Nationalismus im DFB:
Völler und der Fall Ailton
Rudi Völler ist Teamchef der deutschen Fußballnationalmannschaft. In dieser
Funktion ist der ehemalige Nationalstürmer Völler nicht zu beneiden. Zurecht
spricht man von “Rudis Rumpeltruppe“, besonders nach Spielen wie zuletzt
gegen Frankreich, dass mit 0: 3 verloren wurde.
Zwischen den beiden Teams herrschte ein spielerischer
Abstand wie zwischen Kati Witt in ihren besten Zeiten und einer Kuh die sich
aufs Glatteis verirrte. Im Stadion in Gelsenkirchen feierten die deutschen
Fans den französischen Spielmacher Zidane mit dem Sprechchor: “Es gibt nur
einen Zidane“. Ein “geistreicher“ Gassenhauer der normalerweise für Rudi
Völler reserviert ist. Den guten Geschmack der Fans provozierte Michael
Ballack mit seinem Satz: “Ich möchte mit Zidane verglichen werden“. Der
Vergleich endete katastrophal und in Anlehnung an das alte Lästermaul Max
Merkel kann festgehalten werden: “Lieber schaut man Zidane beim Autowaschen
zu als bestimmten deutschen Nationalspielern beim Fußballspielen.“
Unter rein sportlichen Gesichtspunkten bestünde von Seiten
des DFB dringender Handlungsbedarf. Denn mit einem Fredi Bobic in der
Sturmmitte oder einem Christian Rahn bzw. einem Tobias Rau auf der linken
Abwehrseite kann international nichts gewonnen werden. Auch das Losglück ist
ein zweischneidiges Schwert. Bereits zur kommenden EM hat dieses Glück das
deutsche Team verlassen, mit Tschechien und Holland stehen bereits zwei
Hochkaräter in der Vorrunde an.
Aber es geht Herrn Völler und seinem Chef Mayer Vorfelder
nur bedingt um den sportlichen Erfolg als solchen, wenn schon Erfolg, dann
bitte unter nationaler Blut und Boden Mystik. Anders ist die
Bewerbungsablehnung der beiden Brasilianer Dede und Ailton für das
Nationalteam nicht erklärbar.
Dede und Ailton werden rassistisch ausgegrenzt
Es war eine klassische Bewerbung: Werder Bremens Top
Torjäger Ailton (16 Tore in 16 Bundesligaspielen) würde gerne für
Deutschland bei der WM im Jahr 2006 spielen. Dies erklärte Ailton gegenüber
dem “Kölner Expreß“. Ailton verwies in seiner Erklärung darauf, dass er dazu
alle rechtlichen Voraussetzungen erfüllen würde. “Ich habe meinen
Lebensmittelpunkt seit Jahren in Deutschland und zahle hier Steuern“.
All dies beeindruckte Rudi Völler nicht, er wies die
Bewerbung Ailtons zurück: “Ailton ist ein toller Spieler und ich schätze ihn
sehr. Aber es gibt halt ein Problem: Er ist und bleibt Brasilianer.“ Ein
Brasilianer hat demzufolge in Deutschland nur bedingt etwas verloren, auch
wenn seine Torquote nur mit der des einstigen “Bombers der Nation“ Gerd
Müller vergleichbar ist. Herrn Völler interessiert der sportliche Erfolg nur
unter nationalem Vorzeichen. Ein Gerd Müller ist halt was anderes, denn er
wurde in Nördlingen geboren, ein Ailton irgendwo in Brasilien.
Als sich im Oktober 2002 der Brasilianer Dede für das
Nationalteam bewarb, äußerte Rudi Völler: “Ich bin der Meinung, ein ganz
klein wenig sollte man schon mit Deutschland zu tun haben.“
Es zählt nicht der Fußballsachverstand, sondern der
rassistische Konsens in der bundesdeutschen Gesellschaft. Die Fachleute sind
sich zwar einig, dass Dede die Idealbesetzung für die linke Abwehrseite wäre
(der Ball ist kein Feind von Dede), aber Dede ist mit der “deutschen
Leitkultur“ nicht vereinbar.
Nebenbei wird damit bürgerlich demokratisches Recht
gebrochen, denn sowohl Dede wie Ailton haben sämtliche Hürden für eine
Einbürgerung genommen, was ihnen als Fußballprofis wesentlich leichter fällt
als einem politischen Flüchtling oder einem normalen Arbeitsemigranten.
Dennoch gibt es auch für sie keine Chancengleichheit.
Fazit
Am Samstag den 13. Dezember 2003 mußte
der von Bayer Leverkusen für das Nationalteam freigestellte Rudi Völler mit
ansehen, wie “Kugelblitz“ Ailton Werder Bremen mit 1:0 gegen Leverkusen in
Führung schoß (am Ende gewann Werder 3:1). Der Kommentator in der Sportschau
merkte schüchtern an: “Vielleicht kann sich der Rudi das mit dem Ailton noch
einmal überlegen.“
Er wird es mit Sicherheit nicht tun.
Denn im DFB und im politischen Umfeld tobt der nationalistische Wahn.
Bundeskanzler Schröder hