Zum
Projekt "OR":
Stellungnahme zu einer Pressemeldung des Bundesministeriums
für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ)
http://www.bmfsfj.de/Kategorien/aktuelles,did=25566.html
(oder lokale Kopie hier...)
Andrea Livnat,
haGalil onLine, (zurück)
Zur
Einstellung der
Förderung für haGalil durch das Bundesministerium für Familie, Senioren,
Frauen und Jugend, hat das Ministerium nun eine Pressemeldung
veröffentlicht. Obwohl darin die Rede davon ist, dass das Ministerium eine
"hohe Transparenz" für zentral hält, werden entscheidende Fakten
betreffend der Förderung des innerhalb von haGalil.com verwirklichten
Projektes "OR" nicht oder falsch wiedergegeben.
In der Erklärung des
Ministeriums wird bedauert, dass "ein gutes und erfolgreiches Projekt in
diesem Jahr nicht fortgesetzt werden kann". Anders als in der Darstellung
der Ministeriums, scheitert die Fortführung des Projektes "OR" jedoch nicht
daran, "da sich der Träger des Projektes, Tacheles reden! e.V., und ein
wichtiger Partner des Projektes, das jüdisch-deutschsprachige
Internet-Magazin www.hagalil.com,
über die Fortsetzung des Projekts uneins waren". Tacheles reden! e.V. und
haGalil.com waren sich einig, dass das Projekt in der Abschlussphase
an den neuen Träger haGalil e.V. übergeben werden sollte. Daher wurde in
gegenseitigem Einvernehmen ein Trägerwechsel beantragt. Dieser
Trägerwechsel wurde vom Ministerium abgelehnt. Diese Entscheidung
erreichte uns völlig überraschend und steht allen bis dahin hervorgebrachten
Äußerungen aus dem Ministerium entgegen, wonach ein Trägerwechsel kein
ungewöhnlicher Vorgang sei. Ein von unserer Seite angeregtes Gespräch zur
formellen Klärung von Detailfragen, sei nicht nötig. Zudem traf die
Entscheidung nur kurz vor dem Jahreswechsel und damit zum Ende der
Antragsfrist bei uns ein. Damit wurde jegliche Form einer Absprache und
Einigung unmöglich.
Stattdessen legte der
zuständige Referent nahe, sich mit dem alten Träger zu einigen. Tacheles
reden! e.V. hat jedoch in einem Einschreiben die weitere Zusammenarbeit
aufgekündigt, eine Einigung ist daher unmöglich. Der einvernehmliche Wunsch
der Beteiligten nach einem Trägerwechsel wurde vom Ministerium ignoriert,
das Projekt daraufhin für abgeschlossen erklärt.
Der Trägerwechsel
hätte weder eine zeitlich Verzögerung, eine Veränderung in den
Projektzielen, noch Mehrkosten mit sich gebracht. Die Ablehnung ist nicht
nachvollziehbar. Unverständlich sind auch die jüngsten Aussagen, wonach
es einen Antrag auf Förderung bedürfe, um diese zu erhalten. Mit den
Förderrichtlinien ist haGalil e.V. selbstverständlich vertraut. Ein
Neuantrag war jedoch nicht von Relevanz, geht es doch nicht darum, ein neues
Projekt zu beginnen, sondern das seit drei Jahren aus Bundesmitteln
geförderte Projekt "OR" erfolgreich weiter zu führen. Die Frist für den
Ergebnisbericht 2004 und die damit verknüpfte Zielstellung für 2005 wurde
selbstverständlich eingehalten.
Thematisiert wird in
der Presseerklärung des Ministeriums auch die weitere Finanzierung nach der
auslaufenden Förderung des Ministeriums. Der ungenügende Nachweis von
Drittmitteln kann jedoch nicht der Grund für die Ablehnung der weiteren
Förderung sein, würde dies doch die Anwendung unterschiedlicher Standards
bedeuten. Denn Tatsache ist, dass das Ministerium einer Fortführung des
Projektes mit dem alten Träger sehr wohl zugestimmt hatte. Die Drittmittel
waren in diesem Fall jedoch in gleicher Höhe ausgewiesen. haGalil e.V. hat
zudem von Beginn an offen kommuniziert, dass nicht die ganze Summe der
geforderten Drittmittel erbracht werden könne, die Servicestelle des
Ministeriums bestätigte, dass dies durch eine Kürzung der Gesamtsumme
ausgleichbar wäre. Die Restlaufzeit des Projektes zur weiteren Absicherung
effektiv genutzt werden. Im Übrigen hätte mit dem neuen Träger erst nach
erfolgter Übergabe über die endgültige Summe der vorhandenen Drittmittel
gesprochen werden müssen.
