Zum 60. Jahrestag der Befreiung der Nazi-Todeslager:
Sondersitzung der UN-Vollversammlung
Aus der israelischen Botschaft Berlin, 24. Jan. 2005
Am Montag, 24. Januar 2005, tritt die Vollversammlung der Vereinten
Nationen (UN) in New York um 10 Uhr Ortszeit (16 Uhr MEZ) zu einer
Sondersitzung zusammen, um dem 60. Jahrestag der Befreiung der
nationalsozialistischen Todeslager zu gedenken. Die Sondersitzung der
UN-Vollversammlung leitet zahlreiche Gedenkveranstaltungen zum Jahrestag der
Befreiung der Todeslager ein, darunter ein Staatsakt am 27. Januar 2005 in
Polen, an dem der israelische Staatspräsident Moshe Katsav teilnehmen wird.
Dies ist das erste mal, dass die UN-Vollversammlung in Gedenken an den
Holocaust zusammentritt. Es ist zugleich das erste mal, dass die
Vollversammlung zu einer Sondersitzung durch eine Anregung des Staates
Israel zusammentritt. Der stellvertretende Ministerpräsident und
Außenminister Silvan Shalom begrüßte am 11. Januar die Entscheidung des
Generalsekretärs der Vereinten Nationen, Kofi Annan, die Sondersitzung
einzuberufen.
Die israelische Initiative für die Sondersitzung in Gedenken an den
Holocaust verfolgt die Intention, das internationale Bewusstsein über den
Holocaust und den Kampf gegen den Antisemitismus auf der einen Seite, und
das Bewusstsein über die Bedeutung der Wiedergeburt des Staates Israel und
des jüdischen Volkes auf der anderen Seite zu stärken.
Das Außenministerium konnte die Unterstützung von 30 Ländern (die
Vereinigten Staaten, die 25 EU-Mitgliedstaaten, Russland, Kanada, Australien
und Neuseeland) für die Präsentation eines gemeinsamen Antrags an den
UN-Generalsekretär zur Einberufung einer UN-Sondersitzung in Gedenken an den
60. Jahrestag der Befreiung der Todeslager gewinnen. Von insgesamt 191
Mitgliedstaaten hatten bis zum 16. Januar 2005 135 auf die Anfrage des
UN-Generalsekretärs ihre Unterstützung zugesagt, darunter islamische Staaten
und andere, die keine diplomatische Beziehungen mit Israel unterhalten, wie
etwa Pakistan, Bangladesch, Jemen, Oman, Bahrain, V.A.E. und Saudi-Arabien.
Dies ist die 28. Sondersitzung der UN-Vollversammlung, die seit der Gründung
der UN im Jahr 1946 einberufen wurde. Die ersten beiden Sondersitzungen
fanden 1947 und 1948 statt. Damals war das sog. Palästina-Problem Gegenstand
der Diskussion. Keine andere Sondersitzung hat sich seither einem Thema
gewidmet, das Israel betrifft. Die letzte Sondersitzung der UN fand am
Weltkindertag im Jahr 2002 statt.
Die Sondersitzung der UN-Vollversammlung ist das formalste aller UN-Foren.
Es ist das Forum, das am schwierigsten einzuberufen ist, da zunächst die
Unterstützung einer Mehrheit der UN-Mitgliedstaaten erforderlich ist. Es war
daher eine besondere Herausforderung für den Staat Israel, der auf
internationaler Ebene in der Regel mit einer fast automatischen Mehrheit von
Gegnern arabischer Staaten und ihrer Unterstützer konfrontiert ist.
An der Sondersitzung der UN-Vollversammlung nimmt der UN-Generalsekretär,
der Präsident der Vollversammlung (der Außenminister von Gabun), und eine
große Zahl auserwählter Gäste aus der ganzen Welt teil, darunter der
Außenminister Polens, Deutschlands, Luxemburgs (EU-Ratspräsident), der
Präsident des italienischen Senats und eine Delegation des US-Kongresses.
Die Sondersitzung der Vollversammlung eröffnet mit einer Schweigeminute in
Gedenken an die Opfer des Holocausts. Es folgen Ansprachen des
Generalsekretärs, des israelischen Außenministers, Vertreter der befreiten
Staaten, Vertreter der Staaten, die die Sonderitzung anregten sowie Sprecher
der regionalen UN-Unterorganisationen. Friedensnobelpreisträger Eli Wiesel
hält eine Rede im Namen der Holocaust-Überlebenden.
Der Vorsitzende der israelischen Delegation ist der stellvertretende
Ministerpräsident und Außenminister Silvan Shalom. Der Minister lud
Überlebende des Holocausts als Teilnehmer der offiziellen israelischen
Delegation ein, darunter die ehemaligen Sprecher der Knesset, Dov Shilansky
und Shevah Weiss, sowie den Vorsitzenden der Vereinigung der
Holocaust-Überlebenden, David Greenstein, Generalmajor (Res.) Yossi Peled
und die Schauspielerin Gila Almagor.
Die Sondersitzung ist ein besonderer Erfolg für den Staat Israel und für den
Kampf gegen den Antisemitismus. Israel betrachtet die Gedenkveranstaltung
als Ereignis von höchster Bedeutung für das jüdische Volk und für die
gesamte Welt. Es ist das erste mal überhaupt, dass die internationale
Gemeinschaft in Erinnerung an den Holocaust formal zusammentritt, und um den
Opfern zu gedenken sowie denjenigen, die den Mut hatten, zu kämpfen und die
Nationalsozialisten besiegten. Israel ist stolz auf die Tatsache, dass es
dieses einzigartige historische Ereignis unter der Schirmherrschaft der UN
durchgesetzt hat. (Jerusalem, 16.1.)
hagalil.com
24-01-2005 |