Unschuld und Abwehr:
Über einen Antisemitismusstreit in der Hans-Böckler-Stiftung
Von Matthias Küntzel
Erschienen in: Jungle World
19, 11. Mai 2005
Was wäre herausgekommen, wenn sich der Antisemitismus
des Abgeordneten Martin Hohmann nicht in freier Rede, sondern in
CDU-internen E-mails artikuliert hätte? Hätte die Öffentlichkeit je davon
erfahren? Oder hätten die Verantwortlichen nach außen dicht gehalten und so
dem vereinsinternen Korps- und Kameradschaftsgeist ihren Tribut gezollt?
Die Hans-Böckler-Stiftung hat sich in vergleichbarer
Situation gegen die Öffentlichkeit entschieden. Bis heute ist der
stiftungsinterne Antisemitismusstreit, der im Februar 2003 auf der
Mailing-Liste der Böckler-Stipendiaten aufflammte, unter Verschluss
geblieben. Anlass der Kontroverse war ein mit antisemitischen Stereotypen
versehenes Papier, das ein von der Stiftung geförderter Doktorand verfasst
und verbreitet hatte. Einzelne Stipendiaten sorgten zwar dafür, dass die
Debatte im Kontext einer Promovierenden-Konferenz im November 2003
selbstkritisch reflektiert werden konnte.
Doch scheiterte diese Gruppe mit ihrem Versuch, die
Debatte und das von ihnen bestellte und auf den folgenden Seiten
dokumentierte Dossier als ordentliche Publikation der Hans-Böckler-Stiftung
veröffentlichen zu lassen: Im März dieses Jahres beschloss die Stiftung,
über den Vorgang Stillschweigen zu bewahren. Es handele sich um eine
"stiftungsinterne Angelegenheit", erklärte Werner Fiedler, Mitarbeiter der
Promotionsabteilung. "Wir möchten nicht, dass das einer allgemeinen
Öffentlichkeit zugänglich wird."
Diese Entscheidung ist bemerkenswert. Erstens gehört die
Böckler-Stiftung mit 250 geförderten Promovierenden pro Jahr zu den
wichtigsten Kaderschmieden der akademischen Elite in Deutschland und wird
zudem mit Steuermitteln subventioniert. Da geht es die Öffentlichkeit
durchaus etwas an, ob stiftungsintern Positionen auftauchen, die dem Wunsch
nach einer Auslöschung Israels Legitimation verleihen. Zweitens trifft, wer
immer antisemitische Vorfälle in den Mantel des Schweigens hüllt, die
Entscheidung, die Solidarität mit Juden zu vernachlässigen. Für ein
Bildungswerk des DGB, das den Begriff der Solidarität ansonsten nur in
Großbuchstaben schreibt, ist dies schon eine Leistung.
Schließlich fragt man sich, was die Verantwortlichen im
Falle einer Dokumentation dieser Kontroverse eigentlich fürchten.
Judenfeindliche Stereotype sind hierzulande bekanntlich en vogue: Nach
Wilhelm Heitmeyers jüngster Studie sprechen heute 68 Prozent der Deutschen
von einem "Vernichtungskrieg" Israels; fast ebenso viele wollen vom
Holocaust nichts mehr hören. Absurd wäre die Annahme, dass in diesem Ozean
des Ressentiments die Böckler-Stiftung eine Insel der Seligen sei. Insofern
kommt es auf den Umgang damit an.
Das Vorhandensein von Antisemitismus ist unerfreulich,
seine Vertuschung aber skandalös. Sie bestärkt den Eindruck, dass in
Deutschland noch jede antijüdische Invektive durchkommt, sofern man sich an
das 11. Gebot hält: Lass' dich nicht erwischen! Klärung hingegen setzt
Öffentlichkeit voraus. Es folgt die Dokumentation.
Der Stein des Anstoßes
"Das Ich ist nicht immer Herr im eigenen Haus", erkannte
Sigmund Freud. Dies gilt besonders dann, wenn Deutsche über Juden,
Palästinenser und Israel sprechen. Dann kanalisieren Abwehr, Projektion oder
Übertragung den Diskurs. Es gibt kein deutsches Gespräch über diese Themen,
das nicht unterschwellig von der nachwirkenden Wucht der Shoah beeinflusst
ist.
Die Wirksamkeit dieses Mechanismus erlebte ich am eigenen
Leib, als ich 1983 erstmals einer Jüdin begegnete. Ich war damals 28 Jahre
alt und seit dem 18. Lebensjahr in diversen Bewegungen der Neuen Linken
engagiert. Es war im Sommer 1983 während einer Busfahrt in New York City.
Neben mir saß eine junge Frau, die im Small Talk auf meine Bemerkung "I am
from Germany" erwiderte: "I am Jewish." Dieser Satz muss mich wie ein Schlag
getroffen haben. Das einzige, was ich nach einigem Schweigen herausbrachte,
war die Frage, warum Israel die Palästinenser so grauenvoll behandele.