Es ist offensichtlich,
dass das Ministerium der Fortführung des Projektes mit Tachles reden! e.V.
bei gleichen Bedingungen zugestimmt hätte. Der Träger wird also über das
Projekt gestellt; der Erhalt des Projekts zur Nebensache.
In Zusammenhang mit
dem Projekt "OR" heißt es in der Pressemitteilung des Ministeriums: "Nun
entfallen Seminare, Vorträge und Workshops, aber auch Beiträge für
www.hagalil.com." Wie in den vergangenen Briefwechseln wird hier erneut
versucht, den Anteil von haGalil klein zu reden. Dabei genügt ein Blick in
die Projektbeschreibung von "OR", um sich davon zu überzeugen, dass haGalil
keineswegs ein Teil von vielen ist (siehe Anhang unten,
Projektbeschreibungen 2002/2003/2004). Schwarz auf weiß steht es
geschrieben: Ziel des Projektes "OR" ist die Absicherung der redaktionellen
Arbeit von haGalil. Punkt. Seminare und Vorträge sind in der Arbeit von "OR"
lediglich als ergänzende Maßnahmen ausgewiesen. Die enorme
Breitenwirksamkeit des entstandenen Bildungsangebotes in haGalil wird jedoch
ausschließlich durch die angesprochene kontinuierliche
Berichterstattung und die rund um die Uhr kostenlos abrufbaren
Bildungsmaterialien in haGalil gesichert. Offensichtlich hat das Ministerium
die Projektbeschreibung entweder nicht genau gelesen und verstanden
und/oder verwechselt sie mit einem anderen Projekt von Tacheles reden!
e.V.
Schließlich bemüht das
Ministerium die Zentrale Wohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland und den
Zentralrat der Juden in Deutschland als Schützenhilfe für die Entscheidung
über das Projekt "OR - das Licht". Bereits vergangene Woche sagte
Staatssekretär Peter Ruhenstroth-Bauer gegenüber Radio Berlin Brandenburg,
er habe sich in dieser Sache auch mit dem Zentralrat der Juden und der
Zentralen Wohlfahrtstelle der Juden ausgetauscht, "die diese Entscheidung
nicht nur nachvollziehen, sondern sie auch voll so tragen." Gegenüber RBB
wollte Stephan Kramer, Generalsekretär des Zentralrates, dies jedoch nicht
bestätigen, im Gegenteil, "haGalil müsse unbedingt als Zeichen gegen Rechts
erhalten bleiben", hieß es in der Sendung.
Dass die
Bundesregierung eine Vielzahl von Projekten gegen Antisemitismus fördert,
bezweifeln wir nicht. "Or" ist jedoch das einzige Projekt, das sich
ausschließlich mit Antisemitismus im Internet befasst hat, ein Thema,
das international immerhin für so bedeutend eingeschätzt wird, dass sich im
vergangenen Jahr nicht weniger als drei OSZE-Konferenzen mit diesem Thema
befassten.
Antisemitismus,
Antizionismus und Hetze im Internet, müssen im Internet und mit
den Möglichkeiten des Internets bekämpft werden.
In vergangenen
Briefwechseln hieß es von Seiten des Ministeriums auch, haGalil sei als
kommerzielles Projekt einzustufen. Welchen kommerziellen Erfolg kann man
hinter haGalil vermuten? Die Werbeeinnahmen durch Banner sind minimal
und haben beispielsweise 2004 nicht annähernd dazu gereicht, die zahlreichen
einstweiligen Verfügungen und Prozesskosten abzudecken, mit denen haGalil
von NPD-nahen, rechten Anwälten überzogen wurde. Wenn amnesty international
eine Anzeige abdruckt, zweifelt dann jemand an deren unkommerziellen
Absichten? Wieso ist dies bei haGalil der Fall?
