Donald Rumsfeld:
Für Extremismus gibt es keine moderaten Lösungen
Namensartikel von Donald Rumsfeld
WASHINGTON – (AD) – Nachfolgend
veröffentlichen wir einen Namensartikel von US-Verteidigungsminister Donald
Rumsfeld, der zunächst in der Financial Times vom 1. August erschien.
Im letzten Monat wurde Großbritannien zweimal von einem Feind angegriffen,
der die Offenheit freier Gesellschaften nutzt, um von innen heraus zu töten
und zu terrorisieren. Kurz nach dem Massaker vom 7. Juli schrieb ein
Amerikaner der britischen Botschaft in Washington einen Brief, in dem er die
Gefühle seiner Landsleute beschrieb: "Jemand, der London angreift, kann kein
geschichtliches Wissen haben. Die für die Anschläge verantwortlichen
Personen werden feststellen müssen, dass man zwar keinen besseren Freund als
die Briten haben kann; gleichsam kann man aber auch keinen Furcht
erregenderen Feind haben."
Nach einer solchen Gräueltat ist es wichtig, dass wir genau versuchen zu
verstehen, was Extremisten dazu bringt, Massenmord zu begehen – und was
nicht. Wie schon bei früheren Anschlägen geben die Extremisten und ihre
Sympathisanten dieselben leeren Rechtfertigungen ab. In der Vergangenheit
zählten zu diesen eine Reihe von realen und eingebildeten Affronts, die
Jahrhunderte zurückreichen. Dazu gehören unter anderem: die Stationierung
von US-Truppen in Saudi-Arabien nach 1991 zur Verhinderung eines Angriffs
durch Saddam Hussein, die Gründung Israels 1948, das Auseinanderbrechen des
Osmanischen Reichs vor etwa 80 Jahren, die Rückeroberung Spaniens von den
Mauren 1492 sowie die Kreuzzüge, von denen der erste 1095 stattfand.
Die heute meistangeführte Rechtfertigung ist der Feldzug der Koalition gegen
Extremisten weltweit und die so genannte "Besetzung" muslimischer Länder
durch den Westen. In der Tat ist es vielmehr so, dass Koalitionsstreitkräfte
in Afghanistan und im Irak auf Ersuchen demokratisch gewählter Regierungen
operieren. Es sind die Extremisten, nicht die Koalition, die in einer Reihe
barbarischer Angriffe während der letzten Monate vorsätzlich auf unzählige
muslimische Zivilisten abzielten und sie töteten.
Einige Menschen scheinen zu glauben, dass ein Entgegenkommen angesichts der
Forderungen der Extremisten – einschließlich eines Abzugs aus Afghanistan
und dem Irak – ihre Unzufriedenheit beenden und somit zukünftige Anschläge
verhindern könnte. Wir sollten uns jedoch vor Augen führen, dass eine
radikale islamistische Regierung praktisch ungestört von der internationalen
Staatengemeinschaft Afghanistan beherrschte und Anführern der Al Kaida
Zuflucht gewährte, als die Terroristen am 11. September 2001 die Vereinigten
Staaten angriffen. Saddam Hussein hielt im Irak an seiner Macht fest und
schien Unterstützung für seine Bestrebungen zu gewinnen, die Sanktionen der
Vereinten Nationen zu beenden.
In Wahrheit haben islamische Extremisten schon lange ihr Interesse gezeigt,
Großbritannien anzugreifen. Im Januar 2003 vereitelte die britische Polizei
einen wahrscheinlich geplanten Anschlag mit dem Giftstoff Rizin - zwei
Monate vor Beginn der Operation Iraqi Freedom.
In den zwei Jahrzehnten vor dem 11. September, lange vor dem
Koalitionseinsatz in Afghanistan oder im Irak, töteten oder entführten
Extremisten außerdem hunderte unschuldige Zivilisten in Teheran, Beirut,
Saudi-Arabien, Berlin, New York, Schiffe im Mittelmeer sowie einen Jet über
Schottland.
Die Extremisten streben keine Verhandlungslösung mit dem Westen an. Sie
wollen, dass die Vereinigten Staaten, Großbritannien und andere Verbündete
der Koalition ihre Prinzipien und ihren Einsatz für ihre muslimischen
Freunde überall auf der Welt aufgeben. 2002 befürwortete Osama bin Laden den
Sturz moderater muslimischer Regierungen. Die Fantasien der Al Kaida und
Gleichgesinnter, Intoleranz und ideologischen Drill durchzusetzen, betreffen
zudem weitaus mehr als den Nahen Osten. Die Extremisten sind insbesondere
über die Gleichberechtigung von Frauen und die Meinungsfreiheit erzürnt, die
freie Gesellschaften kennzeichnen.
Nur wenige Tage nach den ersten Anschlägen in London bekräftigte ein
Extremist, der des Mordes an einem niederländischen Regisseur beschuldigt
wird, dessen Film als Beleidigung des Islam betrachtet wird, öffentlich,
dass er wieder töten würde, wenn er die Möglichkeit dazu hätte. Mit solchen
einzelnen Feinden kann es keinen Frieden geben.
Die Anschläge vom 11. September erzürnten eine Nation und Zivilisation und
veranlassten sie, zu handeln. Seit damals haben die Extremisten
Zufluchtsmöglichkeiten und öffentliche Unterstützung in Afghanistan und dem
Irak verloren und werden auf jedem Kontinent von einer beispiellosen
globalen Koalition verfolgt.
Sie haben zurückgeschlagen, indem sie von Rucksäcken bis Autos alles dazu
verwendet haben, hunderte unschuldige Menschen in Spanien, der Türkei,
Kenia, Indonesien, Russland und zuletzt Großbritannien zu töten. Sie streben
danach, Dinge zu zerstören, die sie in 1000 Jahren nicht bauen könnten, und
Menschen zu töten, die sie nie von ihrer Sache überzeugen könnten.
Ihr Plan scheiterte am 11. September 2001. Sie scheitern im Irak und in
Afghanistan. Und von dem, was wir über die Briten wissen, scheiterte der
Plan der Extremisten zweifellos erneut bei den Angriffen auf London.
Originaltext: Byliner: Rumsfeld Says There Can Be No
Moderate Solutions to Extremism
siehe
www.usembassy.de
hagalil.com 07-08-2005 |