Erst Jahre später wurde mir klar, was sich in jenen
Sekunden in mir abgespielt haben muss. "Im deutschen Gedächtnis ist das
Schuldmotiv virulent", hatte Dan Diner einst geschrieben. "Es kann sich
bekennend – auch verleugnend zu erkennen geben." (1)
In der Tat. Ich empfand es offenkundig als eine
Aggression, von jener Begleiterin aus heiterem Himmel mit meinem virulenten
Schuldgefühl konfrontiert zu werden und inszenierte reflexhaft den
Gegenangriff, der gleich mehrere Stereotype des Antisemitismus in sich
vereinte. Mein jäher Schreck über das "I am Jewish" wurde gelindert durch
den rettenden Einfall, dass dem Gräuel an Juden ein "Gräuel" von Juden
gegenüberstand. Wie der Ertrinkende nach dem Strohhalm griff ich zum
Zerrbild der israelischen Regierungspolitik, um dem Gedanken deutscher
Schuld zu entfliehen. Zwar hatte meine Begleiterin die Nazis und den Zweiten
Weltkrieg gar nicht thematisiert. Ihre bloße Anwesenheit reichte aber schon
aus, um "Leidensschutz durch wahnhafte Umbildung der Wirklichkeit" (Freud)
zu suchen.
So wurde neben der impliziten Gleichsetzung von
Libanon-Feldzug und Nazi-Krieg auch das Stereotyp vom "Weltjudentum" in mir
virulent, weshalb ich die jüdische Amerikanerin an meiner Seite umstandslos
für das Handeln der israelischen Regierung in die Verantwortung nahm. Sie,
die zuvor vielleicht mit keinem Deutschen gesprochen hatte, wandte stumm ihr
Gesicht ab und beendete das Gespräch.
Diese Episode veranschaulicht ein Maß an Blindheit, das
innerhalb der deutschen Linken allgegenwärtig gewesen ist. Viele "linke"
Verhaltensdispositionen lassen sich im Rückblick nur mit dem unbewussten
Fortwirken der Vergangenheit in der Gegenwart erklären. Warum sonst hat sich
gerade die deutsche Linke so antizionistisch und so propalästinensisch
geriert? Warum sonst wollte diese sich als antifaschistisch definierende
Linke partout nichts davon wissen, dass sich in den Lagern der
palästinensischen Freischärler nicht nur die Kader des SDS, sondern auch
Nazis im Wehrsport übten?
Im Rückblick wird offenkundig, "wie weitgehend die
fundamentale Verdrängung im Kern des nachkriegsdeutschen sozialen
Bewusstseins die Gegenwart durchdrungen hat und an eine neue Generation
übertragen worden ist", schrieb 1985 der amerikanische Soziologe Moishe
Postone in seinem "Brief an die westdeutsche Linke". (2)
Das Gros der deutschen Linken habe sich, so Postone, der
deutschen Vergangenheit nie gestellt, außer in einer sehr abstrakten und
selektiven Form, als habe sich das Verbrechen vor Jahrhunderten ereignet.
Damit habe unterschwellig die Mehrheit derer, die von sich glaubten, in
Opposition zur herrschenden Ordnung zu stehen, diese Ordnung in einem
wesentlichen Punkt, nämlich durch ihren Unwillen, mit der Vergangenheit
adäquat umzugehen, reproduziert.
Bis heute wirkt diese Vergangenheit besonders effektiv,
wenn sie im Unbewussten bleibt. Daraus folgt erstens die Notwendigkeit, sich
fortlaufend um eine erhöhte Sensibilität für die Nachwirkungen der Shoah auf
das kollektive Bewusstsein insbesondere in Deutschland zu bemühen. Zweitens
geht es darum, zu begreifen, dass Antisemitismus sich unterschiedlich
artikuliert. Es kommt darauf an, seine jeweils neuesten Erscheinungsformen
hier und anderswo aufzuspüren und zurückzuweisen.
Von derartigen Anstrengungen war im Februar 2003 im Kreis
der Doktoranden der Hans- Böckler-Stiftung wenig zu spüren. Die per E-Mail
geführte Debatte über ein antisemitisch gefärbtes Papier lief vollkommen
schief. 70 der im Rahmen einer nicht öffentlichen Mailingliste
ausgetauschten E-Mails von 24 Autorinnen und Autoren wurden mir für die
kritische Kommentierung zur Verfügung gestellt. Viele von ihnen bezeugen
beispielhaft die Schwierigkeiten und die Aggressionen, auf die die Reflexion
über Antisemitismus in einem links orientierten deutschen Milieu heute
stößt.
Ausgangspunkt der Antisemitismusdebatte war die am 10.
Februar 2003 verschickte Stellungnahme von M., einem Stipendiaten mit
offenbar arabisch-migrantischem Hintergrund. (3)
Es handelt sich hierbei nicht um einen zusammenhängenden Text, sondern um
Hinweise auf Webseiten zu den Themen "Irak", "Israel", "Öl-Frage", und
"Bush", die durch ausgewählte Zitate und durch Kommentare des Autors
verbunden sind. M.s Schreiben ist keineswegs so ungewöhnlich, dass es nicht
in jeder deutschen Universität als Seminarpapier hätte Verbreitung finden
können. Dass hier ein Diktator und Massenmörder wie Saddam Hussein
ausführlich und ohne kritische Kommentierung zu Wort kommt, war zum
Zeitpunkt dieser Kontroverse (im März 2003 begann der Angriff der USA auf
dessen Regime) keine Seltenheit.
