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Der 8. Mai 2005 in Berlin:
NPD kämpft vergeblich bis Fünf nach Zwölf

Von Mark Querfurth

Zum 60. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus hatten die "Jungen Nationaldemokraten" (JN), die Jugendorganisation der NPD, eine Demonstration unter dem Motto "60 Jahre Befreiungslüge - Schluß mit dem Schuldkult" in Berlins Mitte angemeldet. Dass die Nazi-Partei tatsächlich an diesem Tag auch nur einen Schritt tun würde, war nach den regierungsoffiziellen Aufrufen zu Blockadeaktionen nicht wirklich zu befürchten.

Doch die Sache hätte bei mangelnder Mobilisierung auch schief gehen können. Wenn der Tag dann wie erwartet verlief, von einer Inszenierung darf dennoch nicht gesprochen werden. Die Berlinerinnen und Berliner, die den Nazis den öffentlichen Raum genommen haben, meinten es durchaus ernst.

Bereits am Vormittag versammelten sich auf dem Bertold-Brecht-Platz nahe dem Bahnhof Friedrichstraße etwa 10.000 Menschen, um mit einer Demonstration gegen die NPD in Richtung Alexanderplatz zu ziehen.

Aufgerufen hatte hierzu das antifaschistische Bündnis Spasibo heißt Danke!. Auf der Auftaktkundgebung hielt Peter Gingold, der in den Reihen der französischen Résintance gegen die deutsche Besatzung kämpfte, die wahrscheinlich beste Rede des Tages. Gingold machte deutlich, dass der "Untergang" nicht 1945 stattfand, wie uns der gleichnamige Eichinger-Film glauben machen will. Der Untergang war bereits 1933 als die Deutschen nicht verhindern konnten, dass die Nazis an die Macht gebracht wurden.


Der Résistance-Kämpfer Peter Gingold führt die
antifaschistische Demonstration an.

Gegen 11:00 Uhr setzte sich der Zug dann in Bewegung. In der Oranienburger Straße wurde vor der Synagoge, die von einem riesigen Polizeiaufgebot (vor wem auch immer) "geschützt" wurde in Stille der Opfer des Nationalsozialismus und der Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime gedacht.

Unterdessen versammelten sich zu Füßen des Fernsehturms erste Anhänger von NPD und JN. Die enge Umzäunung des Antreteplatzes mit dem spärlichen Grün der umgebenden Bepflanzung und dem viel stärkeren der Einsatzkräfte der Polizei wirkte wie ein Freigehege. Bis 14:00 Uhr fanden sich etwa 2.200 NPDler aus dem gesamten Bundesgebiet ein. Damit blieb die Mobilisierung deutlich hinter den Erwartungen der Parteiführung zurück.


Unter Ausschluss der Öffentlichkeit: NPD vor den
Rathaus-Passagen.

Auch wenn der Parteivorsitzende Udo Voigt und der sächsische NPD-Fraktionschef Holger Apfel diesen Tag als Erfolg zu verkaufen versuchten, so richtig zu begeistern waren die braunen Kameraden, die teilweise mehrere hundert Kilometer anreisten und sich dann etwa fünf Stunden die Beine in den Bauch stehen mussten, nicht. Die immer gleichen Hasstiraden in den Beiträgen von Voigt, Apfel, Rennicke und Wulff wurden durch Grußbotschaften der internationalen Rechten unterbrochen oder durch den fürchterlichen Auftritt von Annett, die über die blecherne Beschallung ihre Vergewaltigungsphantasien besang.

Zur gleichen Zeit an anderem Ort fand ein in den letzten Wochen eilig von der Berliner Senatskanzlei organisierter "Tag für Demokratie" statt. Zunächst wirkte das Fest etwas aufgesetzt, nachdem es von offizieller Seite der "Berliner Initiative: Europa ohne Rassismus" übergeholfen wurde. Der damit befürchtete Charakter einer Image-Veranstaltung mit schwarz-rot-goldenem Veilchen, Würstchen- und Getränkebuden zum Schutz des Brandenburger Tores vor Negativ-Schlagzeilen im Ausland wurde durch die inhaltliche Ausgestaltung durch die zahlreichen Initiativen weitestgehend verhindert.

Die auf Videowänden aus dem Reichstag übertragene Rede des Bundespräsidenten Horst Köhler ist an dieser Stelle eher von geringem Nachrichtenwert, blieb sie doch weit hinter der des damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker vor 20 Jahren zurück.

Anders als bei ähnlichen früheren Anlässen, wo sich fernab von Nazi-Aufmärschen die Demokraten ihrer selbst vergewissern, bot der Tag für Demokratie schon Ansätze eines anständigen Aufstandes. Immerhin setzten sich mehrere hundert Menschen von hier in Richtung Blockade auf der Karl-Liebknecht-Straße in Bewegung.


Skinheads gegen Rechts.

Zurück zur NPD-Veranstaltung: Nachdem hier den Versammelten verkündet wurde, dass man hart aber ergebnislos mit der Polizei über eine mögliche Alternativroute für den Abmarsch verhandelt habe, wurden einige Kameraden unruhig. Der Ausbruchversuch aus dem Gehege wurde von Einsatzkräften schnell unterbunden und die Kameraden sollten bald mit Sonderzügen vom Bahnhof Alexanderplatz die Innenstadt verlassen. Ein kurzer Regenschauer sorgte nur für mäßige Abkühlung der nationalen Gemüter. Unter Rufen wie "Ruhm und Ehre der Waffen-SS" versuchten sie noch einmal, den Sturm in das Bahnhofsgebäude, wurden aber auch schnell wieder zurückgedrängt. Auf der anderen Seite der Bahntrasse hatten sich inzwischen einige Nazi-Gegnerinnen und Gegner versammelt, die die Abreise der Nazis mit "Nazis raus!"-Rufen begleiteten.

Am Ende bleibt zu sagen, dass der verhinderte Marsch der NPD und JN durch Berlins Mitte durchaus ein Erfolg ist, auch wenn es nichts gibt, was nicht auch besser zu machen wäre. Bedauerlich ist, dass Protestierende weiträumig von der NPD-Veranstaltung ferngehalten wurden. Ein lautstarker Protest direkt vor Ort würde solche Auftritte sicherlich noch unattraktiver machen. Auch bei der Strafverfolgung rechter Propagandadelikte muss die Polizei noch nachbessern.


Übersehen? Verbotene Runen-Symbolik des Nazi-Labels
Thor Steinar bei der Abreise am Alexanderplatz

Am 8. Mai 2005 haben die Berlinerinnen und Berliner ein deutliches Zeichen gegen Rassismus, Antisemitismus und Geschichtsrevisionismus gesetzt. Ob dies nur möglich war, weil die Augen der Weltöffentlichkeit an diesem historischen Datum auf die Stadt gerichtet waren, werden künftige Anlässe zeigen.

hagalil.com 09-05-2005

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