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    Geld für die Feinde des Geldes: 
    
    Schon wieder ein Antisemitismusskandal bei der Hans-Böckler-Stiftung? 
    
    
    Ein Offener Brief an die HBS, 10. November 2006 
    
    
    
    http://www.diemachtdesgeldes.de/ heißt eine neue Homepage von 
	StipendiatInnen der Hans-Böckler-Stiftung (HBS). Es ist eine Münze mit einem 
	Dollarzeichen darauf abgebildet. Der Dollar als abstoßendes Zeichen ist seit 
	langem Symbol eines völkischen Antikapitalismus, weltweit. Dabei geht es den 
	ressentimentgeladenen Sozialreformern, deren Homepage von dem 
	HBS-Stipendiaten Jens Simon Mannheim gemacht wird –
    
    http://www.jensmannheim.de/start.htm – nicht um kritische, 
	wissenschaftliche Analyse, vielmehr um Agitation gegen alles, was nicht nur 
	die einfache Frau respective der einfache Mann, vielmehr weite Teile des 
	deutschen Establishments als böse=Geld=USA (=Jude) zu identifizieren gewöhnt 
	sind, allerspätestens seit 9/11.[1] 
    
    Zudem wird ganz offen 
	Werbung für die Gruppierung Initiative für Natürliche Wirtschaftsordnung 
	gemacht, kurz INWO
    
    http://www.inwo.de/index.php. Schon der absurde Name "Natürliche 
	Wirtschaftsordnung" fällt dabei auf, ist doch die Welt dadurch 
	gekennzeichnet, dass Menschen sich die Welt herstellend verändern (Hannah 
	Arendt) und nach Siegfried Kracauer ist es Ziel von Intellektuellen, 
	"destruktive Kritik" zu üben. "Dieser Anspruch, ›der wider die angeborene 
	und‹, wie Kracauer ausdrücklich hervorhebt, ›die erworbene Natur ist‹, kann 
	den Intellektuellen nicht geschenkt werden: ›die Natur zum mindesten 
	versuchsweise außer Kraft zu setzen, soweit es nur irgend geht. Nichts 
	anderes ist der Intellekt als das Instrument der Zerstörung aller mythischen 
	Bestände in und um uns.‹"[2] 
    
    Phänomene wie der 
	Rechtsextremismus der Freiwirtschaftslehre oder der Ideologie des Dritten 
	Weges – angeblich jenseits von rechts und links – sind gut dokumentiert und 
	bekannt.[3] 
    Obskure Gruppen und Grüppchen tummeln sich nicht nur im Internet, um gegen 
	"das Geld" und den "Zins" Stimmung zu machen[4], 
	um gleichzeitig Mittelstandsunternehmern Honig ums Maul zu schmieren. Ein 
	kleinbürgerliches Schema, das bekannt ist, zumal in Gewerkschaftskreisen. 
    
    Doch die 
	Böckler-Stiftung steht keineswegs auf Seite der Kritiker solcher abstrusen 
	Projekte, nein: 17 500 € wurden offenbar zugesagt, um das Projekt "Die Macht 
	des Geldes" in Form von sieben Wochenend-Workshops bis Anfang 2008 
	durchführen zu können (siehe
    
    http://www.jensmannheim.de/start.htm). 
    
    Es kann nicht angehen, 
	dass die HBS Kongresse zum Thema ›linker Antisemitismus‹ durchführt – Anlass 
	war der seinerzeit skandalisierte Antizionismus eines Stipendiaten der HBS 
	im Jahr 2003 –, interessante Bücher zum Thema herausgibt und zugleich 
	Workshops finanziert werden, welche der antisemitischen Ideologie des 
	"Mammonismus" anhängen, nachdem das Geld respective die Börse und der Zins 
	verantwortlich seien für so gut wie jedes Übel dieser Welt. Der Kern 
	kapitalistischer Gesellschaften – die Lohnarbeit und das Privateigentum an 
	Produktionsmitteln – wird von solchen Ideologen wie den 
	Freiwirtschaftstheoretikern nicht nur nicht angetastet, vielmehr wird er 
	vergöttlicht und ArbeiterInnenrechte werden abgewehrt. Streiks sind 
	gleichsam das Tabu dieser Art von "Wirtschaftswissenschaft", was in der 
	historischen Tradition der Freiwirtschaftslehre seit Silvio Gesell gründet.  
    
