seinem Leben begegnete. Hollaender erzählt in
seinen Erinnerungen vom Berlin der ''Goldenen Zwanziger Jahre'', von
Hollywood, wo er später ein Kabarett gründete und natürlich über die
großen Filmstars seiner Zeit. Ursula von Kardorff schrieb in der
Abendzeitung über ihn: "Ein Tausendsassa ist er, ein Zaubermännlein,
in vielen Künsten begabt und ein blendender Erzähler..."
Mit der Herausgabe des ''Kindler Literatur- Lexikon's''
wird gleichfalls begonnen, an der auch wiederum zahlreiche jüdische
Autoren mitarbeiten, und in der natürlich auch zahlreiche Juden mit
Werkbeschreibung vertreten sind. Dieses Lexikon kann auch als
'Literaturführer' durch die große Weltliteratur bezeichnet werden
und gilt, neben dem ''Malerei-Lexikon'', als Markenzeichen dieses
bedeutenden Verlages.
1966
''Gespräche mit Ben Gurion'', von Moshe PEARLMAN. Pearlman
hat die Gespräche im Laufe des Jahres 1964 in Sede Boqer und in
Jerusalem geführt. In diesem einzigartigen Buch blickt der
achtundsiebzigjährige Ben Gurion, der 'grand old man', der zu den
hervorragendsten Staatsmännern unseres Jahrhunderts gehört, ohne
Eitelkeit auf sein Lebenswerk zurück. Er weiß, daß nichts
Vollkommenes gelingt. Ein Mann, der Spanisch lernte, um den ''Don
Quijote'' und Griechisch, um Platon im Original lesen zu können, der
das Ivrith ebenso beherrschte wie das Englische, der fließend
türkisch, französisch und russisch sprach, ist schon an
Gelehrsamkeit ein Phänomen. Ben Gurion war von Kopf bis Fuß ein
Pionier und - einer der wichtigsten Staatsmänner des damals noch
jungen Staates Israel. ''In einem heimgesuchten Land'', ist der
Bericht über die Reise des israelischen Journalisten Amos ELON
in beide deutschen Staaten. Es ist eine tiefgründige
Bestandsaufnahme zur deutschen Lage, die direkt und konkret auf die
Vorgänge dieses geteilten Staates Bezug nimmt, ohne auf der Basis
entsprechender Vorurteile in Diskussion zu stehen. Es ist vielmehr
eine Auswahl vieler Momentaufnahmen aus dem undurchsichtigen
deutschen Problemhaushalt beiderseits der Elbe.
1967
''Gerechtigkeit in Jerusalem'', geschrieben von dem 1990
verstorbenen israelischen Generalstaatsanwalt Gideon HAUSNER.
Er schildert darin die Vorbereitung und Durchführung des
Eichmann-Prozesses, wie er sich ihm in erschütternder,
unvergeßlicher Weise eingeprägt hat: Den ungeheuren Druck der
"öffentlichen Meinung, der nach Eichmanns Verhaftung auf Israel
ausgeübt wurde, die mühevolle Vorarbeit für den Prozeß, die Qual der
Zeugen, die fast zwanzig Jahre lang versucht hatten zu vergessen.
Dieses Buch ist eine der Glanzleistungen des Kindler-Verlags, der es
ermöglicht hatte, diesen Teil aus der Geschichtsschreibung auch dem
deutschen Leser vorzulegen. Mit dem ''Julio Jurentino'' wurde Ilja
EHRENBURG
1922 weltberühmt, den er in Belgien binnen eines Monats (!) schrieb.
Dieser mit beißender Ironie und dem Elan jugendlicher Begeisterung
geschriebene Schelmen-Roman wird hier zum politischen Manifest, mit
dem Ziel der Zerstörung der gegenwärtigen Herrschaftsformen, des
'Staatslevithan'. Der Übersetzer dieses Buches war kein geringerer
als Alexander Eliasberg, einer der Besten.
