Internationales Rotes Kreuz:
Arbeit im Gazastreifen vorübergehend eingestellt
Nachrichtenartikel von Arnon Regular, Ha'aretz,
09.08.2005
Übersetzung Daniela Marcus
Das Internationale Komitee des Roten Kreuzes
(ICRC) setzte am Montag alle Feldoperationen im Gazastreifen aus
Protest über die Verschlechterung der Sicherheitslage vorübergehend
aus.
Das ICRC schloss seine Büros in Khan Yunis auf unbestimmte Zeit,
nachdem Bewaffnete Dutzende von Kugeln auf diese abgefeuert hatten.
In den vergangenen Tagen wurde im Gazastreifen auch eine Anzahl von
Mitarbeitern von UN-Hilfsorganisationen entführt.
Das ICRC sagte: "Das ICRC ist tief besorgt über die Angriffe auf
seine Büros und die Entführung von Mitarbeitern internationaler
Organisationen im Gazastreifen."
ICRC-Quellen bestätigten am Montag, dass ICRC-Mitarbeiter
unterwiesen worden seien, die Arbeit auf ein Minimum –d. h.
Büroarbeit- zu beschränken, bis sich die Situation wieder
stabilisiert habe. Andere internationale Quellen –darunter mehrere
UN-Büros- sagten, die Verschlechterung der Sicherheitslage könnte
die UN zu ähnlichen Maßnahmen greifen lassen.
Die Entführungen und der Beschuss der ICRC-Büros lassen Zweifel
darüber entstehen, ob die palästinensische Autonomiebehörde wirklich
fähig ist, mit den Sicherheitsproblemen im Gazastreifen umzugehen,
Ruhe während des israelischen Rückzugs durchzusetzen und hinterher
ein Chaos zu verhindern.
Palästinensische Quellen berichteten am Montag, das ICRC führe
Gespräche mit ranghohen palästinensischen Offiziellen –u. a. auch
mit Mahmoud Abbas-, um gegen die Vorfälle im Gazastreifen zu
protestieren. Die Gespräche seien auch dazu gedacht, zu
durchgreifenden Maßnahmen der palästinensischen Polizei zu führen,
um den Entführungen ein Ende zu setzen. Die Entführungen sind Teil
von Rivalitätskämpfen innerhalb palästinensischer Sicherheitszweige.
Am Montagmorgen näherten sich Militante in Khan Yunis dem Gebäude,
das die Büros des ICRC beherbergt, anscheinend in der Absicht,
Mitarbeiter des Roten Kreuzes zu entführen. Sie beschossen das
Gebäude, verschwanden dann jedoch wieder. Kurz danach wurden zwei
Mitarbeiter der UNRWA (United Nations Relief and Works Agency) auf
offener Straße in Khan Yunis entführt.
Palästinensische Quellen sagten, die beiden seien von einer Gruppe
entführt worden, die die Freilassung von Suleiman Alpera forderten.
Alpera ist einer der meist gesuchten Palästinenser im Gazastreifen
und Sprecher von Farouk Kaddoumi, dem Generalsekretär des
Zentralkomitees der Fatah und der politischen Abteilung der PLO
(Palästinensische Befreiungsorganisation). Kaddoumi hatte kürzlich
in Khan Yunis ein Büro eröffnet und seine Absicht erklärt, eine
Miliz im Gazastreifen aufzubauen.
Kaddoumis Büros wurden letzte Woche in Brand gesetzt. Anscheinend
geschah dies durch den Palästinensischen Präventiven
Sicherheitsdienst, der Alpera am Sonntag verhaftet hatte. Nach der
Entführung der UNRWA-Mitarbeiter, die anscheinend durch Alperas
Männer vorgenommen worden war, waren die Präventiven
Sicherheitskräfte gezwungen, Alpera wieder frei zu lassen.
hagalil.com 09-08-2005 |