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Der Ruf, der Verruf und der Nachruf:
Neues aus dem AA

Henryk M. Broder

Die interessantesten Geschichten findet man oft an den abgelegensten Orten. In der "Apothekenpost" ("Nur jeder Vierte putzt sich die Zähne") oder in der "Bäckerblume" ("Erotische Küche"). Sehr lesenswert ist auch "internAA", das Hausblatt des Auswärtigen Amtes. Schon der Titel ist sehr assoziativ, der Inhalt eine wahre Fundgrube, viel besser als "Rudis Reste Rampe" in Neukölln.

Vor allem die "Buschtrommel" – so heißt bei "internAA" die Abteilung Leserbriefe – gibt einen Blick in Abgründe frei, den man unbedingt riskieren sollte, wenn man wissen will, was deutsche Diplomaten wirklich umtreibt. Z.B. die Frage, ob man AusländerInnen heiraten oder ehemalige AA-Angehörige, die in der NSDAP waren, mit Nachrufen ehren sollte.

6o Jahre nach Kriegsende eine enorm dringende und wichtige Frage, über die in der "Buschtrommel" heftig gestritten wird. Das heißt, "gestritten" ist nicht das richtige Wort, es wird Sturm gelaufen gegen einen Erlaß von Joschka Fischer, der in einer hellen Stunde angeordnet hat, ehemalige NSDAP-Genossen nach ihrem Ableben nicht mehr mit Nachrufen zu ehren. Diese späte Entnazifizierung eines Amtes, von dem es zu Adenauers Zeiten hieß, es würden dort mehr alte Nazis beschäftigt als zur NS-Zeit, regt die Betroffenen maßlos auf. Denn keinen Nachruf zu bekommen, ist das Schlimmste, was einem Diplomaten passieren kann, schlimmer noch als eine Versetzung nach Timbuktu.

In der April-Ausgabe von "internAA" findet man wieder einige sehr aufgeregte und aufregende Briefe zu diesem Thema. In einem dieser Briefe heißt es u.a.:

"Die NS-Vernichtungsmaschinerie nahm sie alle in ihren Dienst, auch mich als Luftwaffenhelfer, der auf alliierte Bomber, das heisst auf Menschen schoss und übrigens als Belohnung ohne sein Wissen in die NSDAP aufgenommen wurde. Sich zu verweigern, hätte Gefängnis, KZ oder gar Tod bedeutet. Das wagten nur sehr wenige – ist es den anderen zu verübeln, dass sie dieses Risiko scheuten?"

Ach so. Die meisten Angehörigen der NSDAP haben erst nach dem Ende des 3. Reiches erfahren, daß sie in die Parrtei aufgenommen worden waren – nicht nur als Belohnung für das Abschießen alliierter Bomber, sondern auch für andere Akte des Widerstandes, z.B. das Verstecken von Deserteuren, Juden und Wehrkraftzersetzern und das Hören von Feindsendern. Nur so läßt sich die enorm hohe Zahl der NSDAP-Mitgleider erklären. Was an dem Leserbrief freilich irritiert, ist die Bemerkung, eine Weigerung "hätte Gefängnis, KZ oder gar Tod" bedeutet. Das heißt, sogar Luftwaffenhelfer wußten schon, daß es KZs gab, bis jetzt wurde uns immer versichert, man habe von der Existenz von KZs keine Ahnung gehabt und auch nicht gewußt, wohin die Juden und die Kommunisten verbracht wurden. Etwas seltsam mutet auch an, daß man "ohne sein Wissen" in die NSDAP aufgenommen wurde, aber dennoch wußte, was eine Weigerung bedeutet hätte. Das ist in sich nicht ganz schlüssig, aber man soll von Menschen, die ihre diplomatische Grundausbuildung als Luftwaffenhelfer bekommen haben, nicht zu viel erwarten.

Und nun die Auflösung: Geschrieben hat den Brief für die "Buschtrommel" im "internAA" ein Mann namens Barthold C. Witte, 1928 geboren, promovierter Historiker, von 1971 bis 1992 im Auswärtigen Amt tätig, von 1983 bis zu seiner Pensionierung Leiter der Kulturabteilung und damit zuständig für deutsche Kulturarbeit im Ausland.

Witte war auch außerhalb des AA ein Freund der Hochkultur und u.a. in dem Bonner Verein "Bürger für Beethoven" führend aktiv.

Und dieser Mann soll keinen Nachruf bekommen, nur weil er – ohne sein Wissen! – in der NSDAP war und nach 45 nicht einmal den Versuch unternommen hat, der Partei wieder beizutreten? Das ist eine Ungerechtigkeit, die zum Himmel schreit! Und weit und breit kein alliierter Bomber am Horizont, der das Unrecht sühnen und Fischer zur Räson bringen könnte.

[FORUM]

hagalil.com 16-05-2005

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