Auch die nationalen Anklänge dieses Papiers ("Wie kann
Deutschlands reines Bild im Irak benutzt werden, um dort mehr Stabilität in
der Region zu schaffen?") konnten durchaus als Weiterentwicklung des
seinerzeit von Bundeskanzler Gerhard Schröder propagierten "deutschen Weges"
interpretiert werden. Da das Wort "Jude" an keiner Stelle auftaucht, sondern
von "Zionisten" gesprochen wird, sprangen die antisemitischen Stereotype,
die M. verwendet, nicht unmittelbar ins Auge. Dennoch ist seine
Stellungnahme mit Elementen des klassischen "rechten" Antisemitismus und den
Ausdrucksformen eines neuen "linken" Antisemitismus regelrecht gespickt.
Klassischer Antisemitismus
Dieser Antisemitismus basiert auf dem Topos der "jüdischen
Weltverschwörung", wie er insbesondere in dem wohl wirkungsvollsten
antisemitischen Machwerk der Geschichte, den "Protokollen der Weisen von
Zion", vorgeprägt ist. (4) Diese "Protokolle"
haben nicht nur das antisemitische Weltbild Adolf Hitlers wie kein zweites
Dokument beeinflusst. Sie haben zudem nach 1945 in der arabischen Welt eine
geradezu unglaubliche Verbreitung gefunden. So wurde diese Hetzschrift zur
Grundlage einer 41teiligen Spielfilmserie gemacht, die während des Ramadan
2002 im ägyptischen Staatsfernsehen zur besten Zeit gesendet worden ist.
Eine weitere Verfilmung der "Protokolle", diesmal in Form
einer 29teiligen Soap Opera des Hisbollah-Senders Al-Manar, wurde während
des Ramadan 2003 per Satellit in alle Welt ausgestrahlt. (5)
Der Weltverschwörungstopos ist auch im Weltbild Usama bin Ladens zentral.
1998 behauptete er über die Regierung Clinton, dass sie "Israel in Amerika
repräsentiert und (…) dass die Juden dort das Sagen haben. Sie benutzen
Amerika, um ihre Ambitionen in der Welt (…) voranzutreiben." (6)
Das Wahnbild der Weltverschwörung tauchte regelmäßig in
den Stellungnahmen Saddam Husseins auf, der "die Zionisten" für die
amerikanische Irak-Politik verantwortlich zu machen pflegte, wie auch in der
Rede des ehemaligen malaysischen Premiers Mahathir Mohamad, der zur
Eröffnung des globalen Islam-Gipfeltreffens in Kuala Lumpur im Oktober 2003
vor laufenden Kameras "die Juden" als die Herrscher dieser Welt
dämonisierte. (7)
Wer aber die Juden als Menschheitsfeinde stigmatisiert,
will auf ihre Vernichtung hinaus. So, wie einst die Parolen des Stürmer die
Shoah vorbereiteten, so liefert die Wiederkehr dieser Parolen Islamisten das
Motiv, "Juden" unterschiedslos in überfüllten Bussen, Restaurants,
Diskotheken, Synagogen oder Wolkenkratzern zu ermorden.
Der Böckler-Stipendiat M. greift jenes alte und wieder
modern gewordene Stereotyp auf, wenn er einen britischen Labour-Abgeordneten
mit den Worten zitiert,dass das "gegenwärtige amerikanische Regime" von
einer "abscheulichen Mischung aus christlich-fundamentalistischen
Evangelikalen, unbarmherzigen Zionisten und der Ölwirtschaft beherrscht,
regiert und motiviert" werde.
Hier wird mit der Behauptung, dass rücksichtslose
Zionisten gemeinsam mit Bündnispartnern die eigentliche Kontrolle über die
US-Regierung ausübten, auf antisemitische Wahnvorstellungen rekurriert. Dem
Papier von M. zufolge wird aber nicht nur die US-Regierung, sondern auch die
US-Öffentlichkeit von Juden beherrscht. "Gibt es ähnliche Literatur wie
'They dare to speak out: People and institutions confront Israel's Lobby'
von Paul Findley, einem Ex-Senator", fragt M. und insinuiert damit, dass es
in den USA eines besonderen Wagemuts bedürfe, um den Freunden Israels
entgegenzutreten.
Um auch dem letzten Teilnehmer der Mailing-Liste die
besondere Gefährlichkeit jener jüdischen Lobby (am Beispiel des "American
Israel Public Affairs Committee") vor Augen zu führen, wird schließlich ein
Auszug aus der Schrift des "Ex-Senators" zitiert: Dieses Komitee sei "eine
selbst-anregende Maschine ohne korrektive Vorrichtung. Wenn Sie nicht
zustimmen, erhalten Sie Grausamkeit."