1969 40 Jahre
nach der Erstausgabe bei einem russischen Verleger in Berlin, wurde
nun Ilja EHRENBURGs Roman ''Das bewegte Leben des Lasik
Roitschwantz'', dank des Kindler-Verlags, wieder für den deutschen
Leser erreichbar. Ehrenburg schildert in einzelnen Episoden die
unfreiwillige Weltreise des kleinen jüdischen Herrenschneiders Lasik
aus Gomel. Dieser Roman steht in der Tradition chassidischer
Erzählkunst - angereichert durch Witz, Sarkasmus und Tragikkomik -
und kann sozusagen auch als ein Dokument der modernen Weltliteratur
gesehen werden.
1970 Roger
IKOR schloß nun mit dem vierten Band ''Glück ohne Wiederkehr''
seinen Romanzyklus ''Wenn die Zeit...''. Das grundlegende Thema
darin handelt vom Tod und dem Sinn des Lebens. Die Hauptfigur, der
Architekt Fenns, hält Rückschau auf sein Leben. Er zeigt zwar
äußerlich eine glänzende Karriere, aber unter seinem kritischen
Blick erscheint er selbst als zerrissene und leere Gestalt. Wie in
vielen Romanen Ikors bestimmen auch hier reife Überlegungen und
philosophisch betrachtende Gespräche den Inhalt. ''Der Laden auf dem
Korso'' des tschechoslowakischen Autors Ladislav GROSMAN, ist
die Geschichte eines kleinen getretenen Menschen, der in einer
faschistischen Umgebung einbezogen ist und in ihr die persönliche
Ehre und schließlich sogar das Leben verliert. Dieser Roman wurde
auch Vorlage für den gleichnamigen, mit einem Oscar ausgezeichneten
Film.
1971 Fritz
KORTNERs unvollendetes Werk ''Letzten Endes'', an dem er bis zu
seinem Tod am 22.7.1970 arbeitete, kann als Vermächtnis gesehen
werden, welches von Johanna Hofer, seiner Frau, herausgegeben wurde.
Kortner zieht ein Resümee über das, was er nach seiner Rückkehr nach
Europa erlebt hatte. Besondere Beobachtung finden Mitläufer der
Nazijahre, die nun wieder mit ihm gemeinsam auf Bühnen und im Film
arbeiten; die Schauplätze sind Berlin, München und Wien. Leon
URIS' ''QB VII'', der auf Tatsachen sich stützende Roman,
erscheint, in dem sich der 'sensationelle Verleumdungsprozeß der
britischen Geschichte' abspielt: Sir Adam Kelno, ein in England
geadelter Pole, kämpft um seinen Ruf als Arzt, setzt sich zur Wehr
gegen die Behauptung, die ein Autor in einem Buch vertritt: Kelno
habe im ehemaligen KZ Jadwiga über fünfzehntausend Operationen ohne
Betäubungsmittel durchgeführt. Lange Zeit bleibt Kelnos Rolle im KZ
Jadwiga ungeklärt. Dann aber taucht ein Zeuge auf, dessen Aussagen
und Tagebuch den Prozeß entscheiden. Der große französische
Kulturhistoriker Ferdinand BRAUDEL, Professor für Geschichte
am College de France, schrieb ''Die Geschichte der Zivilisation -
15. bis 18. Jahrhundert'', das in der 38 Bände umfassenden Reihe
Kindlers Kulturgeschichte heraus kam. ''Die Welt'' urteilte
seinerzeit über diese Reihe: "...ein großartiges Unternehmen von
internationalem Rang und Gewicht."
1972 Es ist
das Jahr, in dem Helmut Kindler auf einen Lebensweg von 60 Jahren
stolz zurückblicken konnte, in dem auch ein 26-jähriges Verlagsleben
enthalten ist. Ben B. SELIGMANs Buch, ''Sie kauften sich
Amerika - Entstehung und Entwicklung der beherrschenden
Wirtschaftsimperien'', untersucht die Kehrseite des amerikanischen
Freiheitsmythos: Verfassung und Gesetze der USA wurden von Anfang an
als Instrument einer dünnen Schicht rücksichtsloser Unternehmer
mißbraucht, die das Land und seine Reichtümer unter sich aufteilten.
''Der König David Bericht'', von Stefan HEYM, ein biblischer
Roman, der eine 'politische Parabel von böser Zeitlosigkeit' und
beklemmender Aktualität ist. Dieser Roman über die geistige
Entmündigung und Beraubung eines nichts als der Wahrheit
verpflichteten Machtlosen aus Gründen politischer Opportunität
durfte seinerzeit in der DDR nicht erscheinen. Kantorowicz meinte
als Rezensent über das Buch: "Ein unterhaltsames 'Lehrstück' in
Prosa!"
