Zehn Jahre nach Rabins Ermordung:
Jigal Amirs Familie fordert Freilassung
Am
Abend des 4. Novembers 1995 wurde Jizhak Rabin, damals Ministerpräsident des
Staates Israel, ermordet. Der Ermordung war eine beispiellose Hetzkampagne nicht
nur der Siedlerbewegung, sondern der gesamten Rechten, vorausgegangen. Pünktlich
zum 10. Jahrestag der Ermordung Rabins, fordert nun die Familie Jigal Amirs, des
Mörders, in einer Erklärung im Internet, dessen Freilassung.
Ihr Sohn, den sie mit bestem Gewissen im national-religiösen
Sinne erzogen hätten, habe richtig gehandelt, denn die derzeitige
Sicherheitslage in Israel beweise, dass Rabin mit seinem Friedenskurs ein
Verbrecher am israelischen Volk war. Amirs Mutter Geulah erinnerte den
Nachfolger Rabins im Amt des Premiers, Benjamin Netanjahu, daran, dass er ohne
die Tat ihres Sohnes nicht die Gelegenheit gehabt hätte den Osloprozess
abzustellen.
Teile der israelischen Öffentlichkeit reagierten auf die
Verlautbarung mit Empörung. Der Knesset-Abgeordnete Ran Cohen reichte nach der
Erklärung vom Samstag eine Anzeige gegen die Familie Amir ein. Die Ermordung
Rabins habe dem Friedensprozess einen viel schlimmeren Stoß versetzt, als man
damals hätte annehmen können. Ihn mache es regelrecht wütend, immer wieder mit
derartigen Stellungnahmen konfrontiert zu werden, so Cohen.
Während nun Meni Masus, der Generalstaatsanwalt, die Möglichkeit
einer Anklage prüfen will, plant der zu lebenslanger Haft verurteilte Mörder in
Berufung gehen. Er habe neue Erkenntnisse, die er mitteilen wolle. Amirs Ehefrau
Larissa Trimboler erläuterte, Amir habe zwar gestanden auf Rabin geschossen zu
haben, er habe aner nur zweimal geschossen, es müsse wohl eine Verschwörung
geben. Ähnliches hatten rechtsradikale Kreise schon nach der Tat behauptet,
manche Siedler gingen sogar soweit, Rabins Anhänger hätten den Premier ermordet,
um ihn zum Märtyrer zu machen.
An eine wie auch immer geartete Verschwörung glaubt in Israel
aber nur jeder Vierte. Mit einer Begnadigung wäre nur jeder Fünfte
einverstanden, trotzdem gehen fast 40% der in einer aktuellen Umfrage* Befragten
davon aus, dass Amir eines Tages begnadigt werden wird.
Auf die Frage ob denn auch die Politiker, die an der Hetze gegen
Rabin beteiligt waren, schuld an seiner Ermordung seien, antworteten nur 33% mit
Nein. Amir sei im Übrigen keine Ausnahmeerscheinung, es gebe noch viele andere
wie ihn, meinen immerhin 83% der Befragten. Dass das Gesetz gegen Hetze nicht
ausreichend umgesetzt wird, bemängeln 75%.
Weitere Fragen und Antworten:
- Wie ist heute, 10 Jahre nach dem Mord, Ihre Einstellung
zu Rabin?
Anerkennung und Sehnsucht 60%. Gleichgültigkeit 8%. Ärger über seine
Politik 4%.
andere Einstellung 25%
- Setzt die Avoda den Weg Rabins fort?
Ja 17%, nein 73%
- Wäre Rabin nicht ermordet worden, wäre die Lage Israels
heute besser?
Besser 37%, schlechter 5%, wie heute 41%
- Wie schätzen Sie die Aussichten auf einen weiteren
politischen Mord in Israel
ein?
Sehr gering 20%, ziemlich gering 12%, mittelmäßig 32%, ziemlich hoch 23%,
sehr
hoch 13%
- Was war die wichtigste Tat Rabbis?
Oslo Vertrag 16%. Friedensabkommen mit Jordanien 34%. Generalstabschef im
6 Tage
Krieg 35%
- Wer ist der wahre Erbe Rabins?
Barak 4%. Ben-Elieser 5%. Wilna'i 8%. Sharon 24%. Peres 27%
- Ist die Menge der Gedächtnisstätten für Rabin
angemessen oder
übertrieben?
Zu wenig 10%. zu viel 25%. angemessen 59%
Umfrage unter Jugendlichen. Was wissen sie über die Ermordung
Rabins?
- Wann wurde Rabin ermordet?
4.11.95- 19%, 1995- 40%, falsche Antwort 21%, weiß nicht 20%
- Wer war der Mörder
Jigal Amir 91%, ein Religiöser 1%, ein Shabak-Mann 2%, weiß nicht 6%
- Wo fand der Mord statt?
Am Rathausplatz 70%, in Tel Aviv 11%, an einem anderen Ort 7%, weiß nicht
12%
- Wer prägte den Slogan „Schalom Chawer"?
Bill Clinton 25%, falsche Antwort 18%, weiß nicht 57%
Yael Gvirtz kommentiert: ..."Zehn Jahre sind seit der Ermordung
Itzhak Rabins vergangen, und das Versprechen, sich zu erinnern und nicht zu
verzeihen, löst sich allmählich auf. Schon heute nehmen ca. 40% der Bevölkerung
an, dass Jigal Amir letzten Endes begnadigt werden wird, und 45% sind sogar der
Meinung, man sollte ihm ermöglichen zu heiraten und Kinder zu zeigen. Ein
Großteil der Bevölkerung meint, dass die Arbeiterpartei den Weg Rabins nicht
fortsetzt. Eines bleibt jedoch: Die Sehnsucht"...
*Umfage des Instituts Dachaf von Mina Zemach, für Jedioth
achronoth. dg /
hagalil.com 01-11-2005 |