Freitag, 6. März 1998
Netanjahu bei Kohl: Kanzler "zunehmend
besorgt" über Stillstand
Bonn (dpa/eu) - Der deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl hat heute
bei einem Treffen mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin
Netanjahu "zunehmende Sorge" über den Stillstand im Nahost- Friedensprozeß
geäußert.
Er appellierte nach Angaben von Regierungssprecher Peter Hausmann
an Israel und die Palästinenser, an dem 1993 in Oslo begonnenen Prozeß
festzuhalten und jede Chance zum Dialog und für Fortschritte zu nutzen.
Netanjahu sucht auf seiner Europa-Reise Unterstützung für eine
neue Friedenskonferenz. Die israelisch-palästinensischen Verhandlungen zur
Umsetzung der Oslo-Vereinbarungen gelten als praktisch gescheitert.
Netanjahu hatte am Vortag in Madrid eine neue internationale
Konferenz ins Gespräch gebracht, die den Rahmen für neue Verhandlungen
zwischen den Konfliktparteien bilden könne. Kohl mahnte im
Gespräch mit Netanjahu vor allem "substantielle und konstruktive
Fortschritte" in den Kernstreitpunkten an: Sicherheit Israels,
Siedlungsaktivitäten und Truppenreduzierungen in den palästinensischen
Gebieten.
Bonn wolle mit seinen EU-Partnern weiterhin alles daransetzen, den
Friedensprozeß tatkräftig zu unterstützen.
In Bonn gab es keine Bestätigung, ob Netanjahu den Kanzler über
Überlegungen informiert hat, die israelischen Streitkräfte im Süden Libanons
abzuziehen und durch eine internationale Truppe ersetzen zu lassen.
Über entsprechende Pläne hatte der Regierungschef in Medien-
Interviews gesprochen. Nach dem Kurzbesuch in Bonn standen weitere Gespräche
in London und Oslo auf Netanjahus Programm.
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