    Die OrganisatorInnen 
	der Workshops bewerben eine Freiwirtschaftsideologin, Margrit Kennedy. Diese 
	wiederum stützt sich auf den japanischen Freiwirtschaftler Yoshito Otani, 
	der sich ganz explizit und ausführlich 1978 in einer Monografie völlig 
	positiv auf die gefälschten (und von ihm als wahr vorgestellten!), 
	antisemitischen Protokolle der Weisen von Zion bezieht.[5] 
    
    In der gleichen 
	Wuppertaler Silvio-Gesell-Tagungsstätte, in welcher INWO-Seminare 
	stattfinden, tagte im Oktober 2006 der Bundesparteitag der aus der 
	rechtsextremen Freisozialen Union – Demokratische Mitte (FSU) (vgl. Handbuch 
	des Rechtsextremismus, 1996) hervorgegangenen Humanwirtschaftspartei. Ein 
	unten dokumentiertes Zitat aus dem Jahr 2006 von deren 1. Vorsitzenden sagt 
	alles über den aggressiven Antisemitismus und Antizionismus dieser Partei 
	aus. Wer Juden nach Auschwitz wieder mit einem Krebsgeschwür in Beziehung 
	setzt wie es die Humanwirtschaftspartei in Person ihres Vorsitzenden tut, 
	betreibt neonazistische Propaganda. Das möchte die HBS sicher nicht 
	unterstützen. 
    
    Es wundert nicht, dass 
	in den sieben Modulen des von der HBS-finanzierten Seminarzyklus’ zwar ein 
	Gespräch mit Moslems und Christen über das Zinsverbot in ihren Religionen 
	geführt werden soll, Juden jedoch vor der Moschee bleiben müssen. Konsequent 
	ist es, wenn der Vorsitzender der INWO – die wie gesagt gleich zwei der 
	sieben von der HBS bezahlten Wochenendmodule bestreitet – Prof. Dr. Wolfgang 
	Berger dem islamistischen, aggressiv antiisraelischen Internet-Portal 
	muslim-markt ein Interview gibt, wo er u.a. gegen "Rothschild" hetzt (vgl. 
	unten Dokumentation). 
    
    Bereits die 
	Nazi-Brüder Strasser, der Nationalsozialist Gottfried Feder wie die NSDAP 
	insgesamt haben ähnlich wie Gesell zur "Berechnung der Zinsknechtschaft" 
	aufgerufen und einen nationalen Sozialismus gepredigt. Auch damit wurde die 
	antijüdische, deutsche Volksgemeinschaft begründet. 
    
    Silvio Gesell 
	(1862–1930) propagierte sozialdarwnistische Menschenzüchtprogramme, wohnte 
	u.a. in der völkisch-esoterischen Eden-Kommune. Er generierte wie andere 
	Ideologen den antisemitischen Topos von guter (=deutscher, produktiver) 
	versus schlechter (=jüdischer, unproduktiver) Arbeit. Gesell hielt 1929 die 
	Grabrede auf seinen Freund Georg Blumenthal, welcher 1912 in einem 
	programmatischen Gedicht der gesamten Freiwirtschaftsszene zum Kampf gegen 
	"Mammon"[6] 
    – der nicht nur damals als eindeutig jüdisch konnotiert erkennbar war – 
	aufgerufen hatte[7]. 
    
    Da bereits am 
	17.11.2006 dieser Workshop der HBS-Stips gegen "Die Macht des Geldes" 
	beginnen soll, besteht akuter Handlungsbedarf. 
    
    
    Unsere Forderungen an die Hans-Böckler-Stiftung: 
    
    Kein Geld für die 
	Feinde des Geldes! 
    Kein Geld für Antisemiten und Ihre FreundInnen! 
    Keine Kooperationen mit Organisationen, die sich an die Freiwirtschaftslehre 
	Silvio Gesells anlehnen! 
    Keine Kooperationen mit StipendiatInnen, die sich der jahrelangen Arbeit 
	nicht zuletzt von GewerkschafterInnen bzw. der HBS nahe stehenden Leuten 
	entgegenstellen und jede substantielle Analyse des Antisemitismus und 
	Antiamerikanismus verhindern um gleichsam selber antijüdische Ideologeme wie 
	den Hass auf das Geld und den Zins zu schüren! 
    
    
    Unterzeichnende: 
    
    Peter Bierl, freier 
	Journalist, Mitglied der Gewerkschaft ver.di 
     
    Ulrike Birzer, Rechtsanwältin (Berlin) 
     
    Ulrike Breitsprecher, Studien-Stipendiatin der Hans-Böckler-Stiftung 
     
    Prof. Dr. Micha Brumlik, Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt/Main 
     
    Alex Feuerherdt, Buchhändler 
     
    Angela Grünzel, Betriebsrätin integrative drogenhilfe (idh) (Frankfurt am 
	Main) 
     
    Dr. Clemens Heni, Alt-Stipendiat der Hans-Böckler-Stiftung (Berlin) 
     
    Bärbel Illi, Gewerkschaftssekretärin, ver.di (Stuttgart) 
     
    Dr. Martin Jander, Historiker und Journalist (Berlin) 
     
    Gerhard Kern, Autor, Heimleiter in einem Behindertenprojekt 
     
    Doris Krüger, Stipendiatin der Hans-Böckler-Stiftung 
     
    Prof. Dr. Andrei S. Markovits, University of Michigan (Ann Arbor) 
     
    Michael Mende, Jugendvertreter der GEW Rosenheim 
     
    Prof. DDr. Günther Pallaver, Universität Innsbruck  
     
    Prof. Dr. Anton Pelinka, Central European University (Budapest)  
     
    Michel Raab (ver.di-Mitglied und Bildner im Bildungskollektiv Biko) 
     
    Dr. Gerd Simon, Akademischer Oberrat i. R., Universität Tübingen 
     
    Dr. Klaus Thörner (Oldenburg) 
     
    Martin Ulmer, Institut für Empirische Kulturwissenshaft, Universität 
	Tübingen 
     
    Susanne Wein, Promotionsstipendiatin des ev. Studienwerks Villigst (Berlin) 
     
    Volkmar Wölk, DGB-Kreisvorstand Muldentalkreis/Döbeln 
     
    Anja Zibell, Altstipendiatin der Hans-Böckler-Stiftung (Hamburg) 
      
    
    Dokumentation von 
	Positionen aus der INWO und deren Umfeld: 
    
    Auch der Protagonist 
	des HBS-finanzierten Workshop-Konzepts, Jens Simon Mannheim denkt in 
	Kategorien von Krankheit, Zersetzung, Krebs und Geldwirtschaft. Das Reden 
	von Krebsgeschwüren bezüglich gesellschaftlicher Phänomene ist ein typischer 
	Topos des Antisemitismus: 
    
    "Kennt Ihr den 
	Unterschied zwischen einem Krebsgeschwür und dem Zins? Nach dem 
	amerikanischen Wirtschaftshistoriker John L. King ist der Zins "die 
	unsichtbare Zerstörungsmaschine" in den sog. freien Marktwirtschaften. 
	Sowohl ein Krebsgeschwür als auch der Zins haben einen ähnlichen Effekt. Das 
	Krebsgeschwür wächst zunächst verhältnismäßig langsam, je länger es 
	allerdings existiert umso schneller" 
    
    http://www.jensmannheim.de/start.htm 
     
    
    "MM: Was schlagen Sie 
	als Alternative vor? 
     