Antisemitismus ist kein Standpunkt, sondern eine mentale
Disposition, welche unbewusste Triebregungen, Konflikte und Neigungen
verstärkt und manipuliert, anstatt sie zum Bewusstsein zu erheben und
aufzuklären: Logische Widersprüche werden problemlos überbrückt. So auch bei
M. Während sich seinem Papier zufolge der Zionismus in den USA mit seinen
berüchtigten Aktivitäten öffentlich entblößt, wird an anderer Stelle das
genaue Gegenteil behauptet und der antisemitische Mythos von der permanenten
heimtückischen Verstellung der Juden bemüht. "Verschleiert diese Gruppe
[gemeint sind die Evangelikalen, Anm. MK] ihre politischen Ziele mit
Religion so wie die Zionisten und Fundamentalisten?" So wird das Bild von
der teils offen-brutalen, teils tückisch-versteckten Vorherrschaft der Juden
in den Vereinigten Staaten gezeichnet und ein Gefühl von Abscheu und
Verunsicherung provoziert.
Neuer Antisemitismus
Zu den Kennzeichen des Neuen Antisemitismus gehört die
explizite oder implizite Forderung nach der Beseitigung Israels. Explizit
wird dieses Anliegen von islamistischen Gruppen wie z.B. der
palästinensischen Hamas formuliert. Diese Gruppen nehmen die
Staatsbezeichnung Israel nicht in den Mund, sondern sprechen stattdessen von
einem "zionistischen Gebilde". Saddam Hussein machte sich diese
Sprachregelung zu eigen und war zugleich der großzügigste Mäzen
antijüdischer Selbstmordattentate. Implizit wird Israels Beseitigung von
denjenigen intendiert, die an Israel einen völlig anderen Maßstab legen als
an jeden anderen Staat der Welt. Während z.B. allen übrigen Staaten das
Recht eingeräumt wird, sich gegen diejenigen, die sie mit Raketen und
Selbstmordbombern angreifen, auch militärisch zu verteidigen, wird diese
Verteidigung im Falle Israels oftmals prinzipiell delegitimiert.
Durch unterschiedliche Maßstäbe ist auch die Solidarität
mit den Palästinensern geprägt. Sie entlarvt sich immer dann als Heuchelei,
wenn die Tötung von Palästinensern durch Fanatiker der Hamas oder der Fatah
stillschweigend hingenommen wird. So blieb hierzulande die von einem
palästinensisch-israelischen Wissenschaftlerteam erstellte Studie über
Palästinenser, die während der ersten Intifada von Palästinensern getötet
wurden, weitgehend unbekannt. Sie belegt, dass zwischen 1987 und 1993
mindestens 942 Palästinenser als "Kollaborateure" ermordet wurden. Darunter
waren etwa 130, die unter dem Vorwand "moralischer Verfehlung", also aus
islamistischen Motiven, getötet wurden. (8)
Schon als in den siebziger und achtziger Jahren tausende
Palästinenser und sonstige Araber von den Regimes in Syrien und Jordanien
ermordet wurden, zeigte sich, dass der Aufschrei der Empörung stets nur in
einem einzigen Fall erfolgt: wenn er sich gegen Juden und den jüdischen
Staat richten kann.
Zurück zum Ausgangspunkt. M. zitiert in seinem
Rundschreiben zustimmend die Stellungnahme des damaligen irakischen
Außenministeriums, in der von "Zionist Wesen", so M.'s Übersetzung von
"zionist entity", die Rede ist. Er delegitimiert die Balfour-Erklärung von
1917, die dem jüdischen Volk eine nationale Heimstätte in Palästina
versprach, mit einer dem englischen Außenminister Jack Straw zugeschriebenen
Aussage: "Die Balfour-Erklärung ist keine ehrenwerte Erklärung."
In der Schlusspassage seines Papiers schlägt M. seinen
Stipendiatskollegen von der Böckler-Stiftung eine Untersuchung der folgenden
Thematik vor: "Arabische Wiedervereinigung und Befreiung Palästinas: Zwei
Hauptwörter, die die arabischen Massen von der atlantischen Küste bis zum
Golf in neuen Zeiten bewegt."
Antisemitische Denkstruktur
Unter antisemitischer Denkstruktur verstehe ich eine
Betrachtung der Welt, die alle Erscheinungen des Lebens binär codiert:
Überall scheint dann das bedrohte Gute – die homogene und an sich
harmonische "Wir-Gemeinschaft" – im existenziellen Kampf mit einem äußeren
Bösen zu stehen und dessen permanentes Opfer zu sein. "Die anderen" sind
"unser" Unglück, heißt es dann. Alles wäre gut bei "uns", wenn es "sie"
nicht gäbe. Dieser Blick auf den globalisierten Markt hat seit dem Ende des
realsozialistischen Lagers und dem Rückgang einer rational fundierten Kritik
des Kapitalismus an Attraktivität gewonnen. Die Unzufriedenheit mit
Zuständen, die aus dem Gesamtzusammenhang des Kapitalismus resultieren, wird
auf das "amerikanisch beherrschte" Israel und die "von Juden dominierten"
USA kanalisiert. Alle Warum-Fragen werden auf diesen einen Punkt reduziert
und die Wahrnehmung globaler Konflikte unbewusst oder bewusst durch das
Raster der antisemitischen Denkform vorstrukturiert.
