Wahlkampfparolen:
Eine Zusammenfassung für diejenigen, die schon jetzt die Nase
voll haben
Ein Leitartikel von Jedioth achronoth
fasst die Wahlkampfparolen zusammen.
Der Wahlkampf hat mit aller Wucht
begonnen. Schon bald werden wir ihn satt haben. Hier deshalb ein Versuch,
die allgemeinen Linien der Wahlpropaganda der großen Parteien
zusammenzufassen. Der Leser kann sich dann die ermüdenden Reden der
Kandidaten sparen, und ausgeruht und entspannt zur Wahlurne kommen.
a) Die Öffentlichkeit neigt zu großen Teilen
dazu, die Regierungspartei zu unterstützen, welche dies auch sein mag. Um
sie zu stürzen braucht man mehr Kraft, als sie braucht, um ihre Position zu
wahren. Die Partei Sharons ist eine kleine, neue Partei, sie wird jedoch als
Regierungspartei betrachtet, die sich von lästigen Randgruppen befreit hat,
und deshalb hat sie am Beginn des Wahlkampfes einen Vorteil.
Sharon, so die Meinungsumfragen, ist der beliebteste Führer, und die beiden
anderen großen Parteien müssen gegen sein Image ankämpfen.
Was ist sein Image?
Ein Mann der Sicherheit, der Schrecken der Araber, der Bezwinger des
Terrors. Der Mann mit entschlossenem Charakter und kühlem Kopf. Er ist der
Mann, der um jeden Preis gewinnt, auch wenn es zunächst den Anschein hat, er
habe keine Chance.
Was sind die schlechten Seiten?
Korrupt, diktatorisch, untreu und ohne klares Programm für eine Beilegung
des Konflikts mit den Palästinensern. Seine Rivalen werden diese Nachteile
betonen. Sein Wahlkampf wird sie vertuschen.
b) Wer die Mitte gewinnt, wird siegen. Das
trifft zu, wenn zwei Rivalen gegeneinander kämpfen, und das trifft erst
recht zu, wenn es drei sind. Die Sharon-Partei steht bei den drei Rivalen in
der Mitte, und deshalb werden die beiden anderen ihre Botschaften
abschwächen. Die Awodah wird versuchen, uns davon zu überzeugen, dass die
Linie zwischen rechts und links zwischen ihr und der Sharon-Partei verläuft.
Der Likud wird behaupten, dass diese Linie zwischen ihr und den beiden
anderen Parteien trennt, die sich durch nichts unterscheiden.
c) Es war noch nie das wirtschaftlich-soziale
Thema, das Wahlen in Israel entschieden hat, aber Präzedenzfälle sind immer
möglich. Die Avoda wird behaupten, Sharon sei der Patron und Partner
Netanjahus gewesen, des Finanzministers, der für die Armut verantwortlich
zeichnet, und der Likud wird behaupten, Sharon könnte sich mit Peretz
zusammentun und die beiden Demagogen würden Israel in die Wirtschaftslage
vom Beginn dieses Jahrzehnts zurückbringen.
d) Die Wähler stimmen für das "Dagegen". Sie befürworten nicht eine Partei,
sondern lehnen die Partei ab, die die Partei bedroht, zu der sie neigen. Das
ist der Grund, warum die Sharon-Partei eine defensive Strategie anwenden
wird, während die beiden anderen versuchen werden, sie in eine Kontroverse
mit ihnen zu ziehen. Das Interesse der Sharon-Partei ist ein ruhiger
Wahlkampf, das der beiden anderen - ein stürmischer.
e) Die politische Vision: Die Sharon-Partei wird ihre Auslegung der Roadmap
proklamieren, nämlich, dass man sich von keinem Zentimeter zurückzieht,
solange nicht jede einzelne Verpflichtung erfüllt ist. Und auch dann werden
die großen Siedlungsblocks bei Israel bleiben.
Der Likud wird sagen, dem chronischen Lügner dürfe kein Glauben geschenkt
werden, und Sharon plane sicherlich weitere einseitige Maßnahmen.
Die Avoda wird sagen, Sharon führe uns in eine Sackgasse und die Lösung
liege im "Genfer Programm", das uns verpflichtet, schon jetzt Verhandlungen
mit der PA zu führen.
Der Likud wird versuchen zu vertuschen, dass einige seiner hohen Stellen,
darunter auch Mofas und Shalom, das Loslosungsprogramm Sharons begeistert
befürworteten.
Die Avoda wird versuchen, in Vergessenheit zu bringen, dass ihre Führer sehr
gerne in der Sharon-Regierung bleiben wollten.
All das trifft jedoch nur zu, wenn sich auf dem Höhepunkt des Wahlkampfs
kein palästinensischer Terrorist in einem Bus im Zentrum Israels in die Luft
jagt.
Sollte das geschehen, werden die Karten völlig neu gemischt werden.
hagalil.com 28-11-2005 |