Transport
und Infrastruktur in Israel:
Siemens möchte die erste Geige spielen
Nach einem Artikel von Sharon Kedmi in "The Marker",
dem Wirtschaftsmagazin der haArez Gruppe
Im Bereich der israelischen Transport-Infrastrukturen
möchte Siemens die Hauptrolle spielen: "Wir möchten die zentrale
internationale Firma sein, die in Israel im Bereich der
Transport-Infrastrukturen tätig ist, genau wie wir in den letzten Jahren
einen zentralen Anteil im Bereich der Stromversorgung hatten", so
Dipl.-Ing. Friedrich Smaxwil,
Vizepräsident
des Bereichsvorstandes Transportation Systems der Siemens AG
Deutschland, im Interview mit dem
Wirtschaftsmagazin "The
Marker".
Smaxwil besuchte Israel letzte Woche anlässlich des 40.
Jahrestags der Aufnahme der
diplomatischen Beziehungen
zwischen Deutschland und Israel. Bei seinem Besuch traf er unter anderem mit
Verkehrsminister Meir Shittrit zusammen. Den Ausschreibungen nach zu
urteilen, an welchen sich der riesige Konzern im Bereich der israelischen
Transportinfrastruktur beteiligt, will man bei Siemens hoch hinaus.
Dipl.-Ing.
Friedrich Smaxwil, Präsident des Verbands der
Bahnindustrie in Deutschland, Vizepräsident und
Mitglied des
Bereichsvorstandes Siemens AG Transportation Systems
Siemens nimmt an allen drei zentralen Ausschreibungen der Branche teil, mit
einem Umfang von 15-20 Milliarden Schekel: dem Verkauf von 86 Waggons an die
israelische Bahn, mit der Option auf 500 Waggons mit einem Umfang von 2,5
Milliarden Schekel; Elektrifizierung der Bahn, mit einem Umfang von 1,6
Milliarden Shekel; Bau der ersten S-Bahn in Tel Aviv mit einem Umfang von
10-15 Milliarden Schekel.
Für "The Marker" führte Sharon Kedmi ein Gespräch mit
Friedrich Smaxwil
Bevorzugen Sie eines dieser drei Projekte?
"Das ist wie die Frage, welches seiner Kinder man am
liebsten hat. Wir sehen jede Ausschreibung anders, aber aus unserer Sicht
sind alle drei von höchster Bedeutung. Der Zeitplan der drei Ausschreibungen
ermöglicht es, sich auf alle drei zu konzentrieren. Dieser Tage
konzentrieren wir uns auf das Waggon- Projekt. Obwohl es sich um eine
Ausschreibung für 86 Waggons in der ersten Phase handelt, machte die Option
auf 500 Waggons diese Ausschreibung für uns zur interessantesten, die es
heute auf der Welt gibt. Wir versuchen, hier in Israel Fuß zu fassen. Bisher
haben wir der israelischen Bahn keine mobile Ausrüstung geliefert, und wir
werten diese Ausschreibung als ausgezeichnete Möglichkeit. In Zukunft wird
es Ausschreibungen für elektrische Waggons und Lokomotiven geben, ein
Bereich in dem wir weltweit führend sind."
Bei der Elektrifizierung der Bahn erfreuen Sie sich
eines relativen Vorteils, denn Energie steht ja im Mittelpunkt ihrer
Geschäfte.
"Das ist richtig. In erster Linie sind wir ein globaler
Energiekonzern. Die Kombination unseres Knowhows und unserer Fähigkeiten auf
diesem Gebiet mit unsrem Knowhow im Bereich der Bahn ist meiner Meinung nach
eine sehr viel versprechende Kombination. Man kann ruhig sagen, dass wir bei
dieser Ausschreibung das beste Gefühl haben."
Ist
die israelische Bahn Ihrer Meinung nach überhaupt für Elektrifizierung
bereit? Es handelt sich immerhin um eine wesentliche Änderung.
