Neulich auf dem Flohmarkt:
Die Hinterlassenschaften des 27. Januar
Sachartikel zu diesem Thema sind zahlreich und nennen Fakten. Die
folgende Geschichte ist 'nur' ausgedacht, aber sie könnte faktisch jederzeit
passieren. Wer weiß, vielleicht ist sie's ja längst?
Von Robert Cohn
1. Der 27. Januar, ein
richtig guter Tag
Der Tag hat schlecht
angefangen. Es ist Mittag und es wird nicht besser. Der dicke Mann ist
nirgends zu sehen. Wenn der käme.
Wenigstens kriege ich
hier keinen Regen ab. Ich steh hinter meinem Stand und sehe den Kunden in
die Augen. So wie ich das in achtzehn Jahren gelernt habe. Die Kunden gucken
bloß. Niemand kauft. Es liegt an diesen Zeiten. Keiner hat Geld. Und die,
die welches haben, die stecken es in Immobilien oder Fonds. Von denen
kommt keiner her. Flohmarkt, das ist denen wohl zu dreckig. Obwohl man hier
unterm Dach ist.
Ich habe nur mit
diesen Sammlern zu tun. Es gibt einen, der jeden Monat vorbei kommt. Sich
hinstellt und fragt, ob ich jetzt nicht den Feldpoststempel vom Mai 45 hab.
Alle anderen aus 45 hat er schon. Die meisten von mir. Aber der Mai-Stempel
ist nicht aufzutreiben. Ums Verrecken nicht. Natürlich bin ich mit jedem
Stempel ein bisschen teurer geworden. Muss ich ja. Dann kann ich selber zu
höheren Preisen einkaufen. Letzte Woche war ich bei dem einzigen Sammler
weit und breit, der den hortet. Ich hab ihm glatt einen Tausender geboten.
Weil ich weiß, dass der Andere glatt zweitausend bezahlt. Und der Kerl hat
mir gesagt, "ich denk ja nicht dran".
Musste ich also ohne
Mai-Stempel wieder rausgehen aus diesem Wohnblock in Neugraben. Ich versteh
diese Leute nicht. Was macht der mit seinem Stempel den ganzen Tag? Angucken
und Weinbrand dabei trinken? Der Kerl ist Rentner, hat nichts zu tun,
sammelt halt. Warum nimmt er nicht das Geld und fährt nach Baden-Baden zur
Kur? Oder geht damit richtig in den Puff?
Ich tu nur so, als
hätte ich einen Draht zu den Sammlern. Neulich streicht einer um meinen
Stand und linst auf die Abzeichen in der Vitrine. Die Vitrine ist für das
Besondere. Ganz exklusive Sachen drin. Der Mann guckt immer auf den
Kragenspiegel in der Mitte. Das Glanzstück. Das ist nicht irgend ein
Kragenspiegel. Obergruppenführer. Das hat wirklich nicht jeder. Dafür kann
ich richtig Geld verlangen. Aber nicht, wenn den keiner kauft. Also der
Mann, der will, dafür hab ich einen Riecher. Ich seh ihm in die Augen und
sage, kommen Sie ruhig mal näher. Oder so was. Er kommt. Ich frag ihn, ob er
sich schon alles angesehen hat. Und ob er schon einen Obergruppenführer hat.
Natürlich hat er nicht. Er guckt hin. Er greift sich den Obergruppenführer
mit seinen Augen. Lässt den nicht mehr los. Ich hab ihn an der Angel.
Während ich über das
Ding rede, kriegt er Vertrauen. Ich habe ja keine Ahnung von dem Mann und
von seiner Sammelei. Aber alle Leute wie der wollen Vertrauen. Da sind sie
bei mir richtig. Ich mach das ja schon seit achtzehn Jahren. Nur mit
Erfahrung kommt man dann an Kunden wie den dicken Mann. Aber der lässt sich
nicht blicken.
Mein letztes dickes
Geschäft war der Obergruppenführer. Ja und die Radschloss-Arkebuse neulich.
Auch ein ganz exklusives Ding. Ich habe sie einem Studienrat abgeschwatzt,
der wollte die nicht behalten. War ihm zu klobig. Hat er gesagt. "Schon",
hab ich ihm gesagt, "so eine Arkebuse ist auch nicht so das Beste. Zu Ihnen
würde was Feineres passen. Ich hab da einen Ulanensäbel, friderizianisch,
restauriert, ganz feine Gravüren. Sind Sie interessiert?" War er natürlich.
