Jüdisches Film Festival Berlin:
Gerade erst hat das Jüdische Film Festival
in Berlin sein 10-jähriges Jubiläum gefeiert, da ziehen dunkle Wolken am
Himmel aller Filmfans auf. Ob das Festival weiterhin stattfinden kann, ist
derzeit ungewiss, da die Finanzierung durch die sich verschärfende
Finanzkrise der Jüdischen Gemeinde nicht gesichert ist.
Der neu gewählte Vorstand der Gemeinde denkt über die
Einsparung am Budget des Film Festivals nach zahlreichen Kürzungen im
Personal- und Verwaltungsbereich nach. Die Leiterin des Festivals, Nicola
Galliner, sagte gegenüber dem Berliner Tagesspiegel, dass dies nicht der
erste Angriff auf ihren Etat in den letzten Jahren sei: "Dabei sind wir
einer der wenigen Bereiche der Gemeinde, der kein Defizit macht. Wir werden
bestraft, weil andere falsch gerechnet haben."
Das Jüdische Film Festival ist sicherlich eine der nach
außen hin bedeutendsten Aktivitäten der Gemeinde. Auch wenn soziale
Einrichtungen den Vorrang in der Finanzierung bekommen sollten, wäre es mehr
als schade, wenn für das Film Festival keine Gelder mehr frei gemacht werden
könnten, gibt es doch dem breiten Publikum die Möglichkeit, ungezwungene
Einblicke in jüdisches Leben und Kultur zu erleben.
Auch Albert Meyer, seit Mai auch in Nachfolge von Julius Schoeps
Kulturdezernent, betont seinen Respekt vor der „einzigartigen Institution“,
verweist aber auf die Sparzwänge, die es nötig machten, die Finanzierung des
Festivals durch die Gemeinde zumindest zeitweilig auszusetzen: Zwei Jahre
noch, dann sei das Finanzloch gestopft. Außerdem stehe er derzeit mit einem
privaten Sponsor in Verhandlung. Eine andere Möglichkeit könne sein, die
Veranstaltung „als eigenständiges Ereignis“ in die Jüdischen Kulturtage im
Herbst zu integrieren: Für das in der Öffentlichkeit profilierte Filmfest
ein riskantes Manöver mit erheblichem Autonomieverlust – und eine
organisatorische Einbahnstraße.
Ohne institutionelle Unterstützung aber gehe es nicht, meint Nicola
Galliner, „schließlich wird die Jüdische Gemeinde zu einem Großteil aus
öffentlichen Geldern gefördert“. Da sei es nur angemessen, dass ein Teil der
Arbeit an die Öffentlichkeit zurückgehe. Die Planungen für nächsten Sommer
müssten jetzt dringend anlaufen. Hoffen wir, dass die Jüdische Gemeinde auch
in Zukunft ihre Verantwortung für eines ihrer herausragenden
Kulturereignisse übernimmt. Silvia Hallensleben
hagalil.com
07-09-2004 |