1973 Uri
SELA und Shraga HAR-GIL
sind die Herausgeber von ''Auserwählt und trotzdem heiter - Witze
aus Israel''. Das Thema war fällig. Die Frage, was von der üppigen
Witzfolklore der Juden Osteuropas nach Israel übertragbar war und
was nicht, welche Wandlungen sie dabei vielleicht erfahren hat und
ob inzwischen auch Autochthones hinzugekommen ist, gibt ja nicht nur
über Witze in Israel Auskunft, sondern zugleich über Soziologie und
Psychologie der israelischen Population. Im Gesamten gibt dieses
Büchlein einen heiteren Einblick in die Gedankenwelt der Israelis.
Sir Rudolph BINGs ''5000 Abende in der Oper'' sind die
Lebenserinnerungen aus 22 Jahren, in denen er Generalmanager der New
Yorker Metropolitan Oper war. Hier ist die Entwicklung eines Mannes
aufgezeichnet, der sich mit Energie und Können aus kleinen Anfängen
zu einer großen Figur auf seinem Gebiet heraufgearbeitet hat. David
BURG, der bekannte Übersetzer und Journalist, setzt sich
gemeinsam mit George FEIFER, mit seinem Landsmann und
bekannten russischen Schriftsteller ''Solshenizyn'' auseinander. Das
Buch stützt sich neben Berichten von Augenzeugen und Freunden des
Dichters vor allem auf jene Stellen aus seinen Romanen und
Erzählungen, die sich klar als autobiographisch nachweisen ließen.
1975 ''Die
Wahrheit'' von Leopold TREPPER, ist der authentische Bericht
über die größte Spionage- und Widerstandsorganisation im Zweiten
Weltkrieg. "Heute - endlich" , sagte Trepper, "habe ich nichts mehr
zu verbergen; heute will ich nur noch das Eine: über die fünfzig
Jahre meines politischen Kampfes die Wahrheit sagen. Hier ist sie,
die Wahrheit..."
1976 Den
Höhepunkt des Psychologie-Programm's bildet das Mamutwerk Kindlers
''Psychologie des 20. Jahrhunderts'', das zwischen
1976 bis 1981 in fünfzehn umfangreichen Bänden, in markant
tiefblauen Schutzumschlägen, herauskam. Nachträglich muß es wohl
immer noch als "Das Jahrhundertwerk der Psychologie" gesehen werden.
Dem Verlegerehepaar Helmut und Nina Kindler, aber auch dem Redakteur
Wolf Keienburg, ist es anzurechnen, daß es gelungen ist, nicht nur
ausgezeichnete Autoren für dieses 'Jahrhundertwerk' zu gewinnen,
sondern auch den ganzen Komplex der Psychologie zu erfassen.
1977 Robert
JUNGK: ''Der Atomstaat''. Das Buch hilft die Auseinandersetzung
um eine der bedeutsamsten Zukunftsentscheidungen der Menschheit zu
vertiefen. Es bemüht sich um jene Erhellung der gesellschaftlichen
Folgen wissenschaftlich- technischen Fortschritts, die von den
Politikern bisher vernachlässigt wurde. Hans AUMANN: ''Mein
Leben als Mischmosch''. Als Anwalt auch und gerade mit den
zwielichtigen Aspekten der Dame Justitia vertraut, bietet der Autor,
halb jüdischer, halb christlicher Herkunft, in diesem zugleich
amüsanten und kontemplativen Lebensbericht ein ungewöhnliches
Selbstportrait das Portrait der miteinander widerstreitenden Seelen
in einer 'Mischmosch'- Brust. Bruno BETTELHEIM schreibt in
seinem Buch ''Die Geburt des Selbst'' über erfolgreiche Therapien an
autistischen Kindern. Es geht ihm darum, die "leere Festung", in die
sich das in seiner Entwicklung fast vollständig blockierte
autistische Kind zurückgezogen hat, wieder mit Leben, mit einer
neuen Vitalität zu füllen und dem Selbst zu einer neuen Geburt zu
verhelfen.