Er wollte sich das ins Schlafzimmer hängen. War nicht der erste, der mir so
was erzählt. Ich mit der Arkebuse da weg und den Säbel war ich endlich los.
Der Studienrat hat noch einen Aufpreis bezahlt, klar.
Aber heute, heute
passiert einfach gar nichts. Voll natürlich, jede Menge Leute, aber die
kaufen bei den Trödlern drüben. Türkinnen mit Altkleidern und so was. Hab
nur zwei, drei Münzen verkauft, aber das ist kein Geschäft. Der Russe auch
nicht. Plötzlich steht er da. Guckt mich an und sagt, "Gittlärrrbistä?" Ich
schüttle den Kopf. Da nimmt er seinen Rucksack runter. Zieht so ein
schwarzes Ding raus und fragt wieder, "Gittlärrrbistä?" Ich sehe das Ding an
und klar, jetzt weiß ich, was er meint. Ist ja nicht zu übersehen, das
Bärtchen. Und unten auf dem Sockel leuchtet auch noch golden A Punkt H
Punkt. Ich nehm die Hände hoch und wedele damit rum. Der soll verschwinden.
So was wie das schwarze Ding ist viel zu heiß. Ich verkaufe hier exklusive
Sachen, seltene Sachen, Raritäten, aber nicht so was. Privat vielleicht.
Aber bloß nicht hier. Verschwindet der endlich? Wenn die anderen Händler
reden, dass ich mich mit so was abgebe. "Nix, nur Militaria!", schnauze ich
den Russen an. Da zuckt er zurück und verschwindet.
Ich nehme die
Thermoskanne, der Kaffee drin ist noch heiß. Ist gut gegen die Zugluft. Das
hier ist ja keine Halle wie auf dem Messegelände. Parkhaus. Geht nur mit
Lederjacke und Kaffee. Und da sehe ich hinter dem Pfeiler neben der Treppe
den dicken Mann. Erkenne ihn sofort. Trotz der Menge Leute. Er guckt in
meine Richtung. Schlendert näher. Das könnte ein guter Tag werden. Ein sehr
guter. Ich atme aus und lass mir nichts anmerken. Da drängen sich ein paar
Typen vorbei, St.-Paulianer oder Studenten. Die kaufen nur Kleinzeug, wenn
überhaupt. Ich sehe den dicken Mann nicht mehr, nur noch St.-Paulianer. Wenn
jetzt – "Tag auch", sagt jemand. Ich dreh den Kopf etwas zu schnell, es ist
der dicke Mann. Da steht er. Ich lasse mir Zeit. "Ah, mal wieder hier?",
sage ich, "wie geht's?" Er kneift die Augen zusammen. "Ganz gut", sagt er.
"Habe da drüben Koppelschlösser angeguckt. Ein halber Stand mit nichts wie
Koppelschlössern". – "Aber die hatten nichts Richtiges, was?", sage ich und
nippe an meinem Kaffee. "Nur Tinnef", sagt der dicke Mann.
"Gott-mit-uns-Zeugs. Alles Müll."
Langsam greife ich von
hinten in die Vitrine und hole ein Koppelschloss raus. "Erstes Garderegiment
zu Fuß", sage ich. "Schon besser, nicht?" Der dicke Mann nimmt das golden
glänzende Ding und ich weiß, er will es haben. Das hab ich im Gespür. "Also
das hab ich noch gar nicht", sagt er. "Natürlich noch früh". – "Sicher",
sage ich, "bald nach 88, sehen Sie mal, da stimmt alles, und kein Kratzer".
– "Es soll ja Fälschungen geben", sagt der dicke Mann und sieht mich an.
"Aus dem Osten. Gut gemachte leider". Er kneift die Augen zusammen. "Dieses
hier nicht", sage ich und beuge mich über das dicke Ding in seiner Hand. Wir
beugen uns beide drüber. "Juweliersarbeit", sage ich und reiche ihm eine
Lupe. "Eine Fälschung in der Qualität käme genauso teuer wie das Original.
Und man würde es erkennen. Die dünnen Grate am Rand von den Ziselierungen.
Kaiserkrone exakt wie in den Musterbüchern. Sogar noch besser. Sehen Sie
mal."
