Der heute kommt und morgen bleibt:
Das jüdische Berlin der 20er Jahre19. Jüdische Kulturtage
vom 27. November
bis 11. Dezember 2005
Bereits seit 1987 sind die jährlich stattfindenden
Jüdischen Kulturtage die kulturelle Visitenkarte der Jüdischen Gemeinde zu
Berlin. Im wiedervereinten Berlin hat sich das Festival zu einer viel
beachteten Veranstaltungsreihe entwickelt – für die Berliner und ihre Gäste,
die durch die Kulturtage Einblick erhalten in jüdische Kultur wie in
jüdisches Leben in Deutschland heute.
Die 19. Jüdischen Kulturtage 2005 widmen sich einem der
faszinierendsten Kapitel des letzten Jahrhunderts: Im Mittelpunkt stehen die
„roaring twenties“, die „Goldenen Zwanziger“ in Berlin. Ein deutsches
Jahrzehnt voller Gegensätzen soll porträtiert werden, voll von Innovation,
Moderne und Libertinage, von politischen Aufbrüchen und wieder
emporkommendem Nationalismus, das Jahrzehnt der Wirtschaftskrise, der
Straßenkämpfe und der Kriegsverwundeten - Gegensätze, die vor allem in der
Metropole Berlin aufeinander prallten. In dieser Zeit florierte in Berlin
eine sehr lebendige Weltstadt-Kultur, die von den Nationalsozialisten
schließlich abrupt beendet wurde.
Unter den Kulturschaffenden, Wissenschaftlern, Literaten und Künstlern, die
dieser Zeit zu ihrem Glanz verhalfen, waren zahlreiche Juden vertreten: etwa
die Komponisten Paul Dessau, Kurt Weill und Friedrich Hollaender, die
Nobelpreis-träger Fritz Haber und Albert Einstein, die Verleger Leopold
Ullstein, Samuel Fischer und Rudolf Mosse, die Warenhaus-Gründer Hermann
Tietz, Arthur Wertheim und Adolf Jandorf, der Industrielle und Politiker
Walther Rathenau, der Theaterdirektor Max Reinhardt, der Gelehrte Leo Baeck,
die Schriftsteller Alfred Döblin, Else Lasker-Schüler und Kurt Tucholsky und
viele andere.
Eine andere Wirklichkeit fand sich zwischen Rosenthaler- und Alexanderplatz,
um die Mulack-, Weber-, Landsberger-, Linien- und vor allem Grenadierstraße
im Osten und den Quartieren jenseits von Potsdamer Tor und Landwehrkanal im
Westen. Für das deutsch-jüdische Bürgertum im alten Westen mit Tietz,
Schocken oder Wertheim bedeutete das Scheunenviertel und dessen mittellose
Juden, die Krieg und Pogrom in Osteuropa in die Spandauer Vorstadt trieb,
ein Ort der Scham. Gleichwohl faszinierten diese Welt und die reiche
beseelte jiddische Sprache und Kultur diejenigen, die auf der Suche nach
authentischem Judentum waren: Arnold Zweig, Joseph Roth, Alfred Döblin oder
der Soziologe Georg Simmel schrieben über diesen Ostjuden, den Fremden, „der
heute kommt und morgen bleibt.“
Diesem lebendigen und so vielgestaltigen jüdischen Berlin widmen sich die
19. Jüdischen Kulturtage. Die künstlerische Leitung des Festivals hat
erstmals der renommierte Schauspieler Dominique Horwitz übernommen, als
künstlerische Beraterin steht ihm die Journalistin Shelly Kupferberg zur
Seite.
Eröffnet werden die 19. Jüdischen Kulturtage am 27. November 2005 mit der
szenischen Aufführung des „Mahagonny-Songspiels“ von Bertolt Brecht und Kurt
Weill. Dominique Horwitz gibt hiermit sein Debüt als Regisseur. Die
musikalische Leitung hat Hans Rotman, auf der Bühne ist unter anderem der
Schauspieler Thomas Thieme zu erleben.
Weiterhin sind während des 14tägigen Festivals vom 27. November bis 11.
Dezember 2005 zahlreiche Konzerte, Theaterabende und Lesungen zu erleben.
„Aspekte der Zwanziger Jahre“ zeigt außerdem eine Fotoausstellung im
öffentlichen Raum, in der Oranienburger Straße zwischen Tucholsky- und
Monbijoustraße.
Zum
ersten Mal wird das Festival konzentriert an einem Ort, in einer eigenen
Spielstätte stattfinden: Auf dem Gelände der Neuen Synagoge in der
Oranienburger Straße wird ein historisches Spiegelzelt aus den Zwanziger
Jahren stehen und direkt an der turbulenten Ausgehmeile Berlins allabendlich
zu den Veranstaltungen des Festivals laden. So wird der Ort belebt, an dem
einst die Synagoge stand – mit jüdischem Leben aus Vergangenheit und
Gegenwart.
Lange Nacht der Synagogen 2005:
Auch in der
Synagoge Fraenkelufer
Gottesdienste, Besichtigungen, Konzerte und Gespräche...
Fotoausstellung:
Aspekte der Zwanziger Jahre
Die Zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts machen den
eigentlichen Mythos von Berlin aus. Nach dem Zusammenbruch des Kaiserreichs
und seines festgefügten, militärisch und aristokratisch bestimmten
Wertesystems wird Berlin zur Kulturmetropole...
Jüdische Kulturtage Berlin:
Nachtschatten und
andere Gewächse
Ausstellung der Künstlergruppe Meshulash, 27. November bis 11. Dezember
2005...
Jüdische Kulturtage Berlin:
Das Berlin der 20er Jahre
Das Berlin der 20er Jahre fasziniert bis heute. Und es lädt dazu ein, zu
verklären...
Jüdische Kulturtage:
Interview mit Dominique Horwitz
Die „Goldenen“ 20er Jahre stehen im Mittelpunkt der
diesjährigen „Jüdischen Kulturtage“. Eine höchst kreative wie produktive
Phase Berliner Kultur. Man denkt, das sind die „goldenen“ Zwanziger und in
dem Wort „golden“ ist das Wort „wild“ und „überbordend“ natürlich
inbegriffen...
Jüdische Kulturtage Berlin:
Das Berlin der 20er Jahre
»Jüdische Renaissance«, »Goldene Zwanziger«, »Tanz auf dem
Vulkan« – das Berlin der Weimarer Republik schillert in so grellen Farben,
dass es schwer fällt, zwischen Mythos und historischer Wirklichkeit zu
unterscheiden... |