Sollte haGalil als
erstes nach einem kleinen Obulus fragen, wenn die Lehrerin einer
Gesamtschule aus Wolgast eine Auskunft will? Wieviel Geld wird ein
Vierzehnjähriger zahlen können, der wissen will, warum die Juden Rudolf Hess
nicht mögen? Wird ein Mann, der sich als "deutscher Zahnarzt und
Steuerzahler" vorstellt, Geld bezahlen, wenn haGalil ihm endlich mal die
Frage beantwortet, "wie 6.000.000 Juden umgekommen sind, wo doch im
Reichsgebiet keine 600.000 lebten"? Auch die Hauswirtschaftsschülerin, die
fragt, woher Sie denn zu Pessach Matzen für jüdische Patienten bekommen
kann, will haGalil auch in Zukunft nicht abweisen.
haGalil könnte sich
natürlich der vom zuständigen Referatsleiter angeregten Praxis anschließen,
zu der viele Internetdienste und große Zeitungen mittlerweile übergegangen
sind. Die tagesaktuellen Nachrichten sind frei zugänglich, die Nutzung des
Archivs ist kostenpflichtig. Wenn dies geschieht, dann wird der
Schutzwall in den Suchmaschinen, den haGalil über 10 Jahre hinweg
aufgebaut hat, eingerissen. Soll die Information in haGalil zum Thema
"Schächten", "Nahost", "Was steht im Talmud", "Was treibt der Jude an Purim"
in ein geschlossenes Verzeichnis verschwinden? Soll nur noch das
Nationaljournal, Horst-Mahler und die NPD ihre Informationen zu jüdischen
Themen kostenlos unters Volk bringen?
Wir werden hierzu
nicht schweigen und Erfahrungen und Engagement von haGalil auch weiterhin in
die Absicherung einer demokratischen Zivilgesellschaft stellen. Unser
Angebot zum projektbezogen-konstruktiven Gespräch besteht nach wie vor.
Anhang:
Kurzfassung der Projektbeschreibung 2004
Dok.-Nr.: E5.5586.01.02
Projektbezeichnung: OR - Licht Bildung gegen Antisemitismus |
1.
Zielstellung 2004 |
Ziel des
Projekts "OR - Licht. Bildung gegen Antisemitismus" ist auch im Jahr
2004 die Sicherung und der Ausbau der redaktionellen Tätigkeit von
haGalil onLine zu den Themen: Jüdisches Leben, jüdische Kultur und
Geschichte sowie - vor dem Hintergrund wachsender antisemitischer
und antizionistischer Tendenzen - zum Konflikt im Nahen Osten. |
|
Mit
wissenschaftlicher Recherche zu den oben genannten Themen, aktueller
(multilingualer) Presseauswertung und Dokumentation wird die
kontinuierliche Berichterstattung unterstützt.
Zudem werden Bildungsangebote zu spezifischen Themen erarbeitet.
Weiterhin wird Informations-, Aufklärungs- und Bildungsmaterial gegen
rechtsextreme und antisemitische Propaganda publiziert. Die
Kommunikationsplattformen wie auch das
Meldeformular gegen nazistische Propaganda stehen im Internet zur
Verfügung. Die Ansprechbarkeit der Mitarbeiterinnen wird
gewährleistet. |
2.
Schwerpunkte der Projekt-arbeit |
Neben der
kontinuierlichen Arbeit zur Sicherstellung von haGalil onLine wird
im Jahr 2004 das Teilprojekt "Grundlagentexte des Zionismus"
weitergeführt, das Quellentexte als Bildungs- und Forschungsmaterial
im Internet kostenlos zur Verfügung stellt Es handelt sich vor allem
um Texte, die im deutschsprachigen Raum nicht mehr zugänglich oder zu
erhalten sind. Die Publikation einzelner Texte des Kulturzionisten Achad
Ha'am 2003 leitete bereits über zu dem Teilprojekt "Grundlagentexte der
jüdischen Philosophie". |
|
Die
Bemühungen zielten darauf, auch Texte jüdischer Frauen zu Fragen des
Judentums und jüdischen Lebens mit aufzunehmen. |
|
Angesichts
der Zunahme und Permanenz antisemitischer Tendenzen ist eine regelmäßige
Auswertung der Vorfälle sowie der Berichterstattung intendiert. In
diesem Rahmen werden die Dateien der Domaine "klick-nach-rechts" neu
strukturiert. Die internationalen Kontakte, die im Bereich der
Bildungspolitik im Jahr 2003 entstanden sind, werden intensiviert. |
3.
Aktivitäten |
Die
Mitarbeiterinnen des Projektes OR stehen gemeinsam mit seinen
Kooperationspartnerinnen zu den oben genannten Themen für
Veranstaltungen, Vorträge und Diskussionen zur Verfügung. Ein
Schwerpunktinteresse gilt dabei dem interkulturellen Dialog. Geplant
ist eine Veranstaltungs- bzw. Filmreihe zur Auseinandersetzung mit der
Vergangenheit, sowie deren Bedeutung für Gegenwart und Zukunft in der
zweiten und dritten Generation. Geplant ist weiterhin die Umsetzung
der Einladung israelischer Fachkräfte zur Intensivierung des begonnenen
Austauschs in der pädagogischen Arbeit zur interkulturellen
Konfliktbearbeitung. Das betriebswirtschaftliche Controlling wird
umgesetzt. |
4.