Er sieht durch die
Lupe. Bestimmt sieht er irgendwas. "Perfekt", sagt er und guckt mich an.
"Wie viel?" – "Achthundertfünfzig", sage ich. "Für Sie, weil Sie ein guter
Kunde sind." Der dicke Mann lässt sich Zeit. "Okay", sagt er. Meine Hände
sind feucht. In Mark sind das siebzehnhundert. "Haben Sie noch was, das ich
sehen sollte?", fragt er. Zählt Scheine ab und gibt sie mir. Ich nehme sie
ohne nachzuzählen. Und jetzt weiß ich, welches Geschäft hier ansteht. Das
dickste für den Monat. Nein. Das dickste für das ganze Jahr vielleicht.
"Kommen Sie", sage
ich. "Kommen Sie mal mit nach hinten". Er kommt. Hinten gleich neben meinem
Kombi stehen die Sachen, die nicht jeder sehen soll. Im Kombi selber die
ganz besonderen. Ich stelle mich so, dass ich den Stand noch im Auge habe.
Warte auf den dicken Mann und dann schließe ich die Klappe auf. Schlage eine
Decke zurück. "Ich wette, das haben Sie noch nie gesehen", sage ich.
Da liegt ein
Holzbrett. Es ist nicht irgend ein Holzbrett. Ich glaube, es ist das
einzige, das es noch gibt. Schräg passt es hinein in den Kombi. Eigentlich
ist es kein Holzbrett, es sind dicke Latten aneinander. Die Unterkante ist
abgefault. Aber sonst ist es prima erhalten. Natürlich hat es Patina. Die
Seite, die jetzt oben liegt, war die Innenseite. Da ist das Holz so
abgenutzt, dass von Hobelspuren nichts mehr zu sehen ist. Nichts als Patina.
Aber die Buchstaben, die reingeschnitzt sind. Die sind alle noch so tief wie
bei einem Holzschnitt. Man sieht genau, wie die da reingeschnitzt sind.
Der dicke Mann sagt
gar nichts. Er steht nur da und starrt das Holzbrett an. "Ohne Werkzeug",
sage ich, "die haben Löffel dafür genommen, Drähte, was weiß ich. Es gibt
Berichte darüber. Solche Baracken sind alle später abgefackelt worden, von
den Alliierten. Das hier muss aus einer von den allerersten sein. Es stehen
nur noch ganz wenige. Die sind später gebaut und die haben kaum so viele
Namen drin. Sehen Sie, die stehen hier fast schon ineinander."
Der dicke Mann starrt.
"Oh mein Gott", sagt er. "Woher haben Sie das?" – "Ein abgewickelter
Bauernhof", sage ich, "drüben bei Görlitz. Über zehn Jahre her. Ich hab
keine Ahnung, wie das da hingekommen ist. Es stand in der Scheune. Die brach
fast schon zusammen. Der Treuhand war es egal, was da noch drin war. Die
wollten alles weg haben." – "Und die verfaulten Stellen", fragt der dicke
Mann. "Die sind original", sage ich. "Das Brett hat auf Stroh gelagert und
war ganz trocken und voll mit Staub. Da wo es verfault ist, da war der
Barackenboden. Waren alle aus Beton. Schlecht für das Holz. Aber absolut
original". – "Ach so", sagt der dicke Mann und starrt. "Haben Sie die
Buchstaben gesehen?", frage ich und frage es leise. "Der da links, der wie
eine Sieben mit einem Horn oben aussieht. Das soll ein L sein. Der wie ein W
daneben ein Sch. Alles echt. Und da steht Wolf, das sind ja wieder unsere
Buchstaben." – "Warum ist da ein Kasten drum geritzt", fragt der dicke Mann.
"Keine Ahnung", sage ich. "Vielleicht fand Wolf es schöner so.
Entschuldigung. Vielleicht hatte er noch Zeit, den zu ritzen." – "So was wie
das Stück hat sonst niemand", sagt der dicke Mann. "Wirklich niemand."
Ich sage nichts mehr
und er starrt weiter. Vorne am Stand ist nichts los. Ich kann ruhig hier
stehen bleiben.
Meine Hände werden
schon wieder feucht. Ich hab so ein Gefühl, dass heute ein guter Tag wird.
Ein richtig guter.