    Prof. Berger: Sämtliche Religionen verbieten den Zins – sämtliche! Als 
	Ökonom sage ich, dass man ihn nicht verbieten kann. Es würde sofort ein 
	"schwarzer" Finanzmarkt entstehen. So sind die großen Finanzdynastien der 
	Fugger, Rothschilds und Wallensteins entstanden.  
     
    Muslim-Markt interviewt Prof. Dr. Dr. Wolfgang Berger, Volkswirtschaftler 
	10.12.2005" 
    
    http://www.muslim-markt.de/interview/2005/berger.htm 
     
    
    "Der "zinsbasierte 
	Kapitalismus" wäre längst am Ende, wenn… ja, wenn es nicht diese fabelhafte 
	Medizin gäbe! Eine Medizin gegen den Krebs gibt es noch nicht? Aber Chemo- 
	und Strahlentherapie wollen doch auch "Medizin" im Kampf gegen den Krebs 
	sein, oder? Und so heißt die "Medizin des Kapitalismus": Krieg! Womit wir 
	bei Israel und dem Libanon wären. Ungeachtet aller sonstigen Umstände und 
	Motive, die es "für" einen Krieg geben soll, können wir sicher sein: ein 
	paar Herren in einigen Konzernen reiben sich die Hände! Das wird ein "dickes 
	Geschäft"! 
    
    
    
    http://sein.de/index.php?option=com_content&task=view&id=1021&Itemid=203 
    
    Thomas Klünner ist 1. 
	Vorsitzender der Humanwirtschaftspartei 
    
    http://www.humanwirtschaftspartei.de/htm_p/vorstand.htm 
     
    
    Dokumentation einiger 
	ausgewählter kritischer Positionen: 
    
    "Der 
	kulturelle Antiamerikanismus lehnt Amerika für seine Oberflächlichkeit, für 
	Ökonomismus, Materialismus und kulturellen Verfall ab. Diese Kritik liegt 
	dem frühen, vor allem konservativ-kulturnationalistisch geprägten 
	Antiamerikanismus zugrunde. Zumal von diesem Antiamerikanismus, wie er in 
	besonderer Form im Kaiserreich und in der Weimarer Rechten gepflegt wurde, 
	lässt sich mit Dan Diner sagen, dass sich in dieser Angst vor 
	"Amerikanisierung" ein breites Unbehagen an gesellschaftlicher Modernität 
	artikuliert. Die USA verkörpern die Schattenseiten einer beargwöhnten 
	Moderne. In diesem antiamerikanischen Ressentiment findet sich durchgängig 
	"das Element einer ambivalenten, vornehmlich aber feindseligen, durch Angst 
	bestimmten Reaktion auf die Moderne". Und gerade hier verschmelzen 
	Antiamerikanismus und Antisemitismus in ihren Feindbildern (Geld, Zins, 
	Börse). Dazu gehört endlich auch das Unbehagen vor allem des deutschen 
	Bürgertums am "amerikanischen" Kapitalismus."  
    Christian Schwaabe (2006): Antiamerikanismus in der deutschen Linken, in: 
	Matthias Brosch Michael Elm · Norman Geißler · Brigitta Elisa Simbürger · 
	Oliver von Wrochem (Hrsg.) (2006): Exklusive Solidarität. Linker 
	Antisemitsmus in Deutschland – Vom Idealismus zur 
	Antiglobalisierungsbewegung, Berlin (Metropol) (Publikation gefördert von 
	der Hans-Böckler-Stiftung) 
     
