Antisemitisches Wochenende im Burschenschaftshaus:
Da darf Bieberstein nicht fehlen
"Kapitalismus
– Kritik und Alternative" lautete der unverfängliche Titel einer
"Ideenwerkstatt" der Burschenschaft "Normannia Nibelungen". Die geladenen
Referenten sind allesamt bekannt im mehr oder weniger extrem rechten Milieu.
Einladungen für die Veranstaltungen wurden in der
Universität Bielefeld verteilt. Offensichtlich sollte das Wochenende auch
der Gewinnung neuer Mitglieder dienen, denn rund um die Referate besteht bei
der „Normannia Nibelungen“
reichlich Gelegenheit zum Alkoholkonsum.
Ein Bericht der "Antifa-West":
Am Freitag, dem 25. November startet das Wochenende um
19.00 in einer Begrüßungskneipe. Nur hier sind auch die „Damen herzlich
willkommen“. Nicht so zu den Vorträgen am Samstag von 9.00 bis 18.00 Uhr.
Danach findet ein „gemütlichen Ausklang“ statt und am Sonntag geht es um
10.00 Uhr mit einem Frühschoppen weiter.
Diskussionen über die Probleme des Kapitalismus fänden heutzutage „nur unter
politisch korrekten Vorzeichen statt“, so die Initiatoren in ihrer
Einladung, deshalb habe es sich die Ideenwerkstatt zum Ziel gesetzt, diese
„Denkbarrieren“ zu durchbrechen.
Anstösse dazu sollen drei Referenten geben, die mehr oder
weniger zum extrem rechten Spektrum zählen.
- Prof. Jenetzky ist Vorsitzender des Deutschen
Freiwirtschaftsverbandes, der die Lehre von Silvio Gesell vertritt. Der
von Gesell konzipierte „dritte Weg“ zwischen Kapitalismus und
Kommunismus hat den NS-Ideologen Gottfried Feder stark beeinflusst und
die NSDAP-Parole von der „Brechung der Zinsknechtschaft“ geprägt,
die sich gegen das vermeintlich „jüdische Finanzkapital“
richtete. Wenngleich diese Aneignung nicht der Freiwirtschaftslehre
allein angelastet werden kann, sind die enthaltenen
sozialdarwinistischen, biologistischen und auch antisemitischen
Tendenzen beachtlich.
- Ähnliche Ansätze vertritt der Leiter des
Mittelstandsinstituts Niedersachen, Prof. Eberhard Hamer. Der
rechtslastige Professor war in der rechtspopulistischen und mittlerweile
wieder aufgelösten FDP-Abspaltung „Bund freier Bürger“ aktiv und Autor
bzw. Interviewpartner in der extrem rechten Wochenzeitung „Junge
Freiheit“ und dem „Ostpreusenblatt“.
- Über das Thema „Kapitalismus im Lichte von
Verschwörungstheorien“ soll Dr. Rogalla von Bieberstein sprechen, der
als ehemaliger Chefbibliothekar im Bereich Sozilologie der Universität
Bielefeld angekündigt wird. Bieberstein ist Verfasser des Buches „Jüdischer
Bolschewismus – Mythos und Realität“ aus dem extrem rechten
„Verlag Edition Antaios“.
Bekannt wurde der Autor, weil der ehemalige CDU-Bundestagsabgeordnete
Martin Hohmann
sich in seiner Skandalrede auf die Thesen des Bibliothekars bezog. Die
Antifa-AG Uni Bielefeld bezeichnete Bieberstein als „geistigen
Brandstifter“, der Bielefelder Soziologe liefere eine
pseudo-wissenschaftliche Grundlage für nahezu alle revanchistischen
Elemente des heutigen Neonazismus.
Die Burschenschaft mit ihrem Haus an der Schloßhofstraße
96 ist bereits in der Vergangenheit als Veranstalter zahlreicher extrem
rechter Veranstaltungen aufgetreten. Neonazis gehen dort ein und aus.
Etliche Mitglieder sind in der so genannten „Neuen Rechten“, in der
Rechtsrockszene oder im gewalttätigen Neonazispektrum aktiv. |