2. Der 28. Januar,
kein so richtig guter Tag
Der Schalensitz stützt
meinen Rücken. Ich sitze im Auto. Bin ein bisschen abgespannt heute. Es
liegt bestimmt an der Aufregung. "Schatz", hat meine Frau Morgens gesagt,
"du siehst gar nicht gut aus". Heute Morgen. Ich habe zum Fenster raus
gesehen. "Ach Schatz", habe ich gesagt, "so was wie gestern kriegt man doch
nicht alle Tage. So ein Stück. So ein einzigartiges Stück. Es ist etwas ganz
Besonderes. So etwas gibt es sonst nirgends. Da lohnt sich ein
bisschen Aufregung". – "Schatz", hat meine Frau gesagt, "das-, das ist ein
schreckliches Ding. Das in unserem Haus? Ich möchte nicht, dass das in
unserem Haus ist". – Da habe ich zu ihr rüber geguckt und sie hatte ganz
stechende Augen. "Schatz, hab dich nicht so", hab ich gesagt und mir noch
ein Brötchen geschmiert. "Das Stück bleibt hier. Es war teuer. Solche Stücke
sind unbezahlbar. Aber das war nur teuer. Was meinst du, was die Leute vom
Verein sagen werden. Natürlich, sie kriegen das Stück zu sehen, heute Abend.
Hab ich's dir schon gesagt? Na, viel Besuch heut Abend. So was haben die
noch nie gesehen. Sie werden denken, das ist ja unbezahlbar. Und dass ich so
was habe, werden sie denken. Gerade ich. Natürlich, Schatz, es ist ein – es
ist aus – aus so einer Baracke. Die sind alle abgefackelt worden, von den
Alliierten. Fast alle. Aber ich, ich habe noch etwas davon. Nichts ist mehr
da, aber ich hab was". – "Hör auf", hat meine Frau gesagt. "Hör auf". - Hab
sie kaum verstanden, sie hat so genuschelt.
Ich habe noch eine
Tasse Kaffee getrunken. "Schatz", hab ich zu meiner Frau gesagt, "mach mal
ein paar Schnittchen für heut Abend. Ein paar Häppchen. Der Verein kommt ja
heute Abend. Muss ja auch mal wieder sein, nicht? Muss ihnen doch zeigen,
was ich habe. Heute Abend". - Dann bin ich zur Arbeit gefahren.
Dort kann ich mich
nicht konzentrieren. Abmahnungen schreiben, da bin ich gut drin, aber heute
ist nicht mein Tag. Dauernd denke ich an die Leute vom Verein. Manche nehmen
mich nicht für voll und denken, ich merke es nicht. Das geht schon Jahre so.
Mindestens fünfzehn Jahre. Wie damals in der Schule. Denen werd ich's
zeigen. Ich verdiene zwar ein Schweinegeld mit den Abmahnungen, aber das
beeindruckt die nicht. Keine Ahnung, woran das liegt. Die verdienen doch
selber ein Schweinegeld. Aber ich und dazugehören?, nein. Nachher kommen
sie. Auch die Leute aus Blankenese und Wellingsbüttel. Der ganze Verein. Hab
sie noch gestern eingeladen. Bin gleich ran ans Telefon nach dem Flohmarkt.
Muss man sich mal vorstellen. So ein Stück – und dann vom Flohmarkt. Das sag
ich keinem. Eingeflogen hab ich's, aus Warschau, aus Krakau, irgendwo da. So
ein Stück hat niemand.
- Natürlich. Das Stück
ist schrecklich. Ja, schrecklich ist es. Aber das ist es. So was hab ich
immer gesucht. Den Keller werd ich dafür ausbauen. Einen Podest lass ich
mauern. Scheinwerfer lass ich einbauen. Überall. Irgendwie Farben an die
Wände. Oder Stoffe? Wie das aussehen wird. Es kribbelt mich jetzt schon
überall. Bin nur so abgespannt. Hoffentlich macht meine Frau anständige
Schnittchen. Kann sie ja, wenn sie will. Es kommen Leute extra aus
Blankenese, aus Wellingsbüttel, ein großer Sammler dabei. Schnell noch
duschen und ein frisches Hemd. Ich will aussehen wie die. Aber Abnehmen
klappt nicht. Und meine Maßanzüge sitzen billig. Ich wird's denen noch
zeigen, denen Allen. – Oh mein Gott, oh ich muss ja noch! Ich muss ja noch
das Stück aufstellen! Es steht ja noch in der Garage rum. Kann den Verein ja
nicht in die Garage – nein, nicht in die Garage. Ins Wohnzimmer. Unbedingt.
