Redetext von Sacha Stawski vor der Paulskirche Wie
sagte Präsident Ahmadinedschad im Vorfeld des diesjährigen Al-Quds-Tages so
schön:
"Oh ihr Lieben, schaut auf die Welt. Mit wem haben wir
es zu tun? Wir müssen uns die Niedrigkeit unseres Feindes bewußt machen,
damit sich unser heiliger Hass wie eine Welle immer weiter ausbreitet."
In seiner Rede skizzierte Ahmedinejad sein Bild einer
jahrhundertealten Auseinandersetzung zwischen der Welt des Islam und der
"Welt der Arroganz", d.h. unserer Welt – der Welt rund um uns herum – der
Westlichen Welt. Dabei charakterisierte er Israel und den Zionismus als
"Brückenköpfe des Westen gegen die islamische Gemeinschaft" und betonte die
Notwendigkeit Israel zu vernichten und beschrieb dies zu alle dem als ein
"erreichbares Ziel". Nett, oder…?!?! Im Vorfeld zu
dieser Kundgebung gab es viel Debatte darüber, ob es angebracht ist an dem
Tag, an dem man dem Beginn der Verfolgung der jüdischen Bevölkerung – bis
hin zu ihrer massenhaften und industriell durchgeführten, bestialischen
Ermordung gedenkt, der richtige Tag ist, um gegen der Iran zu demonstrieren.
Für mich ist die Antwort klar: Wenn ein Gedenktag wie der 9.
November mehr als ein bedeutungsloses Ritual sein soll – müssen alle, die
dieses Gedenken ernst nehmen, sich heute bewußt machen, daß mit dem Aufruf
zur Vernichtung des jüdischen Staates eine Grenze überschritten wurde, und
deutlich bekunden:
NIE WIEDER! NEVER AGAIN!
Ein entschlossenes "Nie wieder!" bedeutet, schon den
Anfängen entschieden entgegenzutreten – egal wo – egal wann!
Herr Ahmadinedschad mag nichts wirklich Neues oder
Überraschendes von sich gegeben haben, als er davon sprach "Israel und alle
derer die das Existenzrecht Israels anerkennen, von der Landkarte zu
tilgen". Aber die Deutlichkeit seiner Worte, gekoppelt mit seinem absolut zu
verhindernden Streben eine Atommacht zu werden, und all den anderen "netten"
Handlungen der Iranischen Regierung in jüngster Zeit, haben ausnahmsweise
endlich einmal dazu geführt, daß die Welt zugehört hat…wenn dies bis dato
auch leider keine wirkliche Konsequenzen gehabt hat – Konsequenzen für die
wir hier entschieden eintreten möchten. Die Sprache
des Islamismus ist klar und deutlich - genozidal.
Wie Jehuda Bauer schon feststellte, eine Wiederholung des Massenmordes an
den Juden wird angestrebt, das ist schwarz auf weiß nachzulesen…" Das kann
und darf nicht hingenommen werden – von niemandem – niemals – nie wieder!
Uralte antisemitische Klischees, Stereotypen und
Vorurteile, identisch zu denen aus der Nazizeit, die durch die Arabischen
Medien, sowie in offiziellen Predigten, u.a. über Satellit und
selbstverständlich über das Internet in die ganze Welt verbreitet werden,
muß entschieden entgegen getreten werden. Verschwörungstheorien von
Blut-trinkenden, Kinder-mordenden, Medien- und USA-kontrollierenden Juden
müssen genauso im Keim erstickt werden, wie Theorien über 9-11, Irak, den
Tod Möllemanns, oder sonstige Ereignisse. Die
fiktiven "Protokolle der Weisen Zions", die als Faktum präsentiert werden,
dürfen nicht ungestraft auf einer Internationalen Buchmesse in Englischer
Sprache ausgestellt und zum Verkauf angeboten werden – erst recht nicht hier
in Frankfurt auf der alljährlichen Buchmesse und so weiter.
Manch einer mag Straßenproteste, wie diesen, für kindisch
oder unangemessen halten. Manch einer mag es vorziehen bei Freunden oder
Bekennanten über die aktuelle Situation zu lamentieren, gegebenenfalls mal
einen Leserbriefe zu schreiben, oder, was viel wahrscheinlicher ist, gar
nichts zu tun. Zu viele denken, daß "es ja nicht um einen selber geht" –
"man selber nicht betroffen ist", oder das andere da schonaktiv werden
würden, aber das ist falsch! Die Drohungen des Herrn
Ahmadinedschad und seiner Gleichgenossenen richten sich nicht nur gegen den
Staat Israel. Sie richten sich gegen die gesamte Westliche Lebensweise und
gegen jeden der hier Anwesenden. Das ist es, was die breite Öffentlichkeit
bisher nicht verstanden hat und warum hier nicht Tausende stehen, sondern im
Vergleich dazu nur einige Wenige. Daher sagen wir nochmals:
AUGEN AUF – OHREN AUF – GENAU HINHÖREN
und dann immer wieder laut und deutlich bekunden:
NIE WIEDER! NEVER AGAIN!
Es gilt für jeden Einzelnen aufzustehen und sich in unser
aller Interesse dafür einzusetzen, daß jeglicher Dialog mit Regimen, wie dem
des Herrn Ahmadinedschad eingestellt wird.
Außenbeziehungen sind im Sinne einer gegen den Antisemitismus gerichteten
Idee von "Good Governance" auszurichten und zu konditionalisieren.
Sicherlich ist zu diskutieren, ob ein Land aus einer
Ländergemeinschaft gänzlich ausgeschlossen werden sollte oder nicht, aber
jeder muß sich darüber im Klaren sein, daß ohne die Erkenntnis, daß gewisse
Aussagen und Handlungsweisen Konsequenzen haben, keine Änderungen erzielt
werden können. Eine unveränderte Fortsetzung von
"Dialog", wie es so schön heißt, wie auch eine unbeirrte Fortsetzung von
kulturellem und wirtschaftlichem Austausch, insbesondere auch finanzielle
Förderbeziehungen mit Staaten und Organisationen, die Antisemitismus dulden
oder fördern setzen das falsche Signal und sind einzustellen – zumindest so
lange wie sich die Partner nicht verpflichten, die antisemitische Agitation,
einschließlich der Hasspropaganda gegen Israel einzustellen.
Nur weil Iran der wichtigste Markt im Mittleren und Nahen
Osten für Deutsche Unternehmen sein mag, heißt dies nicht, daß Deutschland
schweigen soll. Im Gegenteil, die ökonomische Macht ist zu nutzen, um noch
entschiedener gegen die Hasspropaganda und Agitation einzutreten.
Meine Damen und Herren, wir stehen hier vor der Paulskirche,
dem nationalen Symbol für Freiheit und Demokratie in Deutschland schlechthin
– und vertrauen darauf, daß unsere Worte nicht auf taube Ohren fallen
werden. Wir alle haben das Glück in einer Demokratie leben zu dürfen, wie
sie den Ländern der Arabischen Welt nur zu wünschen ist. Wir haben auch
bisher das Glück gehabt weit entfernt von den Untaten des Herrn
Ahmadinedschad und seinesgleichen gewesen zu sein. Dies wird aber nicht
immer so sein, wenn wir uns die von diesen Personen ausgehenden Gefahren
nicht immer wieder vor Augen führen. Deshalb tun Sie sich und uns allen den
Gefallen in Zukunft noch deutlicher nach Außen zu tragen:
NIE WIEDER! NEVER AGAIN!
Danke für Ihre Aufmerksamkeit.
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Redetext von Dr. Dieter Graumann in der
Paulskirche |