    
    "Auslöser war ein 
	Vortrag der Journalistin Yvonne Ridley, die auf der "Attac-Friedenstour" das 
	Vorgehen Israels gegen die Palästinenser mit dem Holocaust verglich. Hans 
	Günter Bell, Mitbegründer des Arbeitskreises, ist mit dem Diskussionsstand 
	unzufrieden: "Die, die am dringendsten zuhören sollten, sind nicht 
	gekommen." Er fürchtet insbesondere einen unkritischen Umgang mit der 
	Initiative für eine Neue Wirtschaftsordnung (INWO). Klaus Popp, 
	INWO-Mitglied und Anhänger der Freisozialen Union (FSU), dem die Antifa 
	vorwirft, ökofaschistische Ziele zu propagieren, wurde im Oktober von Attac 
	Düsseldorf eingeladen. Alwine Schreiber-Martens, Mitglied des 
	INWO-Bundesvorstandes, ist aktiv bei Attac-Köln." 
    
    http://www.taz.de/pt/2003/12/15/a0019.1/text 
     
    
    "Ein bisschen Gesell 
    
    Gleich neben dem 
	Hauptzelt steht eine besonders skurrile Gruppierung. Neben einer riesigen, 
	übermannshohen aufgeblasenen schwarzen Bombe, auf der das Wort "Zinsbombe" 
	prangt, stehen die Mitglieder der Initiative für eine natürliche 
	Wirtschaftsordnung Deutschlands (Inwo). Neben der Bombe hat die Inwo ein 
	Räderwerk auf einen Anhänger montiert, dessen Zahnräder mittels Strom bewegt 
	werden können. Das Ganze soll die Weltökonomie darstellen. "Wir wollen damit 
	die Fehler des Wirtschaftssystems aufzeigen, nachdem das Geldsystem mittels 
	der Zinsen erpressbar wird", erläutert Markus Fiedler die Analyse der 
	Vereinigung, die in der Tradition von Silvio Gesell steht.  
    
    Wer Silvio Gesell ist, 
	der schon mal als "Marx der Anarchisten" bezeichnet werde, wie Fiedler 
	erklärt, was er dachte und wie er wirkte, erfährt der Zuhörer zunächst 
	nicht. Dabei weiß Fiedler genau, was das Problem mit Gesell ist. 
	"Einzelpersonen werfen uns vor, dass wir mit der Zinskritik an die religiös 
	motivierte antijüdische Kritik des Mittelalters anknüpfen, die später von 
	den Nationalsozialisten aufgegriffen wurde", sagt er und behauptet, "dass 
	Marxisten dies nutzen, um uns zu diffamieren". Nicht nur dass Gesell, der 
	Nationalökonom und Vorsitzende des Deutschen Erneuerungsbundes, eine Vorlage 
	für ihre antisemitische Politik gab und sich "mit den Beratern Adolf Hitlers 
	traf, um sich auszutauschen", wie Fiedler zu berichten weiß. Auch die im 
	sozialdarwinistischen Jargon verfassten Texte Gesells, der eine natürliche 
	Auslese in der Medizin propagierte und seine letzten Lebensjahre in einer 
	Kommune, in der nur Arier zugelassen waren, verbrachte, erschüttern Fiedler 
	nicht in seinem treuen Glauben. "Die Kritiker sollten abstrahieren und 
	Gesell doch schließlich im Kontext seiner Zeit, dem Beginn des 20. 
	Jahrhunderts, lesen." Dass man auch "Mein Kampf" im Kontext seiner Zeit 
	lesen sollte, sagt er nicht. 
    
    http://www.jungle-world.com/seiten/2005/30/5970.php 
    (Jungle World, 27. Juli 2005) " 
     
    
    "Tauschringe und 
	Regionalgeld sind kein bißchen emanzipatorisch, im Gegenteil. Sie dienen als 
	praktisches und propagandistisches Vehikel für Schwundgeld-Utopien und 
	Zinsknechtschaft-Phantasien - ein strukturell antisemitischer Ansatz. Wenn 
	Gesell alle Übel der Welt auf Zins und böse Geldbesitzer projiziert und 
	ihnen die schaffende Gemeinschaft der Werktätigen und Unternehmer 
	gegenüberstellt, trennt er, wie heute die Globalisierungskritiker, was 
	untrennbar verflochten ist: Industrie- und Finanzkapital. Die Nazis brachten 
	den scheinbaren Gegensatz auf die Parole raffendes versus schaffendes 
	Kapital, wobei sie die Raffer in christlich-abendländischer Tradition als 
	Juden identifizierten.  
    