Ergebnisse 2004 mit qualitativen und quantitativen Angaben |
Die Nachfrage
nach Informationen zu jüdischem Leben, jüdischer Kultur und Geschichte
ist weiterhin groß und das Internet bietet die Möglichkeit der
Kontaktaufnahme und den Raum offener Fragestellungen und Diskussion. Die
Zahl der Nutzerinnen von haGalil onLine ist weiter steigend, wie auch
das Interesse sowohl an jüdischer Geschichte, Kultur als auch an der
Gegenwart. Die begonnene Arbeit muss nachhaltig weitergeführt werden.
Ausgehend von der Einschätzung, dass in der bundesrepublikanischen
Gesellschaft eine fortschreitende Polarisierung stattfindet - wie in den
in temporär kürzeren Abständen stattfindenden Antisemitismusdebatten
deutlich wird, in denen sowohl Fragen des Umgangs mit der deutschen
Vergangenheit, sowie einer deutschen "Normalität", als auch das
gegenwärtige Verhältnis zu Juden und Jüdinnen. Andersdenkenden und dem
"Fremden" thematisiert werden - müssen die Sichtweisen und Positionen
von Minderheiten in ihrer Pluralität sichtbar und Teil der
gesellschaftlichen Debatten werden. |
|
Angesichts
der Vielschichtigkeit der Konflikte, die diese Diskurse beinhalten,
müssen sie deutlich analysiert werden um alten und neuen Stereotypen
gegensteuern zu können. Für das jüdische Leben in Deutschland wird erst
dann von "Normalität zu reden sein, wenn alle Formen der
Stereotypisierung - antisemitische wie philosemitische - in den
Begegnungen und im Zusammenleben mit der Mehrheitsgesellschaft
aufgehoben sind. |
5.
Ausblick 2005 und ggf. 2006 |
Diese Arbeit
aus den vergangenen Jahren soll nachhaltig fortgeführt intensiviert und
optimiert werden. Die Erfahrungen, die das Projekt OR in den knapp zwei
Jahren seines Bestehens sammeln konnte, zeigen auf, dass eine
kontinuierliche Aufklärungs-, Bitdungs- und Informationsarbeit
unerlässlich ist. Sowohl die Zunahme rechtsextremer Aktivitäten wie auch
eine zunehmend sichtbar werdende gesellschaftliche Polarisierung machen
die Notwendigkeit sich gegen Rassismus, Antisemitismus und
Rechtsextremismus stellender Initiativen deutlich. Nach wie vor muss die
Analyse sich differenziert über die Grenzen dieses Landes hinaus auch
der europäischen Entwicklung widmen, um auf europäischer Ebene
Gegenstrategien gegen Xenophopie und Judenhass zu initiieren.
|
Projektbeschreibung 2003
OR -
Licht: Bildung gegen Antisemitismus
94.000,00 Euro Bundesmittel
1. Zielstellung
2003
Zielsetzung des
Projektes "OR - Licht. Bildung gegen Antisemitismus" ist wie im Jahr
2002 [Ergebnisbericht
2002]
[Graphische
Präsentation] [Text-Version]
die
Sicherung und Verbreitung der redaktionellen Tätigkeit in haGalil
onLine zu den Themen: Jüdisches Leben, jüdische Kultur und
Geschichte sowie - vor dem Hintergrund zunehmender antisemitischer /
antizionistischer Tendenzen - Hintergrundinformationen zum
Nahost-Konflikt.
Das von
haGalil online praktizierte Konzept "100 Seiten gegen eine
Naziseite" im Internet begegnet rechtsextremer und antisemitischer
Propaganda auf drei strategischen Ebenen: In der inhaltlichen
Gegensteuerung mit authentischen
Informations- und Aufklarungsangeboten, mit der
Zurverfügungstellung von Kommunikationsplattformen und
Ansprechbarkeit sowie der Bereitstellung des
Meldeformulars gegen nazistische Propaganda im Internet.
Auf allen drei Ebenen wird nachhaltig gearbeitet.
