2005 ist fast vorbei:
Abschied vom Jüdischen Kulturverein?
Jüdische Korrespondenz
12/2005
Regelmäßig haben wir mündlich wie schriftlich darüber
berichtet, wie wir den Abschied vom JKV hinauszuschieben suchen. Wenn aber
bis zum 15. Januar 2006 kein Wunder geschieht, dann werden wir die
Oranienburger Straße 26 zum 30. Juni aus finanziellen Gründen verlassen. Das
steht fest.
Sollten wir einen bezahlbaren, verkehrsgünstigen, den
Sicherheitsanforderungen angemessenen Raum finden, machen wir reduziert
weiter. Zwei Optionen sind noch denkbar, u.U. könnten wir also noch ein oder
zwei Jahre als verlässliche jüdische Instanz durchhalten. Zu optimistisch
vermuteten wir lange, die Stadt Berlin, der Stadtbezirk Mitte und die
Jüdische Gemeinde würden dieses kleine ungewöhnliche jüdische Projekt
bewahren. Heute würden sie wollen, aber die guten Worte finanzieren keine
Miete.
Trotzdem, wer hätte 1989/90 gedacht, dass wir ohne
finanzielle Förderung, gegen viele Widerstände, aber dank eigener Kraft und
treuer Mitglieder so lange erfolgreich bestehen würden?
Wir sind wehmütig und stolz in einem, bedauern und
verstehen, dass es bei unserem hohen Durchschnittsalter keine neuen
Ehrenamtlichen gibt. In den 16 Jahren haben wir übrigens 47 ABM-, SAM- und
Hilfe-zur-Arbeit -Kräfte sowie Praktikanten eingearbeitet. Die
Arbeitgeberrolle hat den jeweiligen Vorstand zwar teilweise entlastet, aber
zugleich oft überfordert. Ob es nach dem 1. Juli Arbeitskräfte auf staatlich
subventionierter Basis geben wird, ist unklar.
Wir wollen nur ungern wahrhaben, dass unsere Uhr fast
abgelaufen ist. Genießen wir also unseren Spätherbst, denken wir im Guten
zurück, sehen wir etwas kurzsichtig, doch energisch nach vorn. Bald ist
Chanukka, die Zeit der Wunder. Vor einem Jahr wurde das 15. Chanukkafest im
Roten Rathaus zur Krönung unserer bisherigen Aktivitäten. In diesem Jahr
beginnen wir noch einmal wie von vorn und freuen uns auf alle, die in
unseren Räumen mit uns die Lichter zünden wollen.
Wir, der Vorstand, also Irene Runge, Johann Colden,
Andreas Poetke, Andrée Fischer-Marum und Ralf Bachmann, und Igor Chalmiev
als Integrationsmitarbeiter, wünschen Chag Sameach!
Mögen alle guten Wünsche in Erfüllung gehen.
hagalil.com 30-11-2005 |