1978 Walter
LAQUEUR: ''Europa vor der Entscheidung''. Einer der besten
Kenner der europäischen Geschichte und Politik untersucht in dieser
brillant geschriebenen Studie Ursprünge der Krise, beleuchtet
politische, wirtschaftliche und geistige Hintergründe, bevor er auf
mögliche Zukunftsperspektiven eingeht. Leo PRIJS, ein
Breslauer, war der Herausgeber von ''Hauptwerke der Hebräischen
Literatur''. Sie umfassen Einzeldarstellungen und Interpretationen
der Bibel und Talmud bis zur zionistischen Moderne. Die Beiträge
sind chronologisch nach Epochen und in zweiter Linie, alphabetisch
nach den jeweiligen Autoren geordnet. Auf diese Weise entsteht eine
Geschichte der Hebräischen Literatur aus ihren Hauptwerken: Ein
unentbehrliches Nachschlagewerk für Studenten der Judaistik und ein
Kompendium für jeden Kenner der Hebräischen Literatur, aber auch für
Laien.
1979
Besonders in diesem Jahr, nachdem der Film ''Holocaust'' im
Deutschen Fernsehen lief, brachte auch der Kindler-Verlag wiederum
Bücher zu diesem Thema heraus. Der Vergangenheitsbewältigung
gewidmet, erschienen mehrere 'unliebsame' Bücher mit dieser
'unangenehmen' Thematik: Paul J. SCHRAG hat schon in seiner
Jugend ein Archiv angelegt, in dem er mündliche Überlieferungen
wortgetreu festgehalten, Dokumente und Briefe gesammelt und das er
im Rahmen des Möglichen fortlaufend vervollständigt hat. Die
Erzählung ''Heimatkunde'' spiegelt nicht nur das Zeitgeschehen von
1881 bis 1938 wider, sondern auch Entfaltung, Blüte und Untergang
des jüdischen Mittelstands, der in jenen Tagen ein lebendiger
Bestandteil des deutschen Bürgertums war. ''Wo vorher Birken
waren'', ist ein Überlebensbericht von Krystyna ZYWULSKA, die
in ihrer Jugend das Martyrium von Auschwitz- Birkenau am eigenen
Leib verspürte. Die Hülle liegt hinter ihr, doch vergessen kann ein
Mensch das zur Alltäglichkeit gewordene Entsetzen nicht. Mit
eindrucksvollen, schrecklichen Bildern beschreibt sie ihren
Leidensweg, der vom Widerstand im Warschauer Ghetto bis hin zur
Deportation nach Auschwitz führt. Sie war gezwungen, die Neueingänge
zu registrieren und diese Zeugenschaft war ihr Verpflichtung, das
Buch zu schreiben. ''Ich sah das Dunkel schon von ferne kommen
/ Der Tod ist ein Meister aus Deutschland / Ich sah aus
Deutschlands Asche keinen Phönix steigen'', sind drei
Anthologien, herausgegeben von Bernd JENTSCH. Natürlich ist
Auschwitz eigentlich kein ''Thema'' für Lyrik, sondern das
schlechthin Entsetzliche. Aber wenn die Sprache das Gedächtnis der
Menschheit ist, dann muß auch vom Schlimmsten gesprochen werden, was
Menschen Menschen angetan haben, auch und gerade in der Sprache der
Dichter. Poetische Zeugnisse zum Dritten Reich, auch zu seiner
Vorbereitung und zu seinen Folgen, wurden von dem seit 1976 im
Westen lebenden Bernd Jentsch zusammengetragen und in drei Bände
aufgeteilt. Diese dreibändige Sammlung ist mehr als eine der
üblichen Gedicht-Anthologien: Sie sind ein Stück Zeitgeschichte.
