Verdrossenheit im Streitparadies:
Israels Politik ein Waisenhaus
In Jedioth achronoth beklagt ein Leitartikel die
Verwaisung der israelischen Politik und meint, man brauche nicht auf die
Wahlen zu warten um zu wissen, dass der Großteil der Bevölkerung heute
politisch obdachlos ist.
Die Parteien sind tot, einige, weil sie sich nicht
erneuert haben, andere, weil sie sich von innen heraus zerstört haben.
Ehemalige öffentliche Kämpfer haben ihren ideologischen Hunger verloren.
Das große Problem der Parteien ist heute nicht die
Korruption bei den Primaries, sondern der Gestank des Betrugs, der aus ihnen
aufsteigt, und der die Herzen der Wähler mit Zorn und Verlegenheit erfüllt,
die sich betrogen und verwaist fühlen. Das Gefühl "es gibt sowieso
niemanden, den man wählen kann", erteilt den Politikern die Genehmigung,
auch den Rest der Glaubwürdigkeit zu zerstören. Eine Partei, die zu einem
Papiertiger wird, zerstört die Bedeutung von Wahlen.
Eine Umfrage in M'ariw fügt dieser Einschätzung folgende
Aussagen hinzu:
Manche sagen, man solle, vor dem Hintergrund des
Loslösungsprogramms, die Korruptionserscheinungen im öffentlichen Leben
ignorieren, da die Durchführung dieses Vorhabens (des Abzugs) oberste
Priorität habe.
Dieser Meinung stimmen nur 18% zu, 81% lehnen sie ab.
Unterdessen nimmt die Popularität des Ministerpräsidenten
ständig ab. Während aber die persönliche Unterstützung für Sharon auf nur
noch 44% gesunken ist (der Höhepunkt lag einmal bei 61%), steigt der
Loslösungsindex kontinuierlich an. Inzwischen hoffen 59% auf einen baldigen
Rückzug aus Gaza.
In absehbarer Zukunft stehen Wahlen zum Vorsitz der Awodah
an. Von den folgenden Kandidaten präferieren Anhänger der Sozialdemokraten:
Ehud Barak: 23,3%, Shimon Peres 22,5%, Matan Wilna’i 19%, Benjamin Ben-
Elieser 12,3 % und Amir Peretz 5,5%.
Die Erben des Likud und das aufgeblasene Ego der
Linken:
Der Weg ins
politische Chaos
Für klare Linien, auch in der Politik, spricht
sich die Tageszeitung Jedioth achronoth aus. Diejenigen, die gegen das
Gaza-Loslösungsprogramm und damit gegen Premier Sharon gestimmt haben, seien
die wahren Erben der revisionistischen Bewegung, von Beitar, Cherut und
Likud...