Gedenktafel für Paul Grüninger:
Endlich auch in Au geehrt
Ein Gerechter aus den Völkern der Welt!
Im
israelischen Kiriat Ono, in Jerusalem, St. Gallen und Zürich sind seit
einigen Jahren Plätze oder Strassen nach ihm benannt. Nun wird Paul Grünger
auch im heimatlichen Au geehrt.
Am Samstag, 29. Oktober, 10.30 Uhr, weiht Regierungsrätin
Heidi Hanselmann zusammen mit Grüningers Tochter Ruth Roduner und
Gemeindepräsident Walter Giger eine Erinnerungstafel für den ehemaligen St.
Galler Polizeihauptmann und Flüchtlingsretter ein.
Paul Grüninger lebte zweimal in Au. Zuerst als Primarlehrer während dem
Ersten Weltkrieg. Damals lernte er Alice Federer kennen, seine spätere Frau,
die in Au aufgewachsen war.
1919 wurde Paul Grüninger zum kantonalen Polizeileutnant gewählt, von 1925
bis 1939 war er Polizeikommandant in St. Gallen.
1939 entliess die St. Galler Regierung den 48-jährigen Landjägerhauptmann
Grüninger fristlos, weil er mehrere hundert, vielleicht einige tausend
jüdische und andere Flüchtlinge in die Schweiz gerettet hatte. Grüninger
wurde vor Gericht gestellt und 1940 zu einer Busse verurteilt. Nach seiner
Entlassung lebte Paul Grüninger in schwierigen Verhältnissen, er wurde
verfemt und fand nie mehr eine feste Anstellung.
Ab 1944 wohnte er wieder in Au, ab 1955 in einer bescheidenen Wohnung am
Kirchweg 4, direkt neben dem Gemeindehaus, wo nun die Tafel angebracht wird.
Erst kurz vor seinem Tod im Februar 1972 ist der Flüchtlingsretter Paul
Grüninger berühmt geworden. Von der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem
wurde er 1971 als «Gerechter aus den Völkern» ausgezeichnet. Der deutsche
Bundespräsident Gustav Heinemann liess ihm als Anerkennung einen der ersten
Farbfernseher überbringen. In der ganzen Welt schrieben Zeitungen über den
Mann in Au SG, der so vielen Menschen geholfen hatte.
Die St. Galler Regierung rehabiliterte Paul Grüninger allerdings erst 21
Jahre nach seinem Tod, im Herbst 1993, nachdem Stefan Kellers Buch
«Grüningers Fall. Geschichten von Flucht und Hilfe» erschienen und ein
Verein «Gerechtigkeit für Paul Grüninger» aktiv geworden war. 1995 hob auch
das Bezirksgericht St. Gallen das seinerzeitige Urteil gegen Grüninger auf
und sprach ihn fast sechzig Jahre nach seinen Taten frei.
1998 erkannte der Regierungsrat Grüningers Nachkommen eine Entschädigung zu,
die vollumfänglich in eine neuerrichtete
Paul Grüninger Stiftung floss.
Diese Stiftung hat zur Aufgabe, an den Flüchtlingsretter zu erinnern und
Leute oder Organisationen zu unterstützen, die sich heute in der Welt für
Menschenrechte einsetzen.
Die Gemeinde Au-Heerbrugg und die Paul Grüninger Stiftung laden die
Bevölkerung herzlich zur Einweihung der Gedenktafel für Paul Grüninger ein.
Der Musikverein Konkordia Au wird dabei den Paul Grüninger Marsch aufführen,
der 1938 von einem jüdischen Flüchtling im Lager Diepoldsau komponiert
worden ist. Anschliessend offeriert die Gemeinde Au-Heerbrugg einen Apero.
Samstag, 29. Oktober 2005, 10.30 Uhr, Kirchweg 4 (neben
dem Gemeindehaus) in Au SG.
(3000 Zeichen)
Kontakt Paul Grüninger Stiftung:
Präsidentin: Ruth Roduner-Grüninger, Heerbrugg, 071 722 64 80
Vizepräsident: Dr. Stefan Keller, Zürich, 079 577 31 40
Einweihung mit Reden, Musik und Apéro
am 29. Oktober 2005: Gedenktafel für Paul Grüninger in Au SG
Stefan
Keller:
Grüningers Fall
Geschichten von Flucht und Hilfe
Rotpunktverlag Zürich,
30,01 DM, 15,34 Euro
Paul Grüninger:
Eine unangenehme
Sache?
Anlässlich des 110. Geburtstag von Paul Grüninger am
27. Oktober 2001, zeigte das Jugendzentrum Konkret in Zusammenarbeit mit
Transmitter und dem Jüdischen Museum Hohenems (Österreich) den
Dokumentarfilm zum gleichnamigem Buch "Grüningers Fall".
hagalil.com 21-10-2005 |