Neues von Werner
Pirker:
Auswürfe eines Antiimperialisten
Von Karl Pfeifer
Werner Pirker bringt es anlässlich der holocaustleugnenden
Reden des iranischen Staatspräsidenten tatsächlich fertig, einige
antiimperialistische Stehsätze in einem kurzen Kommentar unterzubringen,
damit sich "wirkliche Antifaschisten" als Schutzschilder für einen
von Mahmud Ahmadinedschad angeführten Iran zur Verfügung stellen. Denn,
"den Irak, haben die USA bereits um seine Existenz als souveräner Staat
gebracht." *
So
ungefähr lautet auch die rechtsextreme Litanei, wenn beklagt wird, dass die
Alliierten Deutschland 1945 um seine Existenz als souveräner Staat brachten.
Dass das Mullahregime im Iran und das Saddam-Regime im Irak Tausende
Kommunisten ermordet und/oder gefoltert haben, stört ihn nicht.
Und
wie rechtfertigt Pirker die Holocaustleugnung? "Der iranische Präsident
scheint wenig Ahnung von europäischer Geschichte zu haben." Doch erst
vor kurzem hat die UNO beschlossen, den 27. Januar zum Gedenktag an den
Holocaust zu machen, in Erinnerung an den singulären Massenmord an Juden.
Die Ausrede, er wüsste nicht was er sagt, kann akzeptiert werden, wenn es um
einen Analphabeten geht. Doch ein Staatspräsident, der zuvor Bürgermeister
von Teheran war, kann nicht mit solch einem Argument entlastet werden.
Pirker wiederholt den abgedroschenen Stehsatz "das deutsche Großkapital"
hätte zum "Vernichtungswerk getrieben". Das passt zu einer Ideologie,
die in letzter Konsequenz den historischen Nationalsozialismus, den sie
euphemistisch als Faschismus bezeichnet, entlastet und dem deutschen und
österreichischem Volk pauschal bestätigt "willenlos" gemacht worden zu sein.
Doch gerade die Historiographie der letzten Jahrzehnte hat nachgewiesen,
dass die beabsichtigte physische Vernichtung der Juden dem irrationalen
Denken deutscher und österreichischer Nationalsozialisten entsprungen ist
und für das "Großkapital" entbehrlich war.
Pirker akzeptiert voll und ganz, die wirre Argumentation des prominenten
iranischen Holocaustleugners, wonach "die Palästinenser zum Sühneopfer"
für deutsch-österreichische "Schuld gemacht
wurden."
Werner Pirker scheint wenig Ahnung von der Geschichte des Nahen Ostens zu
haben oder aber schreibt er bewusst die Unwahrheit. Denn 1947 beschloss die
Generalversammlung der UNO mit den Stimmen der Sowjetunion und ihrer
Verbündeten die Teilung des britischen Mandatsgebietes in einen jüdischen
und einen arabischen Staat. Hätten also die Araber diesen Beschluss
respektiert, dann gäbe es seit 1948 einen arabischen Staat Palästina. Das
haben sie nicht gemacht, denn so wie der iranische Präsident, gingen sie von
der Überzeugung aus, dass Juden auf "moslemischen Boden" keinen Staat haben
dürfen.
Ist
denn der Nahe Osten rein arabisch oder moslemisch? Da gab es immer viele
Völker, auch Drusen, Kurden. In Ägypten an die 20% Kopten die unterdrückt
werden. Vor 125 Jahren hatte das ganze Palästina 250.000 Einwohner, davon
40.000 Juden. Das Land war nur sehr schwach besiedelt, das war auch der
Grund für die Einwanderung von Drusen, Tscherkessen und Marokkanern. Wieso
sollten Juden da keinen Platz haben? Das müssten uns Werner Pirker und seine
antiimperialistischen Genossen noch erklären.
Die
arabische/islamistische Feindschaft richtet sich nicht nur gegen die
jüdische Souveränität. Israels Juden stammen zur Hälfte aus dem Nahen Osten,
vorwiegend aus arabischen Ländern, trotzdem wird Israel bekämpft, weil sie
es als Vertreter westlicher demokratisch-liberaler Denkweise ansehen, welche
– so Irans Präsident – von den Iranern gehasst (werden sollte).
Was
Werner Pirker vollkommen ausblendet, ist das berechtigte Anliegen der Juden
Israels nach dem geschichtlichen Trauma in Sicherheit zu leben.
Der
letzte Schlenker Pirkers hat es in sich: "Die Leugnung des Holocausts ist
nach deutschem [und österreichischem K.P.] Recht ein Strafbestand.
Diese Rechtsauffassung hat sich offenbar auch die imperialistische
Gewaltdiplomatie zu eigen gemacht."
Woraus wir folgern, dass Werner Pirker nicht nur nicht besorgt ist, wenn ein
von einem Holocaustleugner angeführter Staat auf dem Weg ist, sich die
Atombombe zu beschaffen, sondern auch Solidarität mit diesem einfordert.
*
http://www.jungewelt.de/2005/12-16/002.php |