"Ja, keine Frage. Nach über 50 Jahren Stillstand in der
israelischen Bahn, stellt ihr Entwicklungsprogramm eine echte Revolution
dar. Die Elektrifizierung eines großen Teils der Bahn wird sie auf eine
Stufe mit den Eisenbahngesellschaften in der westlichen Welt stellen. Eine
elektrifizierte Bahn hat sehr viele Vorteile, und ich begrüße den Beschluss,
diesen Schritt zu wagen, obwohl es sich um eine komplexe Ausschreibung
handelt. Dieser Tage führen wir Verhandlungen mit einigen israelischen
Infrastrukturunternehmen, die sich mit uns an der Ausschreibung beteiligen
sollen. Wir nehmen an, dass die Ausschreibung für die Elektrifizierung
innerhalb eines Jahres entschieden werden wird."
Wie verhält es sich mit der Ausschreibung für die
S-Bahn in Tel Aviv? Siemens hat sich mit der Frage herumgequält, ob man Teil
der Arbeitgemeinschaft bleiben will, die an der Ausschreibung teilnimmt.
Haben Sie schon eine endgültige Entscheidung getroffen?
"Durchaus. Wir setzten dieses wichtige, große Projekt
fort. Die Entscheidung war nicht leicht. Es handelt sich um eine
Ausschreibung von 10-15 Milliarden Schekel, und sie gilt als eine der
größten Ausschreibungen der Welt. Deshalb mussten wir einige Antworten
abwarten, vor allem vom Staat, bevor wir uns verpflichten. Ich kann Ihnen
sagen, dass wir dem Projekt verpflichtet sind, gemeinsam mit unseren
Partnern von der MTS Gruppe."
Welche Stelle nimmt Israel im Rahmen der strategischen
Programm von Siemens ein?
"Wir werten Israel als strategischen Mittelpunkt im Nahen
Osten. Siemens Israel und Siemens weltweit streben danach, im Bereich der
Bahn führend zu sein. Dieser Bereich befindet sich in einem
fortgeschrittenen Entwicklungsstadium, ähnlich wie ja auch die Bereiche
Energie, Industrie und Kommunikation.
Die erste Grundlage ist wie gesagt unsere Teilnahme an großen und wichtigen
Projekten. Siemens ist bei Gegeneinkäufen in Israel eine der ersten drei
unter den internationalen Firmen. Wir kaufen im Jahr für über 100 Millionen
Euro bei israelischen Firmen ein. Aus unserer Sicht sind Verpflichtung und
Zusammenarbeit nicht nur Worte und Absichten, sondern bewiesene Fakten. Es
bleibt zu hoffen, dass die staatlichen Firmen dies bei der Auswahl von
Lieferanten für das eine oder andere Projekt berücksichtigen."
Nach Elektrifizierung und Transport wendet sich Siemens dem Thema Wasser
zu. Der Generaldirektor von Siemens Israel, Oren Aharonson, sagte zu "The
Marker", die Ausschreibung über den Bau der Kommunikations-Infrastruktur für
die israelische Bahn im Umfang von fünf Millionen Euro, die Siemens letztes
Jahr gewonnen hat, sei die Grundlage für die Verpflichtung des Konzerns
gegenüber der israelischen Bahn im Besonderen und der israelischen
Wirtschaft im Allgemeinen. Nächstes Ziel von Siemens, nach Elektrifizierung
und Transport, ist das Wasser: "Wir werten den Bereich des Wassers in Israel
als dritte Seite des Dreiecks", so Aharonson.
"Diese Tage befinden wir uns in Verhandlungen mit der Firma 'Mekorot' über
die Einführung hoch entwickelter Technologie im Bereich des Wassers. Darüber
hinaus ziehen wir in Erwägung, an der Ausschreibung der Wasserentsalzung in
Hadera teilzunehmen. Auch auf diesem Bereich kann unser Knowhow meiner
Meinung nach der Gruppe, die sich an der Ausschreibung beteiligt, als
abrundender Faktor dienen."
Israels Eisenbahn macht Dampf:
Schnellbahnlinie nach Jerusalem
Die israelische Regierung hat das Programm einer
Schnellbahnlinie nach Jerusalem genehmigt (A1). Es handelt sich dabei um
eine formelle Genehmigung...
hagalil.com 08-07-2005 |