antisemitismus.net / klick-nach-rechts.de / nahost-politik.de / zionismus.info

haGalil onLine - http://www.hagalil.com
     

  

Spenden Sie mit PayPal - schnell, kostenlos und sicher!

hagalil.com

Search haGalil

Veranstaltungskalender

Newsletter abonnieren
e-Postkarten
Bücher / Morascha
Musik

Koscher leben...
Tourismus

Aktiv gegen Nazi-Propaganda!
Jüdische Weisheit
 

 

Zum Tod von Johannes Paul II.:
Der Papst und Israel

Von Ulrich W. Sahm

Papst Johannes Paul II. hat Schritte getan, die seit dem ersten Papst, dem Heiligen Petrus, kein anderer gewagt hat. In Rom begab er sich erstmals als Papst in eine Synagoge. Petrus war ja selber noch Jude und hat selbstverständlich in der Synagoge gebetet.

Viel gemunkelt wurde über das Verhältnis zwischen "Lolik" (Wojtyla) und seiner drei Jahre älteren Nachbarstochter Ginka in der zweiten Etage des Hauses in der Kutschielna Strasse Nr 2 in Vadowice. "Sie lasen zusammen Gedichte und spielten im Schultheater." Ginka Bers Tochter Ofra versichert, dass es zwischen beiden keinen "Roman" gegeben habe. Der junge Lolik, dessen Mutter starb, als er acht Jahre alt war, habe regelmäßig bei den Bers am Freitag Abend das Sabbatessen genossen. Eines Tages, als er schon Theologiestudent in Krakau war, habe er sich über seine Jugendfreundin "beklagt". Sie sei "wie alle anderen Mädchen". Was er damit wohl gemeint hatte?

Krischer Roman aus Tel Aviv bewahrt in einer Ecke neben der Eingangstür seiner bescheidenen Wohnung Skibretter der Marke "Extra" aus dem Jahr 1937. "Das ist mein Talisman. Damit sind wir zusammen in den Bergen Ski gefahren", erzählt der 80 Jahre alte Sportler. Bei einem Ski-Wettbewerb sei "Karol" deutlich besser gewesen als er. Und wenn bei der jüdischen Fußballmannschaft beim Kampf gegen die katholische Mannschaft ein Spieler ausfiel, sprang Karol als "Torwart der jüdischen Mannschaft" ein.

Edith Zierer aus Haifa war 15 Jahre alt, als sie verhungert und fast erfroren auf einem Bahnhof in Polen hockte, kurz nachdem sie als "Skelett" aus dem Konzentrationslager freigelassen worden war. Es war im Januar 1945. Ein junger Priester kam und brachte ihr Brot. Er fragte sie nach ihrem Namen. "Er war der erste nach vielen Jahren, der mich wieder beim Namen nannte und nicht als Nummer", erinnert sich Edith Zierer. Der junge Priester hüllte sie in seinen schwarzen Mantel und trug sie zehn Kilometer weit auf dem Rücken bis nach Warschau. Er hieß Karol Jozef Wojtyla.

Diese Menschen traf der Papst wieder, als er Israel im Jahr 2000 besuchte. Manche seiner besten Freunde waren Juden aus Polen. Er hielt mit ihnen Kontakt, auch als Pontifex.

Das mag der persönliche Hintergrund gewesen sein für seine unermüdlichen Vorstöße in Richtung Judentum und dem jüdischen Staat Israel. Vor zehn Jahren setzte er eine Anerkennung des jüdischen Staates Israel durch, wogegen sich bis dahin der Vatikan aus theologischen Gründen aufgelehnt hatte. Papst Paul VI noch weigerte sich 1956 während seines Besuches im Heiligen Land, in Israel zu übernachten.

Die Errichtung eines jüdischen Staates widersprach den Lehren der Kirche, wonach die Juden bis zur Rückkehr des Messias in der Verstreuung zu leben hätten. Die jüdische Diaspora, die ständigen Vertreibungen und Verfolgungen, waren ein steter Beweis für den Sieg der Ekklesia über die verstoßene Synagoga, wie es Figuren am Straßburger Dom und anderen Kirchen darstellen. Da sieht man eine blendende Frau mit Kreuz und eine zweite, mit einer Binde über den Augen und einem zerbrochenen Stab in der Hand.

Mit der gegenseitigen diplomatischen Anerkennung wurde auch der Kulturaustausch zwischen dem Vatikan und Israel vorangetrieben. Der Vatikan lud 1994 die israelische Fotografin Varda Polak-Sahm ein, ihre Fotos zum Thema "Vom Brot allein" auszustellen. Achinoam Nini, eine aus dem Jemen stammende Popsängerin wurde mehrmals eingeladen, vor dem Papst das "Ave Maria" auf Hebräisch zu singen.

Ein Höhepunkt der Beziehungen war die Pilgerreise des Papstes nach Israel und Palästina. Der Papst entzündete das ewige Feuer in der Yad Vaschem Holocaust-Gedenkstätte und besuchte die Oberrabbiner in ihrem Amtssitz in Jerusalem. An der Klagemauer hinterlegte er einen historischen Brief, in dem er die Verantwortung der Kirche für die an den Juden begangenen Sünden übernahm. Ausdrücklich erwähnte er die spanische Inquisition, eines der großen Traumata des jüdischen Volkes zwischen der zweifachen Zerstörung des Jerusalemer Tempels und dem Holocaust. 1492 wurden alle Juden Spaniens vor die Alternative gestellt, zum Christentum zu konvertieren oder zu fliehen. Seitdem leben die "sephardischen" (spanischen) Juden über alle Welt verstreut.

Papst Johannes Paul II konnte gewiss nicht alle Wunden der letzten 2000 Jahren heilen, aber er hat unter dem Eindruck des von ihm erlebten Holocaust in Polen gewaltige Schritte in Richtung Judentum und zu den Ursprüngen des Christentums des ersten Papstes Petrus getan.

hagalil.com 03-04-2005

Werben in haGalil?
Ihre Anzeige hier!

Advertize in haGalil?
Your Ad here!

 

haGalil.com ist kostenlos! Trotzdem: haGalil kostet Geld!

Die bei haGalil onLine und den angeschlossenen Domains veröffentlichten Texte spiegeln Meinungen und Kenntnisstand der jeweiligen Autoren.
Sie geben nicht unbedingt die Meinung der Herausgeber bzw. der Gesamtredaktion wieder.
haGalil onLine

[Impressum]
Kontakt: hagalil@hagalil.com
haGalil - Postfach 900504 - D-81505 München

1995-2006 © haGalil onLine® bzw. den angeg. Rechteinhabern
Munich - Tel Aviv - All Rights Reserved