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Bundespräsident Köhler in Israel:
Deutschland bekämpft Rechtsextremismus mit "allen Mitteln"
Am Dienstag 01.02.2005 meldete die Nachrichtenagentur ddp
aus Jerusalem, Bundespräsident Horst Köhler habe bei seinem Besuch in Israel
bekräftigt, dass Rechtsextremismus in Deutschland "mit allen denkbaren
Mittel bekämpft wird".
Dies erstaunt, in einer Woche, in der Michel
Friedman, ehemals Vizepräsident des Zentralrats der Juden in
Deutschland, öffentlich darüber nachgedacht hat, Deutschland eventuell zu
verlassen:
"Ich stelle mir immer öfter die Frage, ob es richtig war und ist, in diesem
Land zu leben", bekannte Friedman im Nachrichtensender N24. Nicht nur der
Rechtsradikalismus mache ihm Sorgen, "sondern auch die schweigende
Mehrheit".
"Der Aufstand der Anständigen findet nicht statt und ohne diesen Aufstand
der Anständigen wird es keine Zukunft geben", erklärte Friedman seine immer
tiefere Skepsis.
Während Sachsens Ministerpräsident
Georg Milbradt meint, Michel Friedman übertreibe,
versichert Bundespräsident Köhler dem israelischen Präsidenten, dass
sich "alle demokratischen Kräfte" in Deutschland bemühen werden, den
Rechtsextremen die Stirn zu bieten.
Wenn dies wirklich so wäre, wie der Bundespräsident meint, müsste
sich haGalil onLine, das größte Bildungsangebot zum Judentum im
deutschsprachigen Internet, nicht mit Riesenlettern an seine Leser
wenden und um Spenden bitten.
Auch für den Bundespräsidenten ist
haGalil kostenlos!
Trotzdem: haGalil kostet Geld!
Auch weiterhin sollen Schüler, Lehrer und alle anderen
Interessierten das gesamte Angebote von haGalil onLine kostenlos nutzen
können, aber:
haGalil erhält keinerlei öffentliche Unterstützung.
Der "Aufstand der Anständigen" finanziert lieber Filmabende für
Eingeweihte oder Buntstifte zum Ausmalen kleiner Davidsterne. Ein riesiges,
im Internet 24h täglich abrufbares Bildungs- und Informationsangebot zum
Judentum bleibt auf der Strecke.
In Jerusalem meinte Herr Köhler ganz richtig, man müsse sich
stets fragen, ob man denn junge Menschen wirklich erreiche. Dass durchaus
auch Lehrern, Eltern und Journalisten zum Thema "Judentum" nichts einfällt,
außer vielleicht die den Juden in Auschwitz zugedachte Opferrolle, erwähnt
er leider nicht. Er hat recht, den "Kampf gegen den Antisemitismus müssen
wir immer wieder neu führen. Er geht uns alle an".
Dass zu diesen neuen Wegen vielleicht auch die neuen Medien gehören,
die bei der Jugend auf Platz 1 der Nutzungsskala stehen, hat sich im Kreise
der "Zuständigen" noch nicht ausreichend herumgesprochen.
Von "der braunen Flut im Internet" wird zwar oft und viel
geredet. Effektive Maßnahmen, wie Aufbau, Erhaltung und Ausbau des
Schutzwalles gegen diese Flut, bleiben deshalb aber Privatangelegenheit von
haGalil.
Auch wenn Zentralratspräsident Paul Spiegel
immer wieder von der gesamtgesellschaftlichen Verantwortung spricht, wird
dies nichts nützen, solange man hierzulande Betroffenheit nicht begreift,
sondern spielt, weil man befürchtet im Ausland könne sonst ein ungünstiger
Eindruck entstehen.
In den so genannten "Aufstand der Anständigen" wurden 200 Millionen
Euro investiert. Wenn Paul Spiegel jetzt davon spricht, es seinen wohl eher
die Unanständigen aufgestanden, dann sollte man nicht nur an die
Rechtsextremisten denken, sondern auch an das Heer der Trittbrettfahrer und
Schaumschläger, die die Brisanz der Lage so wenig begriffen haben, dass sie
den durchaus richtigen und wichtigen "Aufstand der Anständigen" zur
Spielwiese für Feierabend-Antifaschisten degradiert und als ABM-Maßnahme für
arbeitslose Sozialpädagogen missbraucht und im Reden von immer wieder "neu
angedachten" uralt-Konzepten und "perspektivischen Ausblicken" abgewürgt
haben.
Wenn von "Initiativen" berichtet wird, die sich zwei Jahre
lang auf BAT-Stelle darüber Gedanken machen, ob denn nun auch Antizionismus
in die so genannte Bildungsarbeit mit einbezogen werden solle, während sich
eine weitere Arbeitsgruppe damit auseinandersetzt, ob man denn bei der
Sichtung antisemitischer Pamphlete alphabetisch oder chronologisch vorgehen
solle, spätestens dann stellt sich die Frage, ob es nicht eigentlich auch
eine Verantwortung der Zuständigen gibt.
Solange niemand willens oder in der Lage ist, sachlich und unparteiisch,
engagiert und moderierend die Qualität und Quantität des Anstands zu
beurteilen, wird immer nur ein winziger Teil des Einsatzes Früchte tragen.