    Ganz in dieser 
	Tradition wurde in der NPD-Zeitung "Deutsche Stimme" im Frühjahr 2004 eine 
	revolutionäre Neuordnung des Geldwesens propagiert. "Macht die Völker frei - 
	brecht die Zins-Sklaverei" lautete die Parole. Durch Schwundgeld solle eine 
	"Gesundung des deutschen Volkes" erreicht und die Macht der 
	"Geldkapitalisten der Wall-Street" gebrochen werden. Die Chiffre bezeichnet 
	für Nazis, Islamisten und so manche Globalisierungskritiker die 
	Weltherrschaft der Juden.  
    
    Bis in die siebziger 
	Jahre haben Gesellianer und ihre Partei Freisoziale Union, heute 
	Humanwirtschaftspartei, bevorzugt mit faschistischen Gruppen paktiert, 
	später beteiligten sie sich an der Gründung der Grünen. Vertreter von 
	Tauschringen und Regionalgeld mischen heute bei Attac und in Sozialforen 
	mit. Auf den europäischen Sozialforen in Florenz und Paris stellten 
	Tauschringe ihre Projekte als neue Form lokaler, sozialer und nachhaltiger 
	Ökonomie vor. Zwei bundesweite Gesellianer-Organisationen, die Christen für 
	eine gerechte Wirtschaftsordnung (CGW) und die Initia- tive für eine 
	Natürliche Wirtschaftsordnung (INWO), sind Mitgliedsorganisationen von Attac 
	Deutschland."  
    
    Peter 
	Bierl, Völkisches Empfinden Das neue Wirtschaftspapier von Attac 
	transportiert Globalisierungskritik aus dem braunen Sumpf, in: Konkret, Heft 
	6/2005."
     
     
    
    "›Freiwirte‹ lagen in 
	Düsseldorf 
    
    Düsseldorf. Die 
	freiwirtschaftliche "Intitiative für natürliche Wirtschaftsordnung (INWO) 
	und ein bislang unbekanntes Düsseldorfer "Bildungswerk für Demokratie, 
	soziale Politik und Öffentlichkeit" veranstalten am 30. und 31. Januar 1999 
	in Düsseldorf einen "Perspektiven-Kongreß" unter dem Motto "Geld 
	entmachten!" Im Mittelpunkt des Kongresses steht die an der Theorie des 
	diffusen Silvio Gesell orientierten freiwirtschafliche Kritik am Zins und an 
	der "Zinswirtschaft". Als Hauptreferenten sind dazu eingeladen: der Theologe 
	Eugen Drewermann, der zwar durch seine Kritik an der erzkonservativen 
	Führung der katholischen Kirche bekannt geworden ist, aber keine Probleme 
	hat, dem von dem ehemaligen NPD-Bundestagskandidaten Bernhard-Christian 
	Wintzek herausgegebenen konservativen Hochglanzmagazin "Mut" für ein 
	Interview zur Verfügung stehen, der Aachener "Grüne" Helmut Creutz, dessen 
	Artikel sowohl in der Zeitschrift "Der Dritte Weg" der "Freisozialen Union" 
	(FSU) als auch in der "Deutschen Arbeitnehmer-Zeitung" des "Deutschen 
	Arbeitnehmer-Verbandes" (DAV), in dem eine Reihe NPD-Aktivisten führend 
	aktiv waren bzw. sind, abgedruckt werden und die Proffessorin Margrit 
	Kennedy von der Uni Hannover. An einer Abschlußdiskussion zum Thema 
	"Marktwirtschaft im 21. Jahrhundert" sollen u.a. eine Vertreterin des 
	"Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes" (DPWV) in Düsseldorf, ein 
	Vertreter der lokalen Koordination der "3.Welt"-Gruppen und Hans Stüttgen 
	vom "Omnisbus für direkte Demokratie" teilnehmen. Die 
	"nationalrevolutionäre" Zeitschrift "Wir Selbst" veröffentlichte 1984 einen 
	Beitrag des dem Umfeld des verstorbenen Künstlers Josef Beuys, einem 
	ehemaligen NS-Jagdflieger, angehörenden Stüttgen, in dem dieser sich gegen 
	den Ausschluß des "Nationalrevolutionärs" Pierre Krebs 
    [das ist eine Verwechslung: es ging bei den 
	Grünen um einen Armin Krebs, nicht um den bekannteren Pierre Krebs, d.V.], 
	dem heutigen Leiter des neofaschistischen "Thule-Seminars", aus der Partei 
	"Die Grünen" wandte. Als Moderator der Konferenz fungiert der Sozialpädagoge 
	Klaus Popp, wie Creutz Autor im FSU-Organ "Der Dritte Weg" und zudem 
	Kontaktadresse für den lokalen freiwirtschaftlichen "Arbeitskreis Wirtschaft 
	und Währung". 
    In: antifaschistische Nachrichten, 1998, Nr. 23 " 
     