2. Schwerpunkte der
Projektarbeit Neben der kontinuierlichen Arbeit werden zwei
inhaltliche Schwerpunkte gesetzt, a) Das Teilprojekt
"Grundlagentexte des Zionismus", mit dem Quellentexte als Bildungs-
und Forschungsmaterial kostenlos im Internet zur Verfügung gestellt
wurden, wird fortgesetzt und ergänzt durch den Schwerpunkt
"Grundlagentexte zu jüdischer Philosophie", um eine fundierte
Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Ideen und Perspektiven in
der jüdischen Kultur zu ermöglichen, b) Die in haGalil onLine
existierenden Dateien zum Themenbereich Shoah werden aktualisiert
(z.B. laufende Debatten und Ereignisse im Rahmen der
Zwangsarbeiterentschädigung) und neu strukturiert. Der Themenkomplex
wird ausgebaut werden, etwa im Bereich der Schoah-Forschung.
3. Aktivitäten
Das Projekt OR sichert und verbreitert die redaktionelle Tätigkeit
von haGalil onLine zu den Themen jüdische Geschichte, Kultur und
Gegenwart sowie Antisemitismus und Rechtsextremismus. Mit
wissenschaftlicher Recherche zu oben genannten Themen, aktueller
(multilingualer) Presseauswertung und Dokumentation wird die
tägliche Berichterstattung gewährleistet und Bildungsangebote zu
spezifischen Themen werden erarbeitet Die oben genannten
Schwerpunkte des Jahres 2005 werden umgesetzt, im Internet die
Angebote und Möglichkeiten der Chatraume aufgrund der wachsenden
Zahl an Nutzerinnen technisch und inhaltlich optimiert. Die Arbeit
mit den Kooperationspartnerinnen wird inhaltlich koordiniert und
kontrolliert, das betriebswirtschaftliche Controlling umgesetzt. Mit
seinen Kooperations- und Netzwerkpartnerinnen stehen OR und haGalil
onLine für Veranstaltungen, Vorträge und Diskussionen zur Verfügung.
4. Ergebnisse 2003
mit qualitativen und quantitativen Angaben Die Zahl der
Benutzerinnen von haGalil onLine steigt deutlich: Zur Zeit wird
das Angebot von etwa 248.000 Leserinnen monatlich genutzt, es werden
in diesem Zeitraum 2.100.000 Seiten abgerufen. Aus den Anfragen von
Jugendlichen und Multiplikatorinnen, die über e-Mail und Telefon
eingehen, ist ein großes Interesse vor allem an Informationen zu
jüdischem Leben, jüdischer Kultur und Geschichte festzustellen. Bei
der fehlenden oder nur sehr sporadischen Präsenz jüdischen Alltags
in Deutschland - deren vielschichtige historische wie aktuelle
Analyse hier an dieser Stelle nicht Thema sein kann - bietet das
Internet eine Möglichkeit der Kontaktaufnahme und den Raum offener
Fragestellung und Diskussion. Die vielen Nachfragen zu
Hintergrundinformationen bezüglich der Geschichte und Aktualität der
Entwicklung im Nahen Osten, undifferenzierter Umgang mit Begriffen
wie "Zionismus" in der bundesdeutschen Debatte, veranlasste uns 2002
zu dem Teilprojekt "Grundlagentexte", um die Möglichkeiten der
Quellenforschung und Meinungsbildung zu erweitern. Das Projekt wird
2003 erweitert fortgeführt (vgl 3.) Weiterhin ist es notwendig,
antisemitischen Stereotypen, die für die extreme Rechte
ideologiebildend sind und deren Virulenz auch in den Debatten im
vergangenen Jahr deutlich wurde, einerseits offen zu legen, zu
analysieren und gegenzusteuern, andererseits ihnen die Vielfalt
jüdischen Lebens entgegen zu setzen. Die Diskussionen um
Antisemitismus, Rassismus und Rechtsextremismus und das Entwickeln
von Gegenstrategien müssen in der zivilgesellschaftlichen
Auseinandersetzung nachhaltig verankert und verstärkt werden.
5.
Ausblick 2004 ggf. 2005 Wir werden die Arbeit aus den
vorhergehenden Jahren nachhaltig fortführen, intensivieren und
weiter optimieren: Die Zunahme rechtsextremistisch motivierter
Straftaten im Jahr 2002, das weitere Anwachsen dieser Straftaten in
den ersten Monaten 2003, die Zunahme rechtsextremer Seiten im
Internet (Verfassungsschutzbericht November 2002) und - als Beispiel
- die Langwierigkeit und das schlussendliche Scheitern des
NPD-Verbotsantrags - diese Entwicklungen lassen ein Nachlassen
politischer Bildung-, Informations- und Aufklärungsarbeit im
Internet auch in den Jahren 2004 und 2005 nicht ratsam erscheinen.
