Freizeit-Tipp:
Ein neuer Sport für IsraelVon
Sch. Zahubi, Haifa
An frischer Luft, den Strand entlang, zuweilen ins
Wasser gehen, den Körper fordern - und schließlich noch etwas nützliches
tun, dies umschreibt in unklaren Begriffen Israels neue Sportart.
Hierzu sollte man wissen, dass Israels Bewohner mit den
Verrichtungen des täglichen Lebens nicht selten überfordert sind. Der Besuch
am Strand strengt auch an, also keine Kraft mehr, die Reste seiner Mahlzeit
mitzunehmen. Der Strand ist an manchen Plätzen völlig verdreckt - keine
Behörde fühlt sich zuständig - und, wo bereits Dreck liegt, kommt immer mehr
hinzu.
Also, nun zum neuen Sport. Hierzu benötigt man einen
Gartengreifer und einen derben Müllsack. Empfohlen werden desweiteren
Schlapphut, übergroßer Overall und Arbeitshandschuhe. Nun fährt man, derart
ausgerüstet an einen Strandabschnitt, zum Beispiel südlich von Haifa und
nördlich von Atlit. Vom abgestellten Auto aus bewegt man sich in sportlicher
Leichtigkeit auf die Wasserlinie zu, hält in der linken Hand den Müllsack
und in der rechten den Greifarm. Leere Flaschen, auch zersplitterte
Glasflaschen, bieten sich dem Sportler für die ersten Aktionen an. Damit
wird der Müllsack befüllt, jedoch nicht nur. Mit Kunststoffflaschen alleine
wäre der Sack viel zu schnell voll, und man müsste den Weg zurück zum Auto
gehen. Der fortgeschrittene Müllsportler beginnt mit Papierresten und
Flaschendrehverschlüssen, einige Kondome bereichern das Sortiment,
schließlich stößt man auch auf Kunststofftüten und Drahtstücke, zerbrochene
PVC-Teile und Kleidungsreste und reichlich Essensreste.
Das Angebot ist äußerst vielseitig. Um ein vernünftiges
Zeitpensum auszufüllen, sollte man sich etwa eine Stunde für den ersten Sack
gönnen. Jener muss dann gut verschnürt zum Auto gezerrt werden, um damit bis
zum nächsten Restmüllgrossbehälter zu fahren. Je nach Fahrzeug sind bis zu
vier volle Säcke zu verstauen. Weniger Fahrten bedeuten weniger
Umweltbelastung.
Fortgeschrittene Müllsportler schaffen an einem Tag mehr
als acht schwer angefüllte sechzig Liter Säcke -und springen nach jedem
vollen Sack für eine Erfrischung ins Wasser. Es ist übrigens keine Belohnung
zu erwarten, außer der Genugtuung, etwas für sich und der Sauberkeit des
Strandes getan zu haben.
Eine Parallele aus der Geschichte findet man bei den
Kreuzfahrern. Jene nahmen die beschwerliche Reise ins Heilige Land auf sich,
um die heiligen Stätten von sogenannten Ungläubigen zu befreien. Heute kann
man weniger beschwerlich den Ort des Unrats aufsuchen, um das Heilige Land
von selbigem zu reinigen; und gleichzeitig etwas für seine Gesundheit tun,
denn ein Strandspaziergang an der guten Luft ist besser als im
klimatisierten Zimmer über die Katastrophen dieser Welt zu lesen.
Wichtiger Zusatz: Bislang ist es noch nicht gelungen, die
oben angeführte Ausrüstung in Israel zu bekommen. Es ist also anzuraten,
sich zumindest den Gartengreifer auf einer Europareise zu besorgen. Derbe
Müllsäcke und Arbeitsoverall dürften keine Schwierigkeiten bereiten.
hagalil.com
13-08-2004 |