Geben Sie einem Referatsleiter 100 Millionen in die Hand. Suchen Sie
einen Mann ohne Vision, ohne Aufregung, ohne Zivilcourage. Nehmen Sie einen
der sagt, "das mit dem Antisemitismus ist doch nicht so tragisch". Lassen
Sie den Berg sich drehen, und wenn wir alle großes Glück haben, kommt eine
Maus heraus. Wenn wir Glück haben!
Was können Sie tun?
Unterstützen Sie haGalil mit Ihrer Spende. Schon zwanzig Euro im
Jahr helfen, haGalil zu erhalten; wenn's zweihundert sind, finanzieren Sie
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etc. finden Sie auf den Seiten des haGalil e.V..
Einige in der Rede am
02-02-2005
angesprochene Themen:
Deutschland hat sich den Verbrechen der Vergangenheit
gestellt. Auch die Generationen, die nach dem Krieg geboren sind,
wissen, dass die Jahre der Naziherrschaft ein nie auslöschbarer Teil der
deutschen Geschichte sind. Sie haben selbst keine Schuld auf sich
geladen. Aber sie wissen, dass sie Verantwortung tragen für die
Bewahrung der Erinnerung und die Gestaltung der Zukunft.
„Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Diese Lehre aus den
nationalsozialistischen Verbrechen haben die Väter des Grundgesetzes im
ersten Artikel unserer Verfassung festgeschrieben. Die Würde des
Menschen zu schützen und zu achten ist ein Auftrag an alle Deutschen.
Dabei müssen wir uns vor allem fragen, ob wir unsere jungen Menschen
wirklich erreichen, ob Lehrer, Eltern und Journalisten über den Irrweg
des Nationalsozialismus wirksam aufklären. Den Kampf gegen den
Antisemitismus müssen wir immer wieder neu führen. Er geht uns alle an.
Die jüdischen Gemeinden in Deutschland sind für uns ein Zeichen des
Vertrauens, über das wir uns freuen. Die goldene Kuppel der Synagoge in
der Oranienburger Straße gehört heute ebenso zum Stadtbild von Berlin
wie die Kuppel auf dem Reichstagsgebäude, dem Sitz des Deutschen
Bundestages.
Die Reichstagskuppel steht heute für die Transparenz einer lebendigen
Demokratie in Deutschland. Wer von ihr auf Berlin blickt, sieht das
Brandenburger Tor, das Symbol der Einheit Deutschlands.
Und er sieht zugleich im Zentrum der deutschen Hauptstadt das Mahnmal
für die ermordeten Juden Europas.
Auch in meiner Delegation befinden sich einige Schüler, die Gastgeber
israelischer Jugendlicher gewesen sind. Ich weiß, dass aus solchen
Kontakten echte Freundschaften geworden sind. Der Jugendaustausch ist
eine Investition in die Zukunft. Die jungen Menschen in unseren Ländern
müssen sich besser kennenlernen, gemeinsam über die Vergangenheit
sprechen und über die Zukunft dieser Welt. Ich bin mir mit Präsident
Katsav einig, dass die Regierungen dem Jugendaustausch noch mehr
Aufmerksamkeit widmen müssen.
[Gesamttext der Rede]
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Die viel diskutierte Rede:
Köhler begrüßt die Knesseth auf hebräisch
Der deutsche Bundespräsident Horst Köhler hat heute an einer
Sondersitzung der Knesseth teilgenommen und seine im Vorfeld viel
diskutierte Rede gehalten. Köhler überraschte seine israelischen Gastgeber
mit einer hebräischen Einleitung...
Zu Gast in Israel:
Bemerkenswert, dass Sie mich einen Freund
nannten
Mit bemerkenswerter Leichtigkeit bewältigt Bundespräsident Horst
Köhler seinen schweren Gang durch Israel...
Horst Köhler in Israel:
Kein Staatsbesuch
wie jeder Andere
Der deutsche Bundespräsident ist ein
willkommener Gast in Israel. Der Anlass seines Besuches ist das Bestehen von
vierzig Jahren diplomatischer Beziehungen zwischen beiden Ländern...
Deutschland-Israel:
Die besonderen Beziehungen
Die guten Beziehungen zu Deutschland sind keine
Selbstverständlichkeit. 45 Jahre sind vergangen, seit sich im März 1960 der
israelische Ministerpräsident David Ben Gurion und der deutsche Kanzler
Konrad Adenauer im Hotel Waldorf Astoria in New York trafen...
Kaum noch Berührungsängste:
Faible
für "Made in Germany"
Israelis haben ein Faible für Jägermeister
und Miele-Waschmaschinen. Auch deutsche DJ's stehen hoch im Kurs, fast jeden
Monat füllt ein Discjockey aus Deutschland die Clubs in Tel Aviv...
Der Bundespräsident in Israel:
Köhler besucht auch Sderot
Bundespräsident Horst Köhler hat eine hochpolitische Visite im
Programm, die vorab weder vom Bundespräsidialamt noch von der Botschaft
mitgeteilt worden ist...
Bundespräsident Horst Köhler und seine Frau Eva werden an diesem
Dienstag 01-02-2005 zu einem viertägigen Staatsbesuch in Israel erwartet.
Anlass ist die
Aufnahme der diplomatischen
Beziehungen zwischen Deutschland und Israel vor 40 Jahren.
Jerusalem am 2. Februar 2005:
Ansprache von Bundespräsident Horst Köhler vor
der Knesset
hagalil.com
03-02-2005 |
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