Lucy DAVIDOWITCZ ''Der Krieg gegen die Juden 1933- 1945'',
ist ein Standardbuch - gestützt auf eine Fülle von Dokumenten sowohl
von deutscher wie von jüdischer Seite -, das über alle Fragen zur
Vernichtung der Juden erschöpfend Auskunft gibt. Das Buch berichtet
auch über das Leben zwischen Hoffnung und Ausweglosigkeit, die
grauenvolle Lage in den osteuropäischen Ghettos, wo die aus ganz
Europa zusammengepferchten Juden dahinvegetierten, aber auch ihre
verzweifelten Versuche, zu leben und zu überleben. Die Dokumentation
von Werner RINGS, ''Leben mit dem Feind'', behandelt das
Thema Anpassung und Widerstand in Hitlers Europa 1933-1945. Rings
befaßt sich mit den Modellen der Besatzungspolitik. Er beschreibt
und definiert die verschiedenen Formen der Kollaboration, von der
unpolitischen Anpassung über die wirtschaftliche Zusammenarbeit bis
zur politisch-militärischen Aktionsgemeinschaft; und ebenso
analysiert er den Widerstand, der mit symbolischem Protest beginnt,
sich im Untergrund organisiert und schließlich bewaffnete
Partisanenverbände und Geheimarmeen aufstellt. Besondere Beachtung
finden die Sternstunden und die Tragödien des europäischen
Widerstands und seine Abhängigkeit von der Militärmacht und den
politischen Widersprüchen der ost-westlichen Allianz. Heinz ARTZT,
ein Staatsanwalt, der bis 1977 bei der Zentralstelle der
Lansesjustizverwaltung in Ludwigsburg tätig war, stellt in seinem
Buch ''Mörder in Uniform'', in übersichtlicher Gliederung NS-
Organisationen in ihren Aufgaben und ihrem Einsatz während der
Nazizeit unter dem Aspekt ihrer Beteiligung an NS-Verbrechen in
kritischer Beschreibung und Bestandsaufnahme dar. Ein Band, der
Klarheit in das Gewirr der NS-Organisationen bringt und für
Diskussionen unerläßliche Informationen bietet.
1980 ''Die
Schriften der Anna Freud'', in 10 Bänden, ist ein
außergewöhnliches Werk. Diese deutschsprachige Ausgabe der
gesammelten Schriften der bedeutendsten Vertreterin der
Kinderanalyse umfaßt die Werke Anna FREUDs von 1922 bis 1980,
erschien in einer noch von der Autorin durchgesehenen und teilweise
überarbeiteten Fassung. Ihr Werk hat Weltgeltung. Bruno
BETTELHEIM: ''Aufstand gegen die Masse''. Das Thema und die
Thesen dieses großen Essays zielen ins Zentrum eines Problems, daß
man ohne Übertreibung als das der abendländischen Kultur in unserer
Zeit ansprechen darf. Bettelheims Theorie des individuellen
Widerstands gegen den Apparat der Vermassung mündet praktisch in der
schlichten Aufklärungsformel: Wir dürfen uns nicht mehr mit einem
Leben zufrieden geben, in dem die Bedürfnisse unseres Gefühls
unserem Verstand fremd sind. Ronald SANDERS
legte die erste umfassende Biographie des Komponisten ''Kurt Weill''
vor. Dieser spannende Bericht, in dem Zeitgeschichte und Zeitgeist
und deren Wechselwirkung mit der musikalischen Entwicklung Weills
und der Wirkungsgeschichte seiner Werke lebendig geschildert werden,
ist immer noch eine Fundgrube für jeden Musikfreund. Mordechai
RICHLERs weiterer Roman ''Der Traum des Jacob Hersch'', wurde,
wie seine früheren Werke ''Die Akrobaten'', ''Der Boden trägt nicht
mehr'' oder ''Sohn des kleinen Helden'', ebenfalls ein großer
Erfolg. Jacob Hersch, ein wohlhabender, anerkannter Filmregisseur,
der in London das Leben eines Millionärs führt, wird immer wieder
von seiner Vergangenheit eingeholt - dem jüdischen Ghetto von
Montreal, den Schuldgefühlen, die ihn an seine Herkunft binden. Sein
Ideal ist Joey, sein geheimnisvoller Vetter, den er in seinen
Träumen zum Helden, zum Über-Ich, zum Rächer der Juden, stilisiert.
Mit Richler hat die kanadische Literatur einen bedeutenden Vertreter
gefunden.