Die Themen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus sind
jedoch auch in anderen. europäischen und nichteuropäischen Ländern
präsent. Die unterschiedlichen Erscheinungsformen sollten analysiert
werden, um übergreifende Handlungsstrategien zu entwickeln. Die
interkulturelle Informations- und Kommunikationsplattform haGalil
onLine wird in diesem Sinne aufrecht erhalten und die praktischen
Netzwerke erweitert.
Berlin, 15.04.03
Ort, Datum
[Ergebnisbericht
2002]
[Graphische
Präsentation] [Text-Version]
|
Projektbeschreibung 2002
OR -
Licht: Bildung gegen Antisemitismus
1. Es wurde beantragt für das Projekt
OR: für den Förderzeitraum vom
15.05.2002 bis 31.12.2002 Zuwendungsmittel in Höhe
von
70.000,00 Euro Bundesmittel im Haushaltsjahr 2002.
2. Zuwendungszweck (Ziele, Nutzen,
Dringlichkeit): Verbreiterung der redaktionellen Tätigkeit in den
Themenbereichen Judentum in Geschichte und Gegenwart, Shoah u. dem
Nahostkonflikt vor dem Hintergrund zunehmender antisemitischer
Tendenzen; Ausbau von "Klick nach rechts" (Unterabteilung von
hagalil.com, Informationsseite zu antisemitischen und rechtsextremen
Entwicklungen in der BRD); Ausbau des Meldeformulars (juristische
Untersuchung antisemitischer und geschichtsrevisionistischer
Propaganda): zeitnahe Beantwortung der E-Mail-Anfragen von
Multiplikatorlnnen und Jugendlichen: Beginn einer Systematisierung;
Beginn der Implementierung neuer Rechercheoptionen in ein neues
Suchsystem.
(Dem Antrag ist eine aussagekräftige
Projektbeschreibung für das Jahr 2002 beizulegen.)
OR - Licht:
Bildung gegen Antisemitismus
Projektziel von OR
ist es das in haGalil-onLine entstandene breitenwirksame
Bildungsangebot, insbesondere in den Bereichen jüdische Geschichte,
Kultur und Religion sowie Schoah, Antisemitismus und
Rechtsextremismus für MultiplikatorInnen und Jugendliche sicher zu
stellen.
Die interaktiven Bereiche (Forum/Chat) sind
weiter auszubauen. Nazistische und antisemitische Propaganda soll
inhaltlich aber auch juristisch (über das Meldeformular) behindert
werden. Die derzeitige Situation im Nahen Osten und ihre
Instrumentalisierung im rechtsextremen Bereich verlangt eine
kontinuierliche, ausgewogene und mit Hintergrundinformation
verbundene Berichterstattung. Über e-Mail und Telefon stehen
Ansprechpartner zu aktuellen und grundsätzlichen Fragestellungen
aber auch für Informationsveranstaltungen, Stadtrundgänge,
Ausstellungen, Filmabende etc. zur Verfügung. Täglich machen
Dutzende von LehrerInnen, SchülerInnen, JournalistInnen und andere
Interessierte von diesem Angebot Gebrauch.
[Ergebnisbericht
2002] [Graphische
Präsentation] [Text-Version]
Projektskizze 2002
Projektziel von "OR - Licht. Bildung
gegen Antisemitismus" ist es, ein breitenwirksames Bildungsangebot
insbesondere zu den Bereichen jüdische Geschichte, Kultur, Religion,
Shoah sowie Antisemitismus und Rechtsextremismus für
Multiplikatorinnen und Jugendliche sicherzustellen, die Plattform
interkultureller Auseinandersetzungen weiter auszubauen und in einer
inhaltlichen und juristischen Auseinandersetzung nazistischer und
antisemitischer Propaganda entgegenzuwirken. Das bisher von haGalil
onLine erfolgreich angewandte Prinzip "100 Seiten gegen eine
Naziseite", das in den konventionellen Suchmaschinen die
rechtsextreme Propaganda auf hintere Plätze verweisen konnte,
erfordert die ständige Erweiterung der redaktionellen Tätigkeit, um
die Menge der abzurufenden Informationen im world wide web zu
Antisemitismus, Antijudaismus und Rechtsextremismus zu erhöhen.
Die Redaktion "klick nach rechts", die Informationsseiten von
haGalil zu rechtsextremen Entwicklungen in der BRD, wird ausgebaut
werden, wie auch die Berichterstattung zu jüdischer Kultur und
Standpunkten der Religion: Gerade aus den religiösen Quellen des
Judentums ziehen antisemitische Propagandisten Behauptungen, die
"Weltverschwörungstheorien und feindliche Haltungen des Judentums
gegen die Menschheit" untermauern sollen.