So, wie es ist. Hat der Händler nicht "authentisch" gesagt? Oder "original"?
Irgend so was. Der Dreck dran ist authentisch. Ah, wie das aussehen könnte!,
das Wohnzimmer, der neue Perserteppich, der Marmortisch. Und dann das Stück
ganz authentisch mittendrin. So was haben die noch nie gesehen. Wo stell ich
es bloß hin? Hinten auf die Truhe? Ja, da kommt es hin. Wegen des Lichts.
Und wenn sie reinkommen, brennen nur die beiden Silberleuchter. Einer links,
einer rechts. Flackernde Kerzen, toll. Wie tief werden die Schatten der
Buchstaben sein. Wie das aussehen wird. Assyrisch? Wie im Kino. Tiefe
schwarze Schatten. Wie im Musical. Und dann die Leute. Hoffentlich sind die
Schnittchen einigermaßen.
Jetzt sitze ich wieder im Auto und fahre nach Hause. Dichter Verkehr, ich
kurve die Anderen aus. Endlich, da ist Sülldorf. Hinten blinken Lichter auf
der Straße. Ich bremse. Alles abgesperrt. Wieso sperren die Alles ab? Man
muss doch hier durchfahren. Ich muss nach Hause, die Garage aufmachen, das
Stück rausholen. Und so weiter. Verdammt, was soll das hier werden. Alles
abgesperrt. Hupen geht ja nicht, ist verboten. Ich fasse mir übers Gesicht.
Die Falte zwischen Kinn und Hals ist wieder feucht. Muss unbedingt gleich
duschen. Wieso kommt man hier nicht durch! Muss doch nur noch die paar
hundert Meter zu meinem Haus fahren. Verdammt. Alles zu. Muss hier parken.
Verdammt, ist da wenig Platz. Muss wirklich gleich duschen.
Ich laufe durch meine Straße und da ist eine Barriere. Jede Menge Polizei
und überall Leute. "Was ist denn hier los?!, ich muss nach Hause!", schreie
ich zu einem Polizisten rüber. Er schlendert in aller Ruhe näher. Meine
Steuergelder. "Guten Abend, wohnen Sie hier?", fragt er. "Ob ich hier
wohne?!", frage ich. "Natürlich wohne ich hier! Was ist denn hier los?" Der
Polizist nickt. "Ich verstehe, dass Sie hier durch möchten", sagt er.
"Leider müssen Sie ein bisschen Geduld haben. Jemand hat beim Umgraben im
Vorgarten eine Fliegerbombe aus dem zweiten Weltkrieg gefunden. Man findet
ja leider immer mal wieder welche. Alle Häuser wurden zur Sicherheit
evakuiert. Haben Sie Angehörige?" – "Wie, was für eine Fliegerbombe?!"
schreie ich. "Wo?" – "Eine fünfhundert-Kilo-Fliegerbombe, amerikanisch, vor
Nummer 23", antwortet der Polizist. Nummer 23 ist mein Haus. Mir
reicht es. Mir reicht es so dermaßen. Ich kriege Gäste heute Abend und muss
noch das Stück aus der Garage holen. Ich reiße die Barriere weg und renne
los. Nach ein paar Sekunden höre ich hinter mir Geschrei und Pfiffe. Egal,
ich muss nach Hause, ist mein gutes Recht! Ich ziehe das Garagentor auf und
stürze rein. Da, unter den Decken ist es, Alles noch gut eingewickelt, Alles
in Ordnung. Ich dreh mich um und gucke. Hinten kommen Polizisten angerannt.
Und in meinem Vorgarten, was ist das, da hockt jemand! Da hockt einer in
einer Grube, einer mit Helm und komischem Mantel. Was macht der Idiot da?
Was wird das jetzt? Er springt auf und rennt weg. Verdammt, so eine Grube in
meinem Vorgarten. Da ist irgendwas drin. Der Mann mit dem Helm rennt
da hinten. Die Polizisten rennen auch. Alle rennen sie weg. Also das ist
komisch. Soll ich auch wegrennen? Verdammt, das Stück ist so schwer, das
muss man hier überhaupt erstmal rauskrie
BOMM
(Diese Geschichte wurde nach den Regeln des Hamburger Dogmas geschrieben.)
hagalil.com
26-01-2005 |