1981 Mit der
10-bändigen Enzyklopädie ''Der Mensch'' ist dem
Kindler-Verlag wiederum ein großartiges, äußerst wertvolles
Meisterwerk gelungen. Dies ist eine Gesamtwissenschaft vom Menschen,
die sein Wesen, seine Geschichte und seine Zukunft erörtert. Die
Antwort auf die Grundfragen unseres Daseins gaben zahlreiche
bekannte Wissenschaftler und Nobelpreisträger. Der wunderbare
Bildband ''Jerusalem'', den Leon URIS wieder, wie den
''Irland''-Bildband, mit seiner Frau, der Photographin Jill URIS,
schuf, trägt den Untertitel 'Lied der Lieder' und ist die
großartige, farbenprächtige Biographie einer besonderen Stadt, in
deren Geschick sich das Schicksal eines ganzen Volkes widerspiegelt.
Ein Epos der Menschheit, gestaltet in einer faszinierenden
Verbindung von Text und Bild - bewegend, inspirierend und von einer
engagierten Sympathie getragen. Ezer WEIZMAN, der Neffen des
ersten Staatspräsidenten Israels, schrieb das Buch ''Ein
Schlachtfeld für den Frieden''. Sein Buch wurde eine Sensation.
Seine Begegnung mit Sadat, die zermürbenden Verhandlungen in Camp
David, Berichte aus geheimen Kabinett-Sitzungen, über Grenz-
zwischenfälle, Einzelheiten der Litani-Operation im Südlibanon, die
Beschreibung eines neuen Flugzeugtyps der israelischen Luftwaffe und
die Enthüllung der Hintergründe, die zu Weizmans Rücktritt als
Verteidigungsminister führten. All' dies machte dieses Buch zu einem
Werk von höchster Brisanz. ''Joshua - damals und jetzt'', ist
Mordechai RICHLERs letzter Roman im Kindler-Verlag. Dieses
neue Buch des nun längst bekannten kanadischen Autors ist ein Roman
über Joshua Shapiro, über den Mann, der er heute ist und den Jungen,
der er einst war; über das Quebec der Separatisten von heute und das
gesättigte, klassen- und pferderennenbesessene Kanada von gestern.
Es ist ein Buch über einen Menschen in mittleren Jahren und über
seine Jugend ...über damals und jetzt.
1982 In
seinem Buch ''Gala Abend'' gibt Sir Rudolf BING einen
weiteren Rückblick auf seine große Zeit an der Met. Geistreich,
melancholisch und ironisch schrieb er über seine Arbeit mit den
bedeutenden Dirigenten und Sängern, über die Pikanterien des
Opernbetriebs, wie auch von seinen Gedanken über die Oper von
'heute'. Es wurde gleichfalls ein großer Erfolg, wie sein Buch
''5000 Abende in der Oper''.
Helmut Kindler, die liebenswerte Persönlichkeit und
beachtenswerter Verleger, feierte im Jahr 1982 seinen 70.Geburtstag. Aus
diesem Anlaß gab das Verlags-Lektorat den Band ''Texte zu einem
Lebenslauf - Bilder für eine Verlagschronik'' heraus, in dem
zahlreiche Autoren die Arbeit des Verlegers würdigten. Es war aber auch
jenes Jahr, in dem er sich zur wohlverdienten Ruhe setzte.
Sein Lebenswerk besteht seit diesem Zeitpunkt im
DROEMER-KNAUR
Verlag fort. Zahlreiche gleichfalls interessante Bücher sind bis heute
im 'neuen' Kindler-Verlag erschienen, wobei nicht zuletzt auch die
Mammut-Ausgabe des ''Neuen
Kindler Literatur-Lexikon'', diesmal in 20 Bänden, erwähnt werden
muß, deren Ursprung und Grundstock sich immer noch auf die im Jahr 1965
entstandene 7- bändige Ausgabe stützt.
Die berühmte, ja klassische Kindler-Reihe GEIST & PSYCHE ging an
den bestens dafür geeigneten Fischer-Verlag
über, der es ebenso ausgezeichnet verstand, dieses einzigartige,
bedeutungsvolle Psychologie-Programm nicht bloß weiterzuführen, sondern
auch im 'psychologischen Sinne' des Verlegerehepaars Nina und Helmut
Kindler ständig zu bereichern.
