Oriana Fallaci:
Die Kraft der Vernunft und der jungen Freiheit
Frau Fallaci und der Kreißsaal
Frau Oriana Fallaci hat neuerlich antiislamischen und antiarabischen
Rassismus zu Papier gebracht. Der List Verlag in Berlin gab das neueste Werk
der gefeierten Dame unter dem Titel "Die Kraft der Vernunft" heraus.
In dem Pamphlet wettert Frau Fallaci neuerlich gegen den Islam als solchen.
Frau Fallaci tritt in dem Buch nicht als Religionskritikerin in Erscheinung,
sondern sie stellt sich "als Atheistin" an die Seite des "christlichen
Abendlandes". Frau Fallaci legt ein Bekenntnis ab, sie ist "von der
Überlegenheit des abendländischen Denkens" überzeugt. Dabei beruft sich die
Autorin nicht auf die Gedanken der Aufklärung, die mit der Barbarei des
christlichen Feudalismus brachen. Nein, die selbsterklärte Atheistin
bezeichnet sich als Christin wegen dem "christlichen Kern Europas", das
Christentum bezeichnet sie nicht als eine Religion, sondern als das
Fundament der europäischen Kultur.
Diese Kultur will die Schreiberin gewahrt wissen, weil sie von einer
Überlegenheit der Europäer gegenüber den Nichteuropäern ausgeht. Der
Rassismus hat in dem Buch eine religiöse Maske erhalten, denn es scheint der
Verfasserin nur darum zu gehen, ihren Rassismus religiös herzuleiten. Der
"Kampf der Kulturen" ist angesagt, nur schlecht verbirgt sich unter dem
Gewand religiöser Spiegelfechterei rassenbiologischer Sozialdarwinismus.
Menschen aus islamischen Ländern sind für Frau Fallaci eine unterlegene
Spezies Mensch. Selbstverständlich arbeiten diese Menschen mit jeder Menge
fieser Tricks, um den abendländischen Volksgenossen hinters Licht zu führen.
Die Menschen aus islamischen Ländern haben nach der Darstellung von Fallaci
kein anderes Interesse, als das "hochstehende Europa" unter ihre Fittiche zu
bekommen. Weite Teile des Buches lesen sich fast wie antisemitische
Schmöker. Die Autorin hat nur in einigen Passagen das Wort Jude durch Araber
oder Judentum durch Islam ersetzt.
In dem Buch wimmelt es vor leichtgläubigen rechtschaffenen Europäern, die
einfach nicht begreifen wollen, dass der Islam ihnen ans Leder will. Gegen
diese "Naivität" gilt es nach Fallaci vorzugehen. Fallaci behauptet, "dass
der Islam die Eroberung Europas anhand des demographischen Faktors
betreibt." Für Frau Fallaci ist der Kreißsaal das Problem. Für "die Mahnerin
in letzter Stunde" gilt es hier einzugreifen und damit ist sie endgültig im
Bereich der Volkszucht und der Auswahl der Rassen gelandet. Ihre Kultur
entlarvt sich als das was sie ist, als rassistisches eurozentristisches
Projekt. Mit gerechtfertigter Religionskritik am Islam hat das Buch nichts
am Hut. Schon gar keine Kritik gibt es am Christentum und weiten Teilen der
christlichen Geschichte. Die Hexenverfolgung und die Kreuzzüge erwähnt die
Autorin mit keinem Wort. Der christliche Antijudaismus als Vorbote des
modernen rassenbiologischen Antisemitismus wird als Kulturgut zurecht
geschrieben. In dem Buch gibt es nur bösartige Moslems ohne jede
Unterscheidung und Differenzierung.
Ein besonderes Kapitel ist der islamischen Herrschaft in Spanien gewidmet.
Das Buch geht speziell mit der "Legende von Cordoba" ins Gericht. Die
Autorin beschreibt beschwörend die Schandtaten des westlichen Kalifats gegen
christliche und jüdische Einrichtungen. Der Ausflug in die Geschichte hat
für Frau Fallaci nur den Zweck, das "höherwertige Europa" vor islamischen
"Geschichtslegenden" in Schutz zu nehmen.
Fallaci und die "Junge Freiheit"
In dem rechtsextremen Blatt "Junge Freiheit" wurde am 19. November Frau
Fallaci abgefeiert. Der JF Rezensent Ivan Denes schreibt: "Jedermann, der
nur einen Hauch von Wahlverwandtschaft mit unserem geistigen Vaterland
Europa verbindet, sollte dieses Buch lesen". Auf dieser Seite folgen dem
Artikel von Denes Angebote des JF-Buchdienstes. Dort werden Bücher zur
Verteidigung Martin Hohmanns, Biebersteins antisemitisches Machwerk
"Jüdischer Bolschewismus" sowie Schriften des Doktorvaters des europäischen
Rechtsextremismus Alain de Benoist angeboten.
Antiarabischer und antiislamischer Rassismus sind demzufolge grundsätzlich
mit Antisemitismus vereinbar. Natürlich gibt es zwischen diesen beiden
Seiten einer Medaille Unterschiede, aber auch verbindendes. Der
Antisemitismus ist ein komplex ausgearbeitetes weltweites Phänomen. Das
antisemitische Phänomen ermöglicht Gemeinsamkeiten zwischen dem Buchdienst
der Jungen Freiheit und dem realen islamischen Fundamentalismus. In Wahrheit
hat weder die Junge Freiheit noch Frau Fallaci mit dem islamistischen
Fundamentalismus ein Problem.
In ihrem millonenfach verkauften Buch "Die Wut und der Stolz" schrieb
Fallaci im Jahr 2002: "Der Gegner des Abendlandes ist nicht der islamische
Fundamentalismus, sondern der Islam schlechthin". Die islamischen
Fundamentalisten sehen es ebenso, nur anders herum. Die Methodik im "Kampf
der Kulturen" ist bei den feindlichen Brüdern dieselbe. Der faschistoide
Islamist sieht in jedem Andersgläubigen den Urfeind, genauso wie der
christlich abendländische Rassist. Was beide verbindet, ist der Haß auf die
Juden. Über diese Brücke, und das ist keine Prophetie, können die
feindlichen Brüder offen zusammenfinden.
Rezension von
Max Brym
hagalil.com
02-12-2004 |