    
    "Der Mythos 
	Finanzkapital ist zu einem gemeinsamen Nenner der Globalisierungsgegner 
	geworden, der mühelos den evangelischen Kirchentag mit antizionistischen 
	Antiimps eint. Auf der Kirchentagsaktion gegen die "Macht des Geldes" 
	führten geldscheinverbrennende Diakonissen den Geldfetisch in seiner 
	ursprünglichen, christlich-religiösen und historisch antisemitisch 
	konnotierten Form vor. Passend dazu führt die Hälfte der Links auf der 
	dazugehörigen Internet-Seite des Kirchentags direkt zur gegen den 
	"Zinswucher" eifernden Initiative für natürliche Wirtschaftsordnung (INWO). 
	Diese Anhänger der "Freiwirtschaftslehre" des Sylvio Gesell sind ihrerseits 
	mit NGOs wie Erlaßjahr-Kampagne oder ATTAC-D verlinkt. Angesichts solcher 
	Vernetzungseffekte wundert es nicht, wenn wie kürzlich in Berlin auf einer 
	Veranstaltung der Gruppe FelS über "die 'Antiglobalisierungsbewegung' und 
	die Diskussion über 'internationale Finanzmärkte'" auch Islamisten als 
	Mitdiskutanten auftauchen. Sie verteilten Flugblätter, in denen sie "dem 
	Wucher, sprich Kapitalismus, den Krieg" erklären und verkünden: 
	"Antikapitalisten aller Länder, werdet Muslime!"  
    
    
    Udo Wolter (2001): Gezähmte Dompteure. Wider den verkürzten Antikapitalismus 
	der Globalisierungsgegner; der Artikel erschien zuerst im
    
    iz3w - Sonderheft (September 2001): "Gegenverkehr - Soziale Bewegungen 
	im globalen Kapitalismus". 
    
    Anmerkungen: 
    
    
     Andy Markovits (2004): 
	Amerika, dich haßt sich’s besser. Antiamerikanismus und Antisemitismus in 
	Europa, Hamburg (Konkret Texte). 
    
    
     Hauke Brunkhorst (1987): Der 
	Intellektuelle im Land der Mandarine, Frankfurt a. M. (Suhrkamp), S. 10. 
    
    
     Gewerkschaft Erziehung und 
	Wissenschaft – Hochschulgruppe München (Hg.) (2006): Zwei kritische Thesen 
	zu Komplementärwährungen. Entprofessionalisierung sozialer Dienstleistungen 
	und struktureller Antisemitismus als Leitmotive der Weltanschauung Margrit 
	Kennedys, zitiert nach
    