Die Vermittlung
vielfältigen Hintergrundwissens zu jüdischer Religion, Geschichte
und Kultur ist hier besonders für Pädagoginnen wichtig, ebenso wie
die authentische Information zu aktuellem jüdischen Leben. Die
derzeitige Situation im Nahen Osten und ihre Instrumentalisierung im
rechtsextremen Bereich verlangt eine kontinuierliche Aufarbeitung
der jeweils aktuellen Ereignisse in der Region, eine ausgewogene,
mit Hintergrundinformation verbundene Berichterstattung. Positionen
der Friedensbewegung in Israel wird breiter Raum eingeräumt, so dass
sich das Bild des mitteleuropäischen Betrachters vervollständigen
kann, dass es weder "DIE jüdische" noch "DIE israelische" Position
gibt und keines der Vorurteile der tatsächlich außerordentlich
vielfältigen Problematik entspricht. Der
israelisch-palästinensische Konflikt dient auch einer generellen
antisemitischen Stimmungsmache in der BRD, Vorurteile werden
gefestigt, gefördert und die Erinnerung an die Verbrechen des
Nationalsozialismus nicht selten diskreditiert. Es ist unerlässlich,
in diesen Prozess einzugreifen und dieser Entwicklung eine kritische
Analyse des Geschichtsrevisionismus und Berichte zu Theorie und
Praxis der Erinnerungskultur in der Gegenwart entgegenzusetzen.
Neben den, dem offener werdenden Antisemitismus in der
bundesrepublikanischen Gesellschaft geschuldeten, neuen
Anforderungen an eine analytische Berichterstattung müssen die immer
umfangreicher werdenden direkten Anfragen an haGalil-online per
E-Mail, die vorrangig von jugendlichen Userinnen und
Multiplikatorinnen gestellt werden, zeitnah beantwortet werden.
Geplant ist eine systematische Auswertung von Anfragen zur
Erarbeitung einer "Standardliste antisemitischer Vorurteile" als
Grundlage für bildungspolitische Maßnahmen. Die Verfügbarkeit und
Moderation in der direkten Kommunikation wird auch in den Bereichen
der Foren und Chats ausgebaut.
Ein weiterer Schwerpunkt im
laufenden Jahr ist die Entwicklung neuer Rechercheoptionen zur
Implementierung in ein neues Suchsystem: eine Aufarbeitung des
zehntausende Dateien umfassenden Angebots zu allen Bereichen
jüdischen Lebens und Kultur in Vergangenheit und Gegenwart ist
geplant, um die Informationen auch für den bildungspolitischen
Bereich systematischer zugänglich zu machen.
Die juristische Untersuchung und Verfolgung antisemitischer und
geschichtsrevisionistischer Propaganda im Internet wird
weitergeführt werden, die Beratung und Zuarbeit zu juristischen
Maßnahmen gegen Rechtsextremismus im Internet im Geltungsbereich
deutscher Gesetze ("Meldeformular"-Betreuung) wird intensiviert.
Außerdem steht OR zur Vermittlung und Durchführung von Seminaren,
Vorträgen und Workshops für Schulen, Bildungsträger und Verbände zu
o.g. Themen in Zusammenarbeit mit "tacheles reden!" und seinen
Kooperationspartnern zur Verfügung.
Sowohl der Aufbau eines
direkten aktiven Internetforums zum Austausch mit Jugendlichen, der
Ausbau der notwendigen Strukturen einer systematischen Arbeit mit
Jugendlichen über Judentum und Antisemitismus wie auch die
inhaltliche Auswertung nazistischen Missbrauchs religiöser Texte zur
antisemitischen Propaganda werden - auf der Basis einer
realistischen Einschätzung des Machbaren in diesem Jahr mit den zur
Verfügung stehenden Mitteln - im kommenden Jahr Bestandteile des
Schwerpunkts sein.
[Ergebnisbericht
2002]
Auszug aus dem
Sendeprotokoll (25. Feb. 2005, RBB, Schabath Schalom, NDR, Autor
Thomas Klatt):
...Da es keinen neuen
Trägerverein gibt und auch keine neuen Anträge gestellt wurden,
könne man für haGalil in 2005 keine weiteren Gelder bewilligen.
So sieht es zumindest der zuständige Staatssekretär Peter
Ruhenstroth-Bauer: "Ich persönlich habe mich
auseinandergesetzt, schriftlich und telefonisch, mit HaGalil und
habe mich auch mit Zentralrat der Juden und Zentrale
Wohlfahrtsstelle der Juden, die diese Entscheidung nicht nur
nachvollziehen, sondern sie auch voll so tragen."
Mit
dieser Einschätzung liegt der Staatsminister wohl daneben.
Stephan Kramer, Generalsekretär beim Zentralrat der Juden, will
nicht bestätigen, dass der Zentralrat die Mittelstreichung
unterstützt. Im Gegenteil, HaGalil müsse unbedingt als Zeichen
gegen Rechts erhalten bleiben.
Klar ist nur eins: Wenn
nicht umgehend eine Lösung für die weitere staatliche Förderung
gefunden wird, werden ab März bei hagalil.com die Monitore
schwarz bleiben... |
Kopie der
Pressemitteilung des BMFSFJ vom Mo 07.03.2005
Bundesregierung fördert Vielzahl von Projekten
gegen Antisemitismus
Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
setzt sein Engagement gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit
und Antisemitismus mit gleicher Intensität fort. "Mit dem
Aktionsprogramm 'Jugend für Toleranz und Demokratie' haben wir seit
2001 über 3.600 Projekte, Initiativen und Maßnahmen in ganz
Deutschland gefördert, die Toleranz und Weltoffenheit bei jungen
Menschen stärken", erklärte der Staatssekretär im
Bundesministerium, Peter Ruhenstroth-Bauer. Für das Jahr
2005 hat der Deutsche Bundestag dafür Mittel in gleich bleibender
Höhe bewilligt, sodass bis zum Jahr 2006 insgesamt 192 Mio. Euro zur
Verfügung stehen.
Das Bundesministerium legt besonderen Wert auch auf Projekte, die
gezielt Antisemitismus entgegenwirken. Daher werden in 2005 aus
Mitteln des Aktionsprogramms z.B. das Projekt "Peer Leader - fit
machen gegen Antisemitismus - für Demokratie und Toleranz" des
Landesinstituts für Schule und Medien Berlin und dem ?American
Jewish Committee?, Projekte des Anne Frank Zentrum Berlin e.V., der
Zentralen Wohlfahrtsstelle der Juden, der Stiftung "Neue Synagoge
Berlin - Centrum Judaicum" und des Informations- und
Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit e.V. unterstützt.
Bedauerlich ist, dass ein gutes und erfolgreiches Projekt in
diesem Jahr nicht fortgesetzt werden kann. Das Projekt "OR - das
Licht, Bildung gegen Antisemitismus" hat über jüdisches Leben,
jüdische Kultur und Geschichte informiert. Das Bundesministerium hat
es in diesem Jahr nicht fördern können, da sich der Träger des
Projektes, Tacheles reden!, und ein wichtiger Partner des Projektes,
das jüdisch-deutschsprachige Internet-Magazin
www.hagalil.com,
über die Fortsetzung des Projekts uneins waren. Nun entfallen
Seminare, Vorträge und Workshops, aber auch Beiträge für
www.hagalil.com.
Bei der Entscheidung über die Förderung eines Projektes ist das
Bundesministerium an klare Programmgrundsätze gebunden. D.h. für
jedes Projekt muss ein Antrag auf Förderung vorliegen. Das Projekt
muss darlegen, wie es sich nach Beendigung der Bundesförderung
selbst trägt, denn aus dem Aktionsprogramm kann ein Projekt nur für
maximal drei Jahre gefördert werden. Das Projekt muss auch praktisch
so fortgesetzt werden wie beabsichtigt. An diese Förderrichtlinien
sind Bundesregierung und Projekt gleichermaßen gebunden; das gilt
auch für das Projekt "OR - das Licht".
Das Bundesministerium hält es für zentral, bei sensiblen
Entscheidungen über die Förderung von Projekten eine hohe
Transparenz zu wahren und steht mit den starken Partnern des
Bundesministeriums bei der Bekämpfung von Antisemitismus in engem
Austausch. Die Zentrale Wohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland
und der Zentralrat der Juden in Deutschland können die Entscheidung
über das Projekt "OR - das Licht" nachvollziehen. Das
Bundesministerium baut darauf, dass auch im kommenden Jahr
Förderanträge gestellt werden zu Initiativen, die über jüdisches
Leben und jüdische Kultur informieren. Dieser Weg steht
selbstverständlich auch dem Verein HaGalil e.V. offen.
"Die Bekämpfung von Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und
Antisemitismus ist Aufgabe der gesamten Gesellschaft. Die
Bundesregierung wird auch in Zukunft ihrer Verantwortung nachkommen
und Vielfalt, Respekt und Demokratie bei jungen Menschen fördern",
so Ruhenstroth-Bauer. |
hagalil.com
03-03-2005 |