MEMRI Special Dispatch – 25. Mai
2005
Anis Mansour:
Den Deutschen vergeben werden
Die Feierlichkeiten zum 60. Jahrestag des Kriegsendes waren auch für
arabische Medien Anlass, sich mit der Geschichte des Zweiten Weltkrieges
zu befassen. So widmete sich ein Kommentar in der jordanischen
Tageszeitung Al-Dustour am 13. Mai 2005 der Frage, wer eigentlich den
Sieg über Deutschland errungen habe.
Dort heißt es unter anderem: "Weiterhin herrscht der Irrglaube, es sei die
Kriegsbeteiligung der USA auf Seiten der Alliierten gewesen, die zur
Niederlage Deutschlands geführt hat. […] Ein realistischer Blick zurück
zeigt indes, dass es die Sowjets waren, die den Sieg erreicht und den
größten Beitrag zur Niederlage Deutschlands geleistet haben. Ohne ihre
enormen Opfer, 26 Millionen Tote, wäre die deutsche Armee nicht
zusammengebrochen."
In der in London erscheinenden liberalen Zeitung Al-Sharq Al-Awsat
beschäftigte sich der bekannte Journalist und Schriftsteller Anis
Mansur, der u.a. die Erinnerungen des deutschen Feldmarschall Erwin
Rommel ins Arabische übersetzt hat, mit der Konjunktur der Erinnerung an
Krieg und Naziherrschaft. Im Folgenden dokumentieren wir seinen
eigenwilligen Kommentar vom 3. Mai 2005:
"Vergebung für die Deutschen
von heute!"
"Mein Gott, wir haben wirklich genug von all den hohlen Phrasen über
Hitler... jeden Tag ein Buch, jeden Tag ein Film. Und dann die Jagd auf
alle, die Nazis waren, als Hitler über Deutschland und Europa thronte
und zu den ganz Großen der Welt zählte. Es gibt wohl keine schlechte
Eigenschaft, die man Hitler, seinen Männern und seinen Anhängern nicht
schon zugeschrieben hätte. Dabei wird das gesamte deutsche Volk in
seiner Jahrhunderte langen Geschichte verurteilt. Als ob es damals, als
Hitler Deutschland und Europa zerstörte, möglich gewesen wäre, gegen den
Nationalsozialismus zu sein. Sogar vom deutschen Papst Benedikt XVI […]
wird behauptet, dass er und sein Vater Nazis gewesen seien. Das wurde
jedoch zurück genommen, denn sein Vater war ebenso wie er selbst gegen
die Nazi-Tyrannei.
Niemand weiß genau, wie viele Bücher in allen möglichen Sprachen über
Hitler erschienen sind – über seine sexuellen Beziehungen, seine Moral
oder auch seine Leidenschaft für Sterne […]. Unendlich viele Worte, die
gleichzeitig Angriffe auf das [vermeintlich] barbarische deutsche Volk
sind. Barbarisch, weil es Hitler hervorbrachte und hinter ihm stand.
Vergessen sind hingegen die vielen deutschen Genies aus allen Bereichen
in Wissenschaft, Kunst und Literatur, sowie die zahlreichen Gelehrten,
ohne die Amerika und Russland keine Satelliten zum Mond und den Planeten
hätten schicken können.
Eine Zeitlang haben wir uns jedes neue Buch über Hitler gleich besorgt -
heute nicht mehr. Und ich denke, die Deutschen machen es genauso. Sie
haben genug von dem Thema. Nur die zionistischen Vereinigungen konnten
nicht genug davon bekommen. Sie haben daran eigentlich kein Interesse,
obwohl ihr ständiges Drängen [über den Nationalsozialismus zu sprechen]
dazu führt, dass die anderen Völker die Juden noch mehr hassen.
Kürzlich wurden nun Akten des sowjetischen Führers Stalin veröffentlicht.
Darin fanden sich auch Geheimberichte über Hitler und seine Vertrauten.
Aus diesen Berichten geht hervor, dass Hitler gar nicht so bösartig war.
Vielmehr gingen die Befehle zur Vernichtung der Juden von anderen
Männern aus. Hitler selbst war vollauf mit dem Krieg, der
Kriegspropaganda und der ideologischen Bekämpfung der Völker
beschäftigt, die er überfallen wollte.
Außerdem ist den Geheimberichten zu entnehmen, dass Hitler sehr bescheiden
gelebt und so wenig gegessen und getrunken hat, dass sich seine Umgebung
darüber wunderte: Wie konnte dieser Mann leben, ohne genug zu schlafen,
zu essen und zu trinken? Weiterhin heißt es, dass er Eva Braun liebte,
die für ihn eine Mutterrolle einnahm. Sie war keine treue Geliebte – wie
die Gattin von Königs Shahriar aus 1001 Nacht verführte sie vielmehr
junge Männer der Leibgarde, die lebendiger und hübscher und charmanter
waren. [...]
In einer Analyse zur Erklärung der Wahl des deutschen Papstes, der fünf
Sprachen spricht, wird nun gesagt, dass es eine Tendenz gebe, den
Deutschen zu verzeihen. Der neue Papst spricht wie früher Benedikt XV.,
der versucht hatte, den Ausbruch des Ersten Weltkriegs zu verhindern und
sich dann nach Kriegsausbruch darum bemühte, die Tränen zu trocknen, die
Wunden zu heilen und allen Bedürftigen zu helfen. Dieser neue Papst will
jetzt die Welt nach und nach versöhnen... und sie [?] versuchten, mit
ihm die Deutschen zu versöhnen.
Die radikalen zionistischen Vereinigungen wollen nun offenbar die
Drangsalierung und den Druck auf die Deutschen von heute, die nicht Teil
der nationalsozialistischen Horden waren, mindern. Schließlich sind
diese Deutschen nicht schuld an den Verbrechen Hitlers. 1963 hatten die
zionistischen Vereinigungen versucht, weltweit Druck auf die
katholischen Organisationen auszuüben, damit diese die Juden von der
Schuld am Tod Christi freisprechen – die Juden von heute. Und sie hatten
Erfolg damit: Papst Johannes XXIII. gab ein Dekret heraus, in dem er
ihnen vergab... Wollen die zionistischen Organisationen nun, dass auch
den Deutschen von heute vergeben wird? Es sieht so aus!"
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hagalil.com 25-05-2005 |