Sicherheit als Existenzberechtigung für den Staat Israel?
Etwas hat sich verändert
Arie Eldar in Jedioth achronoth
Alle sind sich darüber einig, dass Israel berechtigt
ist, seinen Staat und seine Bürger zu schützen. Viele verstehen auch, warum
wir einen Gerichtshof ignorieren, der in seinem Urteil keinerlei Bezug auf
den mörderischen arabischen Terror nimmt und die Lebensqualität der Araber
für wichtiger hält als das Leben der Juden. Die anti-israelische
Entscheidung in Haag spiegelt jedoch aus der Sicht der Nichtjuden das
Scheitern der israelischen Sicherheitskonzeption wider.
Letzte Woche jährte sich der 100. Todestag Herzls.
Der Journalist, der sah, wie die Massen in Paris nach dem Dreyfus-Prozess
„Tod den Juden“ brüllten, verstand, dass es für Juden in der Diaspora keine
Gleichberechtigung geben kann. Er diagnostizierte den Antisemitismus als
Geisteskrankheit der Nichtjuden und behauptete, mit ihr könne sich nur
auseinandergesetzt werden, wenn die Juden in ihr eigenes Land zurückkehren.
Deshalb kreierte er den Zionismus als Lösung der „Probleme der Juden“. Eretz
Israel schien ihm ein „sicherer Hafen“ zu sein, und seit dem Holocaust
festigte sich die Annahme, dass hier die einzige Garantie für die Existenz
des jüdischen Volkes liege. Hier sei der einzige sichere Zufluchtsort.
Aber seit der Gründung des jüdischen Staates kamen über 20.000 Juden in
Kriegen und durch Terrorakte ums Leben. In keinem anderen Land der Welt
wurden in dieser Zeit so viele Juden getötet, nur weil sie Juden sind. Iran,
ein radikaler moslemischer Staat, der die Vernichtung Israels in seinem
Banner trägt, strebt nukleare Aufrüstung an, wobei viele der Meinung sind,
dass die Atomwaffen gegen Israel eingesetzt werden sollen. Ist Israel kein
„sicherer Hafen“ für die Juden mehr, und hat es deshalb seine „zionistische“
Existenzberechtigung verloren?
Das Siedlungswerk in allen Teilen des Landes war seit der Staatsgründung ein
oberster Wert. Es hat sich jedoch etwas verändert. Die Argumente, die MP
Sharon für die Räumung des Gazastreifens vorbrachte, waren militärischer und
demographischer Natur. Unter dem Druck des Terrors beschloss Israel, sich
aus Sicherheitsgründen hinter einem Zaun zu verschanzen und jüdische
Siedlungen zu entwurzeln. Seinerzeit war es ein nationaler Konsens, dass die
Golanhöhen ein strategischer Besitzwert seien, der niemals aufgegeben werden
darf. Dennoch zeigten sich schon einige israelische MPs bereit, als
Gegenleistung für einen Frieden mit Syrien aus dem Golan abzuziehen. MP
Sharon sagte immer, Nezzarim sei ein strategischer Wert für Israel, und
jetzt ist er bereit, es ohne jede Gegenleistung zu räumen. Er lehnte den
Zaun ab, da er der Meinung war, er besitze keinen sicherheitspolitischen
Wert, sondern könnte hingegen eine politische und für Israel katastrophale
Tatsache werden, weil durch den Zaun ein palästinensischer Staat im Herzen
des Landes entstehe. Danach änderte er seine Meinung und muss sich jetzt das
scharfe Urteil aus Haag anhören.
Man sollte daran erinnern, dass der Rückgang der Zahl der Anschläge im
israelischen Hinterland nicht das Ergebnis der Teile des Zauns ist, die
bisher errichtet wurden, sondern das Ergebnis der schweren Arbeit, die die
Armee in den Nestern des Terrors leistet.
Das Streben nach Sicherheit als Existenzberechtigung für den Staat Israel,
und das Streben nach Sicherheit als Ausrede für den Zaun trotz des hohen
historischen Preises, den wir für ihn zahlen müssen, sind falsch. Ein Zaun
kann unsere Herrschaft in Eretz Israel nicht auf Dauer garantieren. Wenn wir
nicht gewinnen, werden wir verlieren. Und man gewinnt Kriege nicht, indem
man Juden aus ihren Häusern vertreibt und einen Zaun baut.
hagalil.com
19-07-2004 |