Dieser Blick auf die Welt prägt auch das Papier von M. Im
dichotomen Raster sind unzweideutig gegenübergestellt: hier der Irak unter
Saddam Hussein, mit dem Deutschland sich zu verbünden habe. Dort die
zionistische Entität, die Washington und die amerikanische Öffentlichkeit
kontrolliert und für die Übel dieser Welt verantwortlich ist. In klassisch
antisemitischer Diktion wird Deutschland "als eine Macht" stilisiert, "die
sich vom Imperialismus und der Ausbeutung anderer Völker distanziert hat",
während "auf der anderen Seite (…) Ausbeutung" als "ein Wort" präsentiert
wird, "das mit Ländernamen wie USA, England, u.a. verbunden ist".
Dass zum Zeitpunkt der Abfassung dieses Papiers ein
Deutscher beispielsweise an der Spitze des Internationalen Währungsfonds
stand – der jetzige Bundespräsident–, fällt bei dieser Betrachtungsweise
unter den Tisch. Wie wurde von der Hans-Böckler-Stiftung auf die
antisemitischen Stereotype und die antiisraelischen Tiraden in M.'s Papier
reagiert?
Vier Tage nach dem Bekanntwerden von M.'s Stellungnahme
distanzierte sich der Leiter der Abteilung Studienförderung in einem
Rundschreiben von dieser "E-mail mit antisemitischen Inhalten". Man habe
"kein Verständnis" dafür, dass derartige Äußerungen unter dem Etikett der
Stiftung verbreitet würden und bitte "alle um Entschuldigung, die der
antisemitische Inhalt der E-mail tief getroffen" habe, heißt es in dem
Schreiben. So weit, so gut.
Obwohl diese Distanzierung keiner weiteren Rechtfertigung
bedurfte, fügte der Autor eine solche hinzu: Die Böckler-Stiftung habe
bereits "externe Reaktionen auf diesen Vorgang" erhalten. So habe man der
Stiftung "die Zusammenarbeit mit und die Duldung von Antisemiten im Kreise
ihrer Stipendiatinnen vorgehalten". Erinnert dieser Hinweis nicht an die
standardisierten Warnungen vor Stimmen aus dem Ausland, die über die
Schändung jüdischer Friedhöfe in Deutschland aufgebracht seien? Schon immer
erweckte diese Argumentation den Verdacht, dass nicht der Kampf gegen
Antisemitismus, sondern die Beschwichtigung "externer Stellen" das
übergeordnete Ziel derartiger Distanzierungen sei. "Wir stellen fest", heißt
es in dem Brief,"dass wir alles tun, um Antisemitismus und Antisemiten in
der Stiftung auszuschließen."
Von diesem guten Vorsatz war drei Wochen später, als das
"Leitungskollektiv" (LK) der Hans-Böckler-Stipendiaten gemeinsam mit dem
Autor des oben zitierten Schreibens über das Thema "Antisemitismusdebatte"
beriet, keine Rede mehr. Laut Protokoll dieser Sitzung wurde das vom Leiter
der Abteilung Studienförderung artikulierte "Distanzierungsverlangen" nicht
geteilt. Als "Fazit" hielt man stattdessen fest: "Die Stiftung wird zu
diesem Fall nicht weiter offiziell Stellung nehmen und es wird auch keine
disziplinierenden Maßnahmen geben."
Warum scheute das Leitungskollektiv den simplen Beschluss,
dass die Stipendiaten der Böckler-Stiftung niemals eine Position tolerieren
würden, die dem Wunsch nach einer Auslöschung Israels oder dem Phantasma
einer "jüdischen Weltverschwörung" Legitimation verleiht? Warum wurde die
von einem Stipendiaten formulierte "Resolution gegen Antizionismus und
Antisemitismus unter Promovierenden der Hans Böckler Stiftung" nicht einmal
zur Diskussion gestellt?
Das Leitungskollektiv blieb gegenüber dem Antisemitismus
in den eigenen Reihen indifferent. Abgesehen von der Ankündigung, die
politische Bildung der Stipendiaten künftig durch Seminare verbessern zu
wollen, wurde auf Betreiben des anwesenden Stiftungsvertreters lediglich
eine einzige Konsequenz gezogen: "Es wird (…) künftig ein Zusatz auf der
(E-mail-) Liste vermerkt, aus dem hervorgeht, dass weder die HBS noch das LK
für den Inhalt der Nachrichten verantwortlich zu machen sind." Offenbar war
man in erster Linie daran interessiert, für den Fall zukünftiger "externer
Reaktionen" als Stiftung aus dem Schneider zu sein. (9)
Der Schlussabsatz des Protokolls macht die
Fehleinschätzung der Leitungsrunde der Stipendiaten manifest: "Wir
konstatieren, dass das Problem langfristig nicht mittels formaler Regelung
gelöst werden kann, sondern künftig vielmehr die politische Haltung ins
Zentrum der Diskussion gerückt werden muss. Gemeinsam soll überlegt werden,
wie dem Problem des Rechtsrucks begegnet werden kann (u.a. Diskussion um
Auswahlkriterien, politische Seminare)."
