TU-Darmstadt:
Synagogen-Internet-Archiv weiter ausgebaut
Zusätzlich zu den über 2.200 erfassten Synagogen, die 1933
in Deutschland und Österreich noch existierten, sollen nun Synagogen des
Mittelalters in die interaktiven Datenbank der TU Darmstadt aufgenommen
werden. In den kommenden Monaten werden Grundinformationen zu über 240
belegbaren Bauten des Mittelalters auf der Basis neuester
Forschungsergebnisse eingegeben. Unter
www.synagogen.info können ab 9. November, Jahrestag der Pogromnacht von
1938, erste Informationen und Abbildungen zu diesen Synagogen über das
Internet abgerufen werden und weltweit durch Kommentare, Links und Bilder
ergänzt werden.
Seit 9. November 2002 ist das Synagogen-Internet-Archiv online. Es gestattet
der Öffentlichkeit erstmals einen Überblick über die mehr als 2.200
Synagogen in Deutschland und Österreich, die 1933, zur Zeit der
Machtübernahme der Nationalsozialisten, noch in Benutzung oder als Gebäude
vorhanden waren. Internet-Benutzer können zu einzelnen Synagogen eigene
Beiträge online hinzufügen und das Archiv dadurch mit aufbauen. Ab 9.
November 2005 sollen zusätzlich Synagogen des Mittelalters in der
interaktiven Datenbank erfasst werden. Die Ergebnisse einer erst kürzlich am
Institut für Baugeschichte der TU Braunschweig abgeschlossenen
Forschungsarbeit von Dr.-Ing. des. Simon Paulus, Mitarbeiter der Bet Tfila -
Forschungsstelle für jüdische Architektur in Europa zum mittelalterlichen
Synagogenbau, können nun einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht
werden.
Nur wenige bauliche Zeugnisse mittelalterlicher Synagogen künden heute noch
von der Kultur des mittelalterlichen Judentums im deutschsprachigen Raum.
Die wenigsten wissen, dass in ihrer Stadt jüdische Gemeinden auf eine
längere Tradition zurückgreifen können, ja teilweise die Anfänge der
Stadtwerdung entscheidend mittrugen. In den Städten des Mittelalters hatten
die Synagogen als architektonische Repräsentanten dieser jüdischen
Bevölkerung ihren selbstverständlichen Platz im Stadtgefüge – wenn auch
Repressalien und Vorgaben der christlichen Umwelt auf die Lage und die
bauliche Erscheinung erheblich Einfluß nahmen. Wie bei den Bauten des 19.
und 20. Jahrhunderts spiegelt sich so auch an den jüdischen Gotteshäusern
des Mittelalters die wechselvolle Geschichte ihrer Erbauer wieder.
In den kommenden Monaten sollen Grundinformationen zu über 240 belegbaren
Bauten des Mittelalters in Deutschland und Österreich in die Datenbank
aufgenommen werden. Den Anfang machen etwa 30 erhaltene oder archäologisch
dokumentierte Bauten, u.a. die erst in jüngster Zeit wiederentdeckten
Synagogen in Regensburg, Marburg an der Lahn, Wien und Erfurt.
Das Synagogen-Internet-Archiv ist Bestandteil einer umfangreichen
Forschungsarbeit von Dipl. Ing. Marc Grellert an der TU Darmstadt,
Fachgebiet IKA - Informations- und Kommunikationstechnologie in der
Architektur - Prof. Manfred Koob. Inhalt dieser Arbeit ist es, die
Potentiale der neuen digitalen Technologien für die Erinnerungskultur am
Beispiel der Synagogen zu untersuchen. Die Entstehung des
Synagogen-Internet-Archivs basiert auf der langjährigen Tätigkeit von Marc
Grellert im Bereich der 3D-Computer-Rekonstruktion zerstörter deutscher
Synagogen. An der TU Darmstadt, Fachgebiet IKA, werden seit 1994 Synagogen
am Computer mit der Absicht rekonstruiert, den kulturellen Verlust durch die
Visualisierung zerstörter Architektur aufzuzeigen, die bauhistorische
Bedeutung der Gebäude in Erinnerung zu rufen und einen Beitrag des Mahnens
und Erinnerns in Bezug auf die NS-Zeit zu leisten.
www.synagogen.info |