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MEMRI Special Dispatch – 22. April 2005

Irakischer Kolumnist:
Kindheit mit jüdischen Nachbarn

Über christliche Mönche ist das antisemitische Stereotyp vom jüdischen Ritualmord Mitte des 19. Jahrhunderts in die arabische Welt gekommen, wo es bisweilen heute noch reproduziert wird. Vor diesem Hintergrund schrieb der liberale irakische Kolumnist Khalid Al-Qishtaini einen Kommentar in der arabischen Tageszeitung Al-Sharq Al-Awsat über seine Kindheitserinnerung an die Begegnung mit einem älteren irakischen Juden aus der Nachbarschaft.

Als Kind wurden Al-Qishtaini Geschichten erzählt, nach denen Juden nicht-jüdische Kinder umbringen würden, um ihr Blut für religiöse Rituale zu verwenden. Im Folgenden dokumentieren wir seinen Artikel, der am 14. 4. 2005 unter dem Titel "Der alte Jude und ich" erschien:

"Während der Antisemitismus in Europa grassierte, war er in der islamischen Welt so gut wie unbekannt – bis zum Erscheinen des Zionismus natürlich. Er konzentrierte sich also im Westen, bis ein Stück von ihm auch in unsere Welt vordrang. Einer der Erscheinungsformen des Antisemitismus war der Glaube daran, dass Juden an ihren Feiertagen [nicht-jüdische] Kinder entführten und ermordeten, um deren Blut für ihre Rituale zu verwenden. Die Araber kannten diese [europäischen Vorstellungen] nicht, bis im 19. Jahrhundert in Damaskus ein muslimischer Junge verschwand. Es kursierte das Gerücht, Juden hätten ihn zum Zweck [des Ritualmordes] entführt. Daraufhin überfielen die Leute abscheulicherweise das jüdische Viertel – bis sich herausstellte, dass ein europäischer Missionar das Gerücht in die Welt gesetzt hatte. Trotzdem hörten wir als Kinder immer wieder von dem Gerücht, so dass es sich bei uns festsetzte.

Als Junge liebte ich es, durch die christlichen und jüdischen Quartiere in der Al-Rashid-Straße zu laufen. [Eines Tages] fand ich mich plötzlich auf dem Hanoun-Markt mitten im jüdischen Viertel wieder. Da ging eine Tür auf und ein älterer weißhaariger Mann mit einem langen weißen Bart kam heraus .... Wenn ich einen Film über Zechariah, Luqman [ein für seine Weisheit bekannter Verwandter von Hiob] oder Noah drehen würde, hätte ich keinen besseren Darsteller für diese Rolle finden können.

Er hob seine Hand, winkte mir zu und forderte mich auf, zu ihm zu kommen. Ich war voller Angst, konnte aber dem Zauber nicht widerstehen, der von seinen Fingern ausging. Sie zogen mich zu ihm wie ein Magnet. Er öffnete die Tür und forderte mich auf, einzutreten. Ich konnte nichts anderes tun als ihm zu gehorchen und an seiner Hand führte er mich hinein. Ich fragte mich, ob mein Ende nun gekommen war und wünschte mir, den Raum nie betreten zu haben! Warum war ich nicht geflüchtet und zurück zu meiner Familie gelaufen?

Er fragte nach meinem Namen und ich antwortete [Khaled]. Da sagte er: 'Oh Wunder über Wunder. Du heißt Khaled - wie der [muslimische Kommandeur] Khaled bin Al-Walid. Und wo wohnst Du? Wie alt bist Du?' Ich sagte mir: 'Das fragt er mich, um sicher zu gehen, dass mein Blut auch für seine Zwecke geeignet ist.' Er legte mir die Hand auf den Kopf und fragte: 'Khaled, mein Sohn, weißt Du wie man Feuer macht?' Eine neue Panikwelle erfasste mich: 'Will er mich etwa über dem Feuer rösten?' Er sagte: 'Zeig mir wie Du ein Feuer im Ofen anzündest.' Ich nahm ein Zündholz und mit zittrigen Händen entfachte ich die Flammen.

Da küsste mich der Mann, der einer dieser Leute der Tora, des Talmud und der Mishna war, auf den Kopf and führte mich in einen Raum, in dem ein alter Geschirrschrank stand. Er öffnete eine Schublade, nahm Schokolade heraus und steckte sie mir in die Tasche. Ich war vollkommen verblüfft. Er aber führte mich zur Tür, öffnete sie und verabschiedete sich, indem er mir seinen Segen gab und mir ein langes Leben wünschte. 'Und grüße Deinen Vater von mir', fügte er hinzu.

Ich eilte nach Hause wie jemand, der aus einem seltsamen Traum erwacht ist. Ich erzählte meinem Vater und meinen Brüdern die Geschichte. Sie aber lachten mich aus und riefen: 'Es ist doch Sabbat. Und da ist es den Juden verboten, Feuer zu machen. Der arme alte Mann hatte Durst und wollte eine Tasse Tee trinken.'

Wir teilten uns die Schokolade und ich verbrachte den Rest der Woche damit, die Tage bis zum nächsten Sabbat zu zählen - und dann wieder bis zum nächsten und dem übernächsten. Jeden Sabbat ging ich die Gasse in der Hoffnung entlang, den alten weißhaarigen Mann zu treffen. Ich würde ihm seinen Ofen anheizen und er würde mir meine Taschen mit Schokolade füllen. Aber die Tür öffnete sich nicht und das alte aus biblischen Zeiten zu stammen scheinende Gesicht erschien nie wieder. Neulich dachte ich schon, ob ich nicht an die Tür klopfen und fragen sollte: 'Mein Onkel, Abu Sassun, brauchst Du nicht jemanden, der Deinen Ofen anzündet?'"

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hagalil.com 28-04-2005

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