28. und 29. November:
Das albanische Volk hat zwei Nationalfeiertage
Albanische Regierung will
antifaschistischen Nationalfeiertag ignorieren und abschaffen.
Von Max Brym
In Albanien gibt es zwei wichtige Nationalfeiertage,
den 28. November und den 29. November. Am 28. November 1912 wurde in Vlora
die albanische Unabhängigkeit durch den Demokraten und Patrioten Ismail
Qemali verkündet. Nach über 500 Jahren wehte über Albanien wieder die Fahne
Skanderbegs. Für alle Albaner ist dieser Tag ein wichtiger Tag in ihrer
nationalen Geschichte.
Die "Liga von Prizren" formulierte im Jahr 1878 öffentlich
den Wunsch des albanischen Volkes nach nationaler Selbstbestimmung.
Gleichzeitig beinhaltete das Program der "Liga von Prizren" demokratische
und antifeudale Positionen. Friedrich Engels nannte im gleichen Jahr die
"Liga von Prizren", " die fortschrittlichste bürgerlich demokratische
Bewegung auf dem Balkan". Bekanntlich wurde im Jahr 1912 nur ein Teil der
Forderungen der "Liga von Prizren" umgesetzt und nur das heutige Albanien
letztendlich von der Londoner Botschafterkonferenz im Mai 1913 anerkannt.
Viele albanisch bevölkerte Gebiete in Montenegro, Kosova/o, Mazedonien und
in Griechenland durften sich nicht mit ihrem Mutterland vereinigen.
Diese offene Wunde sorgte für viel Ungemach in der
Geschichte Südosteuropas. Die italienischen und deutschen Faschisten
versuchten sich nach der Besetzung des Balkans 1941 als "Befreier des
albanischen Volkes" aufzuspielen. Dennoch weigerte sich die überwältigende
Mehrheit der Albaner, mit dem Faschismus zu kollaborieren. Im heutigen
Albanien operierten damals starke antifaschistische Partisanenverbände unter
der Leitung von Enver Hoxha. Auch in Kosova waren die antifaschistischen
Kämpfer gegen den Faschismus unvergleichlich stärker, als die Verbände der
Kollaborateure.
Fadil Hoxha (lange Jahre im jugoslawischen
Staatspräsidium) berichtet in seinen Memoiren von 50.000 albanischen
Partisanen aus Kosova. Am 29. November 1944 befreiten die Partisanen
endgültig, Albanien vom Faschismus. Seither ist der 29. November der zweite
Nationalfeiertag in Albanien. Diesen Feier und Gedenktag will die seit
Herbst 2005 regierende " Demokratische Partei" unter dem Rechtspopulisten
Sali Berisha abschaffen.
Konflikt um den 29. November
Bereits vor einigen Wochen bekundeten führende Politiker
der DP ( Demokratische Partei Albaniens) ihre Absicht, den 29. November als
Feier und Gedenktag abzuschaffen. Die Partei von Herrn Berisha, die kein
antifaschistisches Gedenken in Albanien mehr will, ist international
besonders eng mit der deutschen CDU/CSU verbunden. Das Vorhaben, den 29.
November als Nationalfeiertag abzuschaffen, stieß in Albanien auf scharfe
Ablehnung. Vor allem der Verband der "Antifaschistischen Nationalen
Befreiungskämpfer" ( LANC) protestierte heftig gegen das Ansinnen der
Regierung.
Am 26. November gab die Regierung bekannt, dass sie
keinerlei Zeremonie und Festlichkeit aus Anlaß des 29. November durchführen
werde. Die oppositionelle "Sozialistische Partei" sowie die LSI ( Bewegung
für soziale Integration) und andere Gruppierungen riefen umgehend zu
selbständigen Feierlichkeiten und Demonstrationen am 29. November auf. Der
Vorsitzende der LSI Ilir Meta, erklärte am 26. November gegenüber der Presse
in Tirana: " Die Regierung zeigt ihr wahres Gesicht, sie beleidigt unsere
antifaschistischen Kämpfer. Das vergossene Blut unserer Partisanen wird von
der reaktionären Clique um Berisha ignoriert. Mit diesem Beschluß zeigt die
Regierung ihren antidemokratischen Charakter, ihr politisch rechtes Programm
und ihre antidemokratische Grundorientierung, stellt sie offen zur Schau".
Die Haltung der "Demokraten" zur antifaschistischen
Befreiung" wirft auch ein bezeichnendes Licht auf die Partei von Ibrahim
Rugova (LDK) in Kosova. "Präsident" Rugova und der albanische
Ministerpräsident Berisha gelten als enge politische Partner.
Widerstand gegen die profaschistische Berisha Regierung
Die rechtskonservative Regierung unter Sali Berisha in
Albanien, will den 29. November als Nationalfeiertag abschaffen. Am 29.11.
1944 November siegten die albanischen Partisanen endgültig gegen die
deutschen faschistischen Kräfte. Seitdem gilt in Albanien der 29. November
als „Tag der Befreiung vom Faschismus!. An diesem 29. November sagte die
Regierung alle Feierlichkeiten ab. Sie will nur noch den 28. November den
Tag der Unabhängigkeitserklärung von 1912 als Feiertag bestehen lassen.
Gegen diesen Akt der Regierung Berisha regt sich in Albanien Widerstand.
Dieser Widerstand brachte die Opposition und Staatspräsident Moisiu dazu,
die Regierung Berisha schwer zu attackieren.
Stimmen gegen Berisha
Der Vorsitzende der Sozialdemokratischen Partei Skender
Gjinushi erklärte am 28. November: "Die Regierung Berisha ist eine
profaschistische Regierung. Niemand in Europa wagt es, sich an
antifaschistischen Feiertagen zu vergreifen. Wenn Herr Berisha dies tut, so
zeigt das den profaschistischen Charakter seiner Politik."
Am 29. November sagte Staatspräsident Alfred Mosiu: "Unser
Volk hat zwei Feiertage. Der heroische Kampf unseres Volkes gegen den
Faschismus gehört dazu."
Der Sekretär der "Sozialistischen Partei" Pandelj Majko
erklärte in Tirana: "Sie (die Demokraten) feiern nicht den Sieg über den
Faschismus. Dennoch bleibt es ein Festtag, egal wie Herr Berisha dies
sieht."
Auf einer Kundgebung des Verbandes der antifaschistischen
Kämpfer ( Lanc) in Tirana sagte deren Sekretär Adnan Qatipi am 29. November:
"Niemand kann die Erinnerung an den heroischen Kampf unseres Volkes gegen
den Faschismus aus den Geschichtsbüchern und unserem Gedächtnis streichen.
Dazu hat auch keiner das Recht. Wir werden unserer antifaschistischen
Tradition treu bleiben und Sali Berisha soll sich vorsehen."
Quellen: Shekulli 26.11.05,
http://www.mekulipress.com
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