Gesine Schwan kritisiert Auschwitz-Rede des Kanzlers:
Über die Hälfte der Deutschen sind keine aktiven Demokraten
Berlin - In der N24-Sendung "Studio Friedman" kritisierte die ehemalige
Kandidatin für das Amt des Bundespräsidenten, Professor Gesine Schwan, die
Rede von Bundeskanzler Gerhard Schröder anlässlich des 60. Jahrestages der
Befreiung von Auschwitz. Bundeskanzler Schröder sagte am Dienstag "Nie
wieder darf es den Antisemiten gelingen, jüdische Bürger zu bedrängen, zu
verletzen."
Gesine Schwan kritisierte gegenüber Moderator Michel Friedman: "Ich hätte
diese Formulierung nicht gewählt. Sie kennen diese politische Rethorik. "Nie
wieder" heißt "Das darf nicht sein". Das sind Formeln, die wir uns angewöhnt
haben, die nicht genau sind. Ich hätte es anders formuliert. Ich hätte
gesagt: Dies geschieht, und wir müssen alles tun, dass es nicht weiter
geschieht."
Schwan kritisiert außerdem den weitverbreiteten latenten Antisemitismus der
Deutschen. Es gäbe in Deutschland nur 40 Prozent aktive Demokraten.
Schwan: "Wir haben in Deutschland einen aktiven Kern von sechs bis acht
Prozent Antisemiten, die unbelehrbar sind, wir haben 20 Prozent, die immer
gefährdet sind, dazwischen ist ein flotierendes Potenzial. Wir haben also
nur 30 bis 40 Prozent Deutsche, die wirklich entschieden gegen den
Antisemitismus sind."
Kritisch äußerte sich Gesine Schwan zu der aktuellen Diskussion der
Innenminister der Länder über verschärfte Einwanderungsbedingungen für
Juden. "Diese Diskussion verstehe ich überhaupt nicht" sagte Schwan.
Michel Friedman:
Mehrheit der Deutschen nimmt die Gefahr durch
den Rechtsextremismus nicht ernst
Friedman präzisierte im Tagesspiegel, seine vor kurzem im Fernsehen gemachte
Äußerung, wonach er sich immer häufiger die Frage stelle, ob es richtig sei,
„in diesem Land zu leben"...
hagalil.com
18-02-2005 |