Reise nach Jerusalem:
Die Jungle World in Israel
Jungle World
Unsere Reise ist kein Spiel, hat aber ein paar
Spielregeln, und die gehen so: 17 Teilnehmer und Teilnehmerinnen fliegen am
6. Juni für einen zweiwöchigen Arbeitsaufenthalt nach Israel. In einem
Kibbuz mit DSL-Anschluss, koscherer Küche und Pool ganz in der Nähe
Jerusalems wird sich die Redaktion der Jungle World einrichten, um eine
Sonderausgabe zu produzieren, die am 23. Juni in Deutschland erscheinen
wird.
"Reise nach Jerusalem" heißt das Projekt, mit dem wir zum
ersten Mal Europa verlassen. Nach den Produktionen, die in Dänemark, Polen,
Italien, Kroatien, Frankreich und Tschechien stattfanden, ist es nun eine in
Israel.
Die Idee der mobilen Redaktion ist es, mit der Verlegung des
Produktionsortes zugleich die Perspektive zu wechseln. "Inland" wird
"Ausland" und umgekehrt. Die Sondernummer will Theorie, Kultur, Ästhetik und
Politik aus Israel hierzulande bekannt machen. Beiträge von Redakteuren und
Redakteurinnen der Jungle World stehen neben Texten israelischer Autoren und
Autorinnen.
Das Projekt der mobilen Redaktion reagiert auf die technische
Möglichkeit, die Produktion einer deutschen Zeitung kurzfristig ins
judäische Bergland zu verlegen. Dass der logistische, technische und
journalistische Aufwand erheblich ist, versteht sich und macht zugleich den
Reiz der Unternehmung aus.
Was uns an Israel interessiert, lässt sich nicht auf einen
Nenner bringen. Da sind der israelisch-palästinensische Konflikt, die Sicht
der Israelis auf Deutschland, die israelische Linke, die Architektur, die
Religionen, die Wüste, die Partyszene von Tel Aviv, der Strand und das
Essen.
Wir besuchen die Orte, von denen wir damals im
Kindergottesdienst gehört haben, die wir später im Fernsehen als Schauplätze
des Konflikts kennen lernten und über die wir heute so oft schreiben. Wir
gehen in ein Trainingslager der Armee und sprechen mit Soldatinnen einer
Panzerstaffel. Wir lassen uns berichten, wie sich der Holocaust ins
Alltagsgedächtnis der Jugend einschreibt. Sprechen mit dem Bürgermeister von
Haifa darüber, wie sich die Idee vom Zusammenleben zwischen der jüdischen
und der arabischen Bevölkerung in Zeiten der Eskalation bewährt. Besuchen
die israelisch-palästinensische Friedensinitiative Taayush und sprechen mit
dem ersten Kriegsdienstverweigerer in Israel. Das Projekt wird von der
Bundeskulturstiftung unterstützt.
17 Teilnehmer, 17 Flugtickets und 17 Betten im Kibbuz – an
die Regeln des bekannten Spiels "Reise nach Jerusalem" halten wir uns also
nicht: Wir wollen alle hin und wieder zurück.
Und das wird ab morgen in der
Israel Nummer der Jungle World
zu lesen sein:
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Rückzug aus dem Gaza-Streifen: Die Politik der Regierung
Sharon, die Rolle Ägyptens und eine Reportage aus dem Gaza-Streifen und den
dortigen Siedlungen
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Etgar Keret: Ein Interview mit dem populären Schriftsteller
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Disko Sicherheitszaun: Linke Israelis diskutieren für und
gegen den Bau
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Beduinen: Eine Reportage aus der Negev-Wüste
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Intifada: Immer mehr potentielle Selbstmordattentäter werden
gefasst
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Heiratsrecht: Reformdebatte. Was sagt der Rabbi?
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Benny Barbash im Gespräch über die Rolle der Religion in der
israelischen Gesellschaft und die Holocaust-Rezeption unter Jugendlichen
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Bedürfnis Sicherheit: Security als Arbeitsplatz und
Wirtschaftsfaktor
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High-Tech-Land Israel: Ganz vorne bei der Nano-Technologie
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High-Life in Haifa: Wo stecken die Drusen?
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Schwule Juden: Streit um die Gay Pride Parade in Jerusalem
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Jerusalem-Syndrom: Impressionen aus einer Heiligen Stadt
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Basam Eid: Der renommierte palästinensische Journalist und
Menschenrechtler über die Militarisierung der palästinensischen Gesellschaft
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Territories: Eindrücke von jenseits des Grünen Linie:
Westbank, Twilightzone, Ostjerusalem, Siedlung Ariel und eine Demo der Fatah
gegen den Bau des Sicherheitszauns. Wo wird die Line gezogen?
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Libanon/ Hizbollah: Die Terrororganisation als Regional
Player
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Irak: Neue Entwicklung und israelische Sicht
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Europa & Israel: Essay des israelischen Journalisten Eldat
Beck über eine lange Geschichte
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Road-Map: Eine Konferenz in Berlin zur Zukunft in Nahost
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Deutschland: Rotgrüne Nahost-Politik
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Comic: Die Underground-Comic-Gruppe Dimona aus Tel Aviv hat
die Jungle-World-Redaktion bei der Arbeit gezeichnet. In Farbe!
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Sheinkin Street: Der Architekt Jossi Matalon über das
Kreuzberg Tel Avivs
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Musik: Die Journalistin Aviva Mishmari über alles, was nicht
im Radio läuft
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Checkpoints und Co: Ein Buch über Übergriffe der IDF sorgt
für Aufregung
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Frauen in der IDF: Eine Reportage von einem
Panzerfahrer-Ausbildungscamp der israelischen Armee
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Rundherumfunk: Ein israelisches Militärradio sendet in den
Iran
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Jiddische Kultur: Portrait des Poeten und Journalisten Zvi
Blumenfrucht, den wir am Frühstückstisch unseres Kibbuz kennen gelernt haben
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Sport: Frauenförderung im israelischen Sport
-
Olympia: Tel Aviv will die Spiele, na ja, einige Tel Aviver
jedenfalls
Außerdem finden sich im Blatt:
hebräische Schriftzeichen, viele Fotos, ein Bademeister am Toten Meer, eine
Nabelschau, ein achtseitiges Supplement mit einer Fotoserie des Fotografen
Dinu Mendrea: "Trying to be 20 in Jerusalem" und vier Seiten Dossier mit
Texten von Hannah Arendt zur Gründungsgeschichte Israels
hagalil.com
22-06-2004 |