Zur Zeit und Palästinensische Gemeinde:
Keine Berührungsängste
Von Karl Pfeifer
Wir erleben interessante Zeiten. Die rechtsextremistische,
gelegentlich antisemitische Wiener Wochenzeitung "Zur Zeit" (Nr.27/2004,
Seite 6) macht sich Sorgen um das "traditionelle Judentum".
Das liest sich u.a. so: "Gegen die am 26. Juni 2004 in der
Stadt Wien geplante "Feier" des 100. Todestages von Theodor Herzl, dem
Gründer des "Zionismus" und Vordenker des "Judenstaates", demonstrierten
Vertreter des traditionellen Judentums aus aller Welt, und erklärten:
Theodor Herzl vertrat mit seiner Idee in keiner Weise das jüdische Volk"....
Und es wird auch die Quelle genannt:
http://www.palaestinensische-gemeinde.at.
Tatsächlich wer sich dort kundig macht, findet Bilder auf
denen immer wieder die gleichen sechs Mitglieder der Sekte "Neturei Karta"
zu sehen sind. Das sollen also die Vertreter des traditionellen Judentums
aus aller Welt sein?
Immerhin die Palästinensische Gemeinde veröffentlicht
manchmal auch holocaustverharmlosende Texte und antisemitische Karikaturen,
dass dies "Zur Zeit" nicht stört, das kann uns nicht erstaunen, dass aber
der Mitarbeiter des Österreichischen Instituts für Internationale Politik
John Bunzl ausgerechnet auf
www.palaestinensische-gemeinde.at/herzlsharon.shtml aus Theodor Herzl,
der vor allem "die Leere und Nutzlosigkeit der Bestrebungen ‚zur Abwehr des
Antisemitismus’" erkannte, "fast" einen Antisemiten macht, das ist grotesk.
Hat leider nicht gerade die Geschichte Theodor Herzl
hervorragend bestätigt? Was wäre also passiert, wenn die Zionisten nicht
1882 - 1944 ungefähr einer halben Million Juden (hauptsächlich aus Ost- und
Mitteleuropa) geholfen hätten, nach Erez Israel zu kommen? Dann hätten die
Nazi nicht sechs sondern sechseinhalb Millionen Juden ermordet.
Bunzls Gedanken führt der entmündigte
"Oberrabbinerdarsteller" M.A. Friedman weiter, der während einer
Zusammenrottung antizionistischer ultraorthodoxer Juden in Wien eine
Eröffnungsrede hielt (http://www.palaestinensische-gemeinde.at/rabbinerkonferenz.shtml).
"Theodor Herzl hat jedoch mit seinen Aktivitäten den
Antisemitismus willentlich angeheizt, weil er dadurch die Bereitschaft der
europäischen Juden zu erwecken sucht, einen Judenstaat anzustreben.
Letztlich hat er damit aber die Katastrophe des Judentums herbeigeführt.
Weil die Zionisten den Staat Israel herbeiführen und die jüdische
Auswanderung nach Palästina fördern wollten, sind sie nicht einmal davor
zurückgeschreckt, Pogrome in Russland anzuheizen und zu provozieren – so
furchtbar das klingt, meine Damen und Herren, ist es doch beweisbar! Ebenso
haben die Zionisten Hitler und das deutsche Volk durch Boykottrufe und
andere politische Aktionen zu provozieren versucht, sie haben die Nürnberger
Gesetze begrüßt und alles getan, den Antisemitismus weiter anzuheizen. Die
Zionisten tragen daher eine wesentliche Schuld am Holocaust."
Als Entmündigter wird er wahrscheinlich für die
Holocaustverharmlosung nicht zur Verantwortung gezogen werden können. Kein
Wunder, dass die Homepage des neonazistischen Störtebeker-Netzes Friedmans
Rede veröffentlicht, die ja voll in ihr Konzept passt.
A.M. Friedman begrüßte:
"1) Zuallererst Dr. Martin Hohmann, Mitglied des Bundestages der
Bundesrepublik
2) den Verfassungsrechtler Univ.Prof. Dr. Hans Klesatzky aus Innsbruck, 3)
Herrn Bundesminister a.D. Prof. Dr. Erwin Lanc [SPÖ], 4) Herrn Volksanwalt
Mag. Stadler [FPÖ] , 5) Herrn Professor Dr. Matschner, 6) Herrn Bundesrat
Dr. John Gudenus [FPÖ], 7) Herrn Rechtsanwalt Dr. Johannes Hübner [FPÖ]"
Theodor Lessing hat in seinem Klassiker "Der jüdische
Selbsthass" diesen u.a. so erklärt:
"Es ist nun eine der tiefsten und sichersten Erkenntnisse der
Völkerpsychologie, dass das jüdische Volk unter allen Völkern das erste, ja
vielleicht das einzige Volk war, welches die Schuld am Weltgeschehen einzig
in sich selber gesucht hat...
In jedem jüdischen Menschen steckt sehr tief die Neigung: ein Unglück, das
ihn trifft, als Sühne für eine Versündigung aufzufassen. Würde der Leser
fragen, warum das so sei, so könnte ich an dieser Stelle nur hinweisen auf
die schreckliche Tatsache, dass die jüdische Geschichte durch fast
dreitausend Jahre nur eine Leidensgeschichte gewesen ist. Und zwar eine
Geschichte hoffnungsloser, unablösbarer Leiden."
Dem hat der Autor nichts hinzuzufügen.
hagalil.com 06-07-2004 |