Zum Wochenabschnitt:
In der Woche vor dem 9.November wurde über Noach berichtet
An Schimschi Zahubi, Masal tow!
Noach war ein gottesfürchtiger Mann, bekam die
Möglichkeit die Welt zu retten, mit jedem Paar aus den Lebewesen der
Schöpfung in der Arche, der großen Flut zu entkommen um das Vernichtungswerk
über die ausgerastete Menschheit nicht zu behindern.
Aus praktischen Gründen wurde auch die Tierwelt ersäuft,
bis auf jeweils einem Pärchen pro Art. Das Mythologische ist klar erkennbar,
bedenkt man, daß es Noach nicht möglich war, zu kontrollieren, wie viele
Flöhe im Fell der beiden Rindviecher steckten, oder wie viele
Bandwurmfamilien in den Därmen der beiden Elefanten mit eingeschmuggelt
wurden. Gleichzeitig ist nicht anzunehmen, daß die Arche mit der Abfahrt auf
das Eintreffen der beiden Weinbergschnecken gewartet hatte, während zwei
Geparden bereits damit beschäftigt waren, sich an die Gazellen an Bord,
heranzupirschen.
Der ungerechten Bestrafung waren gleichzeitig sämtliche im Wasser lebenden
Tiere entkommen, wohingegen jene, die dem Leben im Süsswasser angepasst
waren von den Meeresfluten mitgerissen wurden, einem fatalen Schicksal
entgegen. Es ist Noach nicht zuzumuten gewesen, nur zwei Viren und Bakterien
jeder Art einzuladen, deren Geschlechtserkennung auch den heutigen
Wissenschaftlern Kopfzerbrechen bereitet.
Was will uns also die Tora mit der Noachgeschichte sagen?
Jede Naturkatastrophe sei eine Strafe für begangene Vergehen gegen die
Gesetze der Tora? Praktisch hätte jedoch auch der Grundsatz "wie gefangen so
gehangen" Geltung erhalten. Bei der Bestrafung würde nicht differenziert.
Wer sich im Umfeld von Frevlern aufhält muss damit rechnen selbst als
Frevler seiner Strafe zugeführt zu werden.
Das hier versuchsweise angedeutete Gleichnis wird völlig
infrage gestellt, sobald man die Reichspogromnacht des nunmehr anstehenden
9.November, ich meine das Jahr 1938, in die Betrachtung miteinbezöge. Damals
brach das Strafgericht über alle Juden des Machtbereichs der Nazis herein.
Ohne Rücksicht auf die "Gerechten" oder die "Sünder". Die Spitze von
Absurdistan wird erklommen, würde man diejenigen, die dem Holocaust
entkommen waren als "die Gerechten" bezeichnen, während die anderen ihrem
vermeintlich begründetem Todesurteil zu harren hatten.
Vielmehr wird das Bedürfnis, alle Ereignisse, die auf
Erden passieren irgendwie mit Gottes Gerechtigkeit zu begründen infrage
gestellt -sofern jene Art Gericht zu halten allzusehr mit derjenigen des
menschlichen Verständnisses gleichgesetzt wird. Wir werden Gottes Vorgehen
niemals verstehen können, und sollten uns hüten dies zu versuchen.
Unser modernes Leben könnte unverzüglich als die Vorstufe
zur großen Strafaktion angesehen werden. Die Sünder, die bereits in
gesegnetem Alter verstorben sind, würden, gleichwohl der Strafe entgehen,
während die Verbleibenden zittern dürfen, und mit ihnen die
"Gerechten", die nicht in der Lage waren, dafür zu sorgen, daß Gottes
Gesetze von allen beachtet würden.
So aber wird es nicht kommen!
Wir werden so wie bisher weitermachen, und nur wenigen
wird es so ergehen, wie weiland Noach und den seinen. Und wir werden weiter
dem Irrtum verfallen, aufgrund eines frommen Lebens ein gutes Leben
einzufordern. |