    http://www.stuve-ksfh.de/brief//Zwei%20kritische%20Thesen%20zu%20Margrit%20Kennedy.pdf 
    ; Peter Bierl (2005): Wurzelrassen, Erzengel und Volksgeister. Die 
	Anthroposophie Rudolf Steiners und die Waldorfpädagogik, Hamburg (Konkret 
	Literatur Verlag); Joß Fritz (2004): Abgesang auf ein politisches Chamäleon 
	Eine Betrachtung der Freiwirtschaftbewegung aus antifaschistischer Sicht 
	Teil 1: Von den Anfängen bis 1945, zitiert nach
    
    http://projekte.free.de/lotta/pdf/15/gesell.pdf ; Michael Pittwald 
	(2002): Ernst Niekisch: Völkischer Sozialismus, nationale Revolution, 
	deutsches Endimperium, Köln (PapyRossa); Jutta Ditfurth (2002): Entspannt 
	in die Barbarei. Esoterik, (Öko-)Faschismus und Biozentrismus, Hamburg 
	(Konkret Literatur Verlag); Peter Bierl (2001): "Schaffendes" und 
	"raffendes" Kapital – Die Tauschringe, die Lehre des Silvio Gesell und der 
	Antisemitismus, zitiert nach
    
    
    http://www.anarchismus.at/txt4/bierl3.htm ; Volkmar Woelk (1992): 
	Natur und Mythos. Ökologiekonzeptionen der "Neuen" Rechten im Spannungsfeld 
	zwischen Blut und Boden und New Age, Duisburg (DISS-Texte Nr. 21).  
    
    
     "Gesell wollte auf den 
	wirtschaftlichen Wettbewerb ebensowenig verzichten wie Damaschke; Wettbewerb 
	sollte nicht für Grund und Boden gelten und der ›unverdiente‹ Mehrwert dort 
	unmöglich gemacht werden. In diesem Punkt griff Gesell natürlich auf den in 
	Europa seit Jahrhunderten bestehenden Widerstand gegen den Wucher zurück, 
	der sich schon in katholischen Enzykliken widergespiegelt hatte und Ursache 
	vieler antisemitischer Unruhen gewesen war. Aber auch er fand seine 
	Nachfolger. Die ›Brechung der Zinsknechtschaft‹ war somit durchaus kein zum 
	ersten Mal von den Nationalsozialisten erhobener Programmpunkt, denn sie war 
	schon lange Teil der völkischen Forderung nach einer Nationalwirtschaft 
	gewesen, die jenseits von Kapitalismus wie auch Marxismus lag" (George L. 
	Mosse (1964)/1979: Ein Volk Ein Reich Ein Führer. Die völkischen Ursprünge 
	des Nationalsozialismus, Königstein/Ts. (Athenäum), S. 122). Vgl. auch 
	Gerhard Scheit (1999): Verborgener Staat, lebendiges Geld. Zur Dramaturgie 
	des Antisemitismus, Freiburg (ça ira). 
    
    
     Yoshito Otani (1978): 
	Untergang eines Mythos, Neu-Ulm (Arrow-Verlag), S. 135–141. Zudem bezieht 
	sich Otani auf den neu-rechten Vordenker Henning Eichberg, vgl. ebd.: 141 f. 
    
    
     Vgl. dazu Clemens Heni 
	(2006): Ahasver, Moloch und Mammon. Der "ewige Jude" und die deutsche 
	Spezifik in antisemitischen Bildern seit dem 19. Jahrhundert, in: Andrea 
	Hoffmann u.a. (Hg.) (2006): Die kulturelle Seite des Antisemitismus zwischen 
	Aufklärung und Shoah, Tübingen (Tübinger Vereinigung für Volkskunde; 
	Tübinger Kulturwissenschaftliche Gespräche, 3 – Studien & Materialen Band 
	30), S. 51–79. 
    
    
    
    [7] "Ist klein 
	auch heute noch die Schar der Krieger: Es wächst des Volkes Zorn - es steigt 
	die Glut Und eines Tag's sind wir die Sieger Dann - Mammonspfaffen - seid 
	auf eurer Hut!", zitiert nach
    
    
    http://userpage.fu-berlin.de/~roehrigw/fiction/blumenthal/.
    
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