Zum 85. Geburtstag gilt es - auch von jüdischer Seite
aus - Herrn Helmut Kindler für seine verlegerische Leistung und für sein
risikoreiches Engagement einen aufrichtigen Dank auszusprechen. Aber
auch dafür sollten wir danken, daß sein Verlagsprogramm einen
wesentlichen Anteil an der Aufarbeitung der deutschen Vergangenheit
nahm. Wie wir wissen, waren gewisse Thematiken, wie z.B. die
Vergangenheitsbewältigung oder gar die politische Aufarbeitung der
Nazi-Zeit, vor allem für viele deutsche Verlage und Medien (mit ganz
wenigen Ausnahmen) seinerzeit kaum von Interesse.
Was damals eher vage auf den Lesertisch kam und vielleicht auch gelesen
oder gar öffentlich über die Presse ´abgehandelt´, wurde - so zeigte es
sich jedenfalls - nicht selten von der ''öffentlichen Meinung'' selbst
boykottiert. So ist es schließlich nicht zuletzt und gerade Helmut
Kindler zu verdanken gewesen, daß so manche, seinerzeit noch unbekannte
jüdische Schriftsteller, durch seinen Verlag im deutschsprachigen Raum
bekannt wurden: z.B. Leon Uris, Rodger Ikor, Mordechai Richler, und auch
solche ´unbequeme´ Autoren, wie etwa der damals überaus gehaßte Ilja
Ehrenburg oder Alfred Kantorowicz.
Wer mehr über das Leben von Helmut Kindler erfahren
möchte, wem die Geschichte eines bedeutenden Verlags der Nachkriegszeit
interessiert und wer ein Stück Zeitgeschichte erleben möchte, der sollte
die Memoiren dieses deutschen Verlegers ''Zum Abschied ein Fest''
lesen. Seine Autobiographie ist im Kindler-Verlag (ISBN 3-463-40131-2)
1991 erschienen und kam etwas später auch als Knaur-Taschenbuch heraus.
In seinem jüngsten Buch - und das ist jedenfalls einzigartig für einen
Verleger, bewies sich Helmut Kindler als Romanautor. Mit ''Leg mich
wie ein Siegel auf die Herz'', so der Buchtitel (ISBN
3-463-40313-7; natürlich im Kindler-Verlag erschienen!), schuf er einen
Indizienroman über die kinderreiche ´Heilige Familie´ aus Nazareth.
''Kein religiöses Buch!'' schrieb Helmut Kindler, ''Sondern ein
religiöser Stoff, der mich brennend interessiert hat, den ich in eine
Art Tatsachenroman verwandeln wollte, in Docufiction, wie man das in den
USA nennt: Jesus, heißt es im Neuen Testament, hatte vier Brüder und
mindestens drei Schwestern. (Anm.: das ist im Judentum eine Mizwa! Söhne
´sollten´ stets überwiegen.) Damit hat sich noch kein Schriftsteller
beschäftigt, was mich sehr erstaunt. In meinem Buch geht es um die
Familie, aus der Jesus stammte, um eine Liebesgeschichte und schließlich
um die Versöhnung zwischen Arabern und Juden in Palästina...''
Möge es also zutreffen, wie es der Chef des
DROEMER-KNAUR und KINDLER-Verlages, Dr. Günther FETZER, bei dem
Geburtstagsfest ankündigte, daß der Verlag bereits daran denkt, eine
NINA-KINDLER-GEDÄCHTNIS-BIBLIOTHEK, zu Ehren der 1996 verstorbenen
Verlegergattin, Nina KINDLER, im Verlagsprogramm aufnehmen wird. Hier
darf man gespannt darauf warten, welche Bücher aus dem ehemaligen
KINDLER-Verlag wohl wieder zum Vorschein gebracht werden. Da gäbe es
bereits unheimlich viele Wünsche bezüglich der Neuauflagen von sehr
gefragten Kindler-Büchern. Man wird also warten müssen, ... auch wenn es
vermutlich bis zum jüngsten Tag dauern dürfte. Herrn Helmut Kindler aber
wollen wir in Dankbarkeit für seine vollbrachten Taten und für sein
mutiges Engagement danken und ihm, im jüdischen Sinne wünschen: 120 soll
er werden - in Gesunterhajt!
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