Rechtsruck? Wenige Monate nach dem erneuten Wahlsieg von
Rot-Grün und ein halbes Jahr vor Beginn der Hohmann-Affäre war dieses Wort
ein Phantasiebegriff. Seit dem 11. September war es mehr als je zuvor die
politische Linke, die sich antizionistisch gerierte, die Israel nach ganz
spezifischen Kriterien zu beurteilen suchte und die nicht selten obskure
Verschwörungstheorien an die Stelle konkreter Analysen setzte. Der neue
Antisemitismus ist attraktiv und gerade deshalb so gefährlich, weil er dem
Ressentiment gegen "Zionisten" als Bestandteil eines progressiven Programms
Legitimation verschaffen will. Um diese Form von Antisemitismus hat sich der
Streit unter den Böckler-Stipendiaten gedreht. Wer dennoch von einem
"Problem des Rechtsrucks" spricht, nährt die Befürchtung, dass der
Antisemitismus von links durch Rückgriff auf traditionelle Feindbilder
bemäntelt werden soll.
Wie wurde nun die Debatte über das Papier von M. im Rahmen
der Mailliste der Böckler-Stipendiaten geführt?
Beliebigkeit …
Bestimmte Eigenarten der 70 Beiträge umfassenden
Kontroverse fallen dem Beobachter unabhängig von ihren inhaltlichen
Ausrichtungen ins Auge. Da ist zunächst der Eindruck der Beliebigkeit. Viele
Beiträge klingen so, als hätten die Autorinnen und Autoren hinschreiben
wollen, was ihnen "zum Thema" gerade mal so eingefallen ist. Treffend
spricht ein Diskussionsteilnehmer von einem "ich wollte mich nur mal
beteiligen"-Syndrom, das er als "ebenso fatal wie die Ausgangsmail" empfand.
Von einer Einsicht in die Zentralität von Auschwitz für
sozialwissenschaftliches Denken in Deutschland ist hier wenig zu spüren. Die
Tatsache, dass im Abstand von nur 60 Jahren dieses Land in Bezug auf den
Topos "Antisemitismus" kein "normales" Land und die Linke dieses Landes
keine "normale" Linke sein kann – ganz zu schweigen davon, dass ein
normalisiertes Verhältnis zwischen Deutschland und den Juden oder Israel bis
heute nicht möglich ist –, bleibt unreflektiert.
Viel zu wenig ist die E-Mail von M. der Gegenstand der
Diskussion. Weder wird die Dämonisierung US-amerikanischer Juden
thematisiert noch die Tötung von Juden in Israel, also der Tatbestand, dass
der von M. verteidigte Saddam Hussein zum Zeitpunkt der Debatte suizidale
Mordaktionen an Israelis mit hohen Geldsummen belohnte. Stattdessen wird in
vielen Beiträgen eben jenes Sammelsurium an Assoziationen reproduziert,
welche das virulente Schuldgefühl der Deutschen beim Thema "Juden" nun
einmal mobilisiert: hier übersteigerte Sympathie ("aber trotzdem mochten wir
sie – die strammen Likud-Anhänger aus Israel, M.K. – natürlich total gern"),
dort Vokabeln des Hasses (wie das jüdische Leben in Frankreich beweise,
"wurden eben nicht alle ausgerottet"). Hier die Parteinahme für "die so
geschundenen Palästinenser" (obwohl es um das konkrete Verhalten von
Israelis oder Palästinensern im Papier von M. überhaupt nicht geht), dort
der Verweis auf "die israelis als (…) der aggressor" und die Bekanntgabe,
dass "schuld an alledem" ohnehin der US-Imperialismus sei.
Maßgeblich für die meisten Stellungnahmen ist nicht die
dritte, sondern die erste Person, die sich ihrer selbst – mal in der Rolle
des abstrafenden Anti-Antisemiten, häufiger in der Rolle des empörten
Niemals-Nie-Antisemiten – zu versichern sucht. Der Streit mutierte binnen
kürzester Frist zu einer Identitätsdebatte nicht jüdischer Deutscher. Im
Rückblick drängt sich gar der Eindruck auf, als habe man sich von Juden bei
dieser Selbstfindung nicht stören lassen wollen. Als sich am sechsten Tag
der Debatte eine jüdische Teilnehmerin nach zwei unbeantwortet gebliebenen
Interventionen entnervt zurückzog ("Tatsache ist (…) das ich mich als Jüdin
(…) im Moment besonders schlecht fühle"), registrierte zwar eine
Mit-Diskutantin den "für mich verständlichen und sehr bedauerten Ausstieg".
Ansonsten provozierte dieser Rückzug nicht die geringste Reaktion, ganz so,
als habe eine Jüdin in einer "deutschen" Debatte über Antisemitismus a
priori nichts verloren. Wie sieht es mit der inhaltlichen Formierung dieser
Debatte aus?
… und Stringenz
Nachdem einige Stipendiaten das Papier von M. scharf
kritisiert hatten, begannen es andere – in unterschiedlicher Intensität – zu
verteidigen. Da gab es einmal die offene Zustimmung derer, denen M. ganz
offenkundig aus der Seele gesprochen hatte, weshalb sie "die absolut
qualifizierte, gut recherchierte Dokumentation von M." verteidigten. Andere
schränkten ihre Zustimmung ein: "Ich (glaube) hinter M.s Mail ein Interesse
zu sehen, welches ich nachvollziehen kann, ohne damit einverstanden zu
sein."
In mehreren E-Mails wurde M. gegen den Vorwurf des
Antisemitimus verteidigt, da dieser mit Antizionismus nicht verwechselt
werden dürfe: "Zionismus ist nicht das gleiche wie Judentum. Deswegen kann
man sich gegen Zionismus wenden, ohne antijüdisch zu sein." Diese
Argumentation lässt freilich außer Acht, dass spätestens seit 1921 – in
diesem Jahr veröffentlichte Alfred Rosenberg sein Pamphlet "Der
staatsfeindliche Zionismus" – in Deutschland ein antisemitischer
Antizionismus zirkuliert. Hitler hatte ihm schon in "Mein Kampf" Raum
gegeben. Die Juden, schrieb er dort, "denken gar nicht daran, in Palästina
einen jüdischen Staat aufzubauen, (…) sondern sie wünschen nur eine mit
eigenen Hoheitsrechten ausgestattete (…) Organisationszentrale ihrer
internationalen Weltgaunerei." Hier wurde der Boden für spätere
antizionistische Schmähworte wie "Gebilde" oder "Siedlerregime" bereitet. (10)
In Hinblick auf M.s Papier ist der Verweis auf einen nicht
antijüdischen Antizionismus freilich besonders absurd, da M. den "Zionismus"
nur im Kontext antisemitischer Wahnideen thematisiert. Die Tatsache, dass
mehrere Stellungnahmen den antijüdischen Charakter des Papiers gerade
deshalb bestreiten, weil hier von Zionismus und nicht von Juden die Rede
sei, veranschaulicht die Rolle, die jene "Zionismuskritik" im Kontext des
Neuen Antisemitismus spielt: Sie ist das trojanische Pferd, welches das
antisemitische Klischee in die Zentren progressiver Bewegungen trägt.
Diejenigen, die den Antisemitismus von M. aufgedeckt
hatten, stießen auf massive Gegenwehr und verschärften ihren Tonfall auch
gegenüber den Verteidigern von M. Diesen Kritikern kommt ohne Zweifel das
Verdienst zu, den antisemitischen Gehalt der Stellungnahme von M. nicht nur
erkannt, sondern die Diskussion hierüber überhaupt in Gang gebracht zu
haben. Dessen ungeachtet war der Tonfall ihrer Kritik zuweilen eher von
einem Gestus der Überlegenheit als von der Genauigkeit der Argumentation
geprägt. Ein Teilnehmer problematisierte dies gegen Ende der Debatte wie
folgt: "Kann ich all diejenigen, die antisemitische Stereotype in ihrer
Argumentation erkennen lassen oder antisemitischem Gedankengut (vielleicht
unreflektiert) aufsitzen, umstandslos als latente oder manifeste Antisemiten
bezeichnen? Jemanden darauf hinzuweisen, von mir aus in aller Schärfe, dass
sie bzw. er sich antisemitischer Denkfiguren bedient, ist in meinen Augen
zunächst einmal was völlig anderes, als sofort und kategorisch (und manches
Mal auch triumphal) 'Du Antisemit' zu rufen." In der Tat kann der Bruch mit
Antisemitismus in seinen immer neuen Erscheinungsformen nur in fortwährender
Auseinandersetzung, d.h. prozesshaft vollzogen werden.
Das in meinen Augen wesentliche Kennzeichen der
Böckler-Debatte über den Antisemitismus ist aber nicht die Verteidigung von
M. oder die spezifische Artikulation der Antisemitismuskritik, sondern das
brachiale Ressentiment gegenüber denjenigen, die den Antisemitismusvorwurf
erhoben. Bezeichnender Weise wurde die Forderung nach Ausschluss aus der
Mailinglliste nicht gegenüber dem Saddam-Freund M. erhoben, sondern
gegenüber seinem schärfsten Kritiker. Zahlreiche Stellungnahmen griffen
hierbei eben jene Topoi auf, die Martin Walser 1998 in seiner berüchtigten
Paulskirchenrede popularisierte. Dabei hat gerade Walser demonstriert, wie
eng das antisemitische Bewusstsein und die Abwehr der Kritik am
Antisemitismus beieinander liegen.
So finden wir in dem Beitrag eines Böckler-Doktoranden den
"eindringlichen" Appell, auf den Vorwurf des Antisemitismus nicht länger
"reflexartig mit dem schlechten Gewissen der Nazi-Nachkommen zu reagieren".
Eine Promovierende bezeichnet "Antisemitismus" – einen der zentralen
Antriebskräfte der Shoah – als "einfach nur doofes Schlagwort, mit dem man
seinen Gegner falls er nicht 'politisch korrekt' pro Israel ist, sofort
mundtot machen kann". Ein drittes Statement kritisiert, "dass gleich die
Keule mit dem Antisemitismus rausgeholt" worden sei. In einem vierten
Beitrag heißt es: "Ich habe den Eindruck, wer zuerst 'du Antisemit' sagt,
hat gewonnen."
Und natürlich taucht in den Diskussionsbeiträgen ebenfalls
der paranoide Topos von dem besonderen Wagemut auf, dessen man angeblich
bedürfe, um seine Position überhaupt noch aussprechen zu können: "Das Wort
(Antisemitismus) wird aus meiner Sicht nur als Schimpfwort für KollegInnen
missbraucht, die sich getraut haben, eine Meinung zu äußern, die einigen
nicht passt." Niemand sollte sich der Illusion hingeben, dass diese
Abwehraggression vor jenen halt macht, die häufiger als alle anderen den
Antisemitismus thematisieren müssen: den Juden.
"Es gibt heute mehr Antisemiten und mehr Antisemitismus
als je auf der Welt", hat Alain Finkielkraut zutreffend konstatiert. (11)
Auschwitz war der Präzedenzfall, der bewies, dass ein umfassender Krieg
gegen Juden mit dem einzigen Ziel ihrer Vernichtung möglich und erfolgreich
sein kann. "Hitler hat den Menschen im Stande ihrer Unfreiheit einen neuen
kategorischen Imperativ aufgezwungen: ihr Denken und Handeln so
einzurichten, dass Auschwitz nicht sich wiederhole, nichts Ähnliches
geschehe." (T. W. Adorno)
Werden die Hans-Böckler-Stiftung und ihr Stipendiatenkreis
aus dem Debakel dieses Antisemitismusstreits die richtigen
Schlussfolgerungen ziehen?
Leserbrief zum Beitrag
"Unschuld und Abwehr" von Dr. Matthias Küntzel
Matthias Küntzel fragt am Schluss seines Beitrages, ob die
Hans-Böckler-Stiftung und ihr Stipendiatenkreis aus der Debatte über ein
"antisemitisch gefärbtes" Diskussionspapier, das in einem internen
E-Mail-Verteiler kursierte, wohl "die richtigen Schlussfolgerungen ziehen"
werde. Die Frage ist berechtigt, die Antwort positiv...
Erwiderung
zum Leserbrief von Uwe Dieter Steppuhn
Herr Steppuhn reagiert
mit seinem Leserbrief paradoxerweise auf ein Papier, dessen Veröffentlichung
in der vorgesehenen Form er selbst verhindert hat...
Anmerkungen
(1) Zit. nach: U. Becker, M. Küntzel, K. Thörner et.al.:
Goldhagen und die deutsche Linke. Berlin 1997, S. 106.
(2) Dieser Brief erschien erstmals 1985 in Radical
America. Die erste vollständige deutsche Übersetzung wurde 1993 mit einem
Kommentar von mir in der Zeitschrift Bahamas (Nr. 10, 5/93, S. 26 ff.)
publiziert.
(3) Dieser Aspekt wird im Folgenden nicht weiter
thematisiert, da die Stellungnahme genauso gut von einem Deutschen ohne
arabischen Hintergrund hätte stammen können. Ich räume allerdings ein, dass
in einigen Stellungnahmen zu M.s Papier eine vorgeblich "antirassistische"
Attitüde (im Sinne einer gedankenlosen und von allen Wertemaßstäben
bereinigten "Inschutznahme") eine Rolle gespielt haben könnte.
(4) Vgl. Jeffrey L. Sammons (Hg.): Die Protokolle der
Weisen von Zion. Die Grundlage des modernen Antisemitismus – eine Fälschung.
Göttingen 1998.
(5) Vgl. das Dossier "Von Zeesen bis Beirut", in: Jungle
World Nr. 44 vom 20.Oktober 2004, sowie:
http://buecher.judentum.de/suhrkamp/kuentzel.htm
(6) Ussama bin Laden Frontline Interview (May 1998),
siehe:
www.ontology.buffalo.edu/smith// courses01/rrtw/Ladin.htm.
(7) "Die Juden beherrschen diese Welt", rief Mahathir vor
diesem Forum aus, und die Juden hätten "Menschenrechte und Demokratie" nur
deshalb "erfunden", um "die Kontrolle über die mächtigsten Länder" zu
gewinnen. Vgl. Frankfurter Rundschau vom 21. November 2003.
(8) Abdel-Jawad Saleh und Yizhar Be'er: Collaborators in
the Occupied Territories: Human Right Abuses and Violations. Jan. 1995, s.u.
www.btselem.org
(9) Hinsichtlich der Seminartätigkeit ist es nicht bei der
Ankündigung geblieben. Im November 2004 veranstaltete die
Hans-Böckler-Stiftung in Berlin die von einem Aktivistenkreis der
Stipendiaten vorbereitete Konferenz: "Antisemitismus in der deutschen
Linken".
(10) Adolf Hitler: Mein Kampf, Bd. II, München 1934, s.
356.
(11) "Antisemitismus im Wandel. Ein Gespräch mit Alain
Finkielkraut". In: FAZ vom 12. November 2003.
hagalil.com 15-05-2005 |