Weltgebetstag der Frauen 2003 -
Libanon
Dokumentation Teil 7Weltgebetstagsliturgie nicht
antisemitisch:
Stellungnahme der Nordelbischen
Frauenarbeit
Das Nordelbische Frauenwerk und die Konferenz der
Leiterinnen der Kirchenkreisfrauenwerke in Hamburg und Schleswig-Holstein
geben zum Vorwurf, die diesjährige Liturgie des Weltgebetstages sei
antisemitisch, folgende Stellungnahme ab:
1. Das internationale Weltgebetstagskomitee vergibt den Auftrag zur
Verfassung einer Liturgie für den Weltgebetstags-Gottesdienst auch an Länder
in schwierigen Situationen. Es grenzt fast an ein Wunder, dass es Frauen im
Libanon mit seinen komplexen, auch durch gewalttätige Auseinandersetzungen
geprägten christlichen Traditionen gelungen ist, einen Konsens zu finden und
sich auf einen gemeinsamen Text für diese Liturgie zu verständigen. Der
Wert, den dies für das Land hat, kann nicht hoch genug geschätzt werden.
Dass hier Kompromisslösungen gefunden werden müssen, ist nicht
verwunderlich.
2. Der Antisemitismus-Vorwurf, der jetzt gegen die
Liturgie aus dem Libanon von einer Seminar-Gruppe an der Theologischen
Fakultät der Berliner Humboldt-Universität erhoben wurde, wiegt schwer. Für
uns ist es im höchsten Maße ärgerlich, dass mit dem Wort Antisemitismus
Emotionen geweckt werden, die gerade in Deutschland an den Holocaust
erinnern müssen. Dabei können wir eine antisemitische Position in der
Liturgie nicht erkennen.
3. In der kritisierten Passage der Liturgie kommen
Erfahrungen libanesischer und palästinensischer Frauen zur Sprache, die sich
auf die Vertreibung von Palästinensern aus Israel beziehen, auf das
gewaltsame Vorgehen libanesischer Milizen im Bürgerkrieg, auf die grausamen
Folgen der Verminung des Landes durch israelisches Militär und auf die
Situation in den Flüchtlingslagern.
4. An der Zusammenstellung lässt sich kritisieren, dass
sie nicht ausgewogen ist insofern sie andere Erfahrungen nicht benannt, z.B.
mit der syrischen militärischen Besatzung, mit der libanesischen
Flüchtlingspolitik, mit der Zerstörung Beiruts, mit Gewalt anderer Art, mit
der Verhinderung eines weltlichen Ehegesetzes u.s.w.
5. Dies lässt jedoch allenfalls die Schlussfolgerung zu,
dass hier eine überwiegend kritische Haltung gegenüber der israelischen
Politik und Militärstrategie zum Ausdruck kommt und anderes nicht
berücksichtigt wird.
6. Kritik an der Politik und Militärstrategie Israels ist
jedoch eine legitime politische und christliche Position und etwas völlig
anderes als Antisemitismus. Dabei sollte die komplexe und schwierige
Situation im Nahen Osten, in der diese Liturgie entstanden ist, bei ihrer
Bewertung gewürdigt werden.
7. Wir empfehlen den Veranstalterinnen des
Weltgebetstags-Gottesdienstes in den Gemeinden der Nordelbischen Kirche, die
Gottesdienstordnung in der vorliegenden Form zu verwenden - auch aus
Wertschätzung gegenüber der Arbeit der libanesischen Frauen. Zum besseren
Verständnis kann es sinnvoll sein, vor Beginn des Gottesdienstes am 7. März
2003 diese Stellungnahme oder eine andere Erläuterung zu verlesen.
Das Nordelbische Frauenwerk vertritt kirchlich engagierte Frauen aus den 675
Kirchengemeinden und den 27 Kirchenkreisfrauenwerken Nordelbiens (Hamburg
und Schleswig-Holstein), bietet frauenspezifische Erwachsenenbildung,
FrauenGesundheit und Reha, FrauenProjekte und die 'FrauenReisen Hin und weg'
an und ist Trägerin von zwei Kurzentren/Sanatorien für Frauen und Kinder an
Nord- und Ostsee.
Annette Pawelitzki
Pressemeldung vom 28. Januar 2003
Weitere Beiträge der Dokumentation zum Weltgebetstag 2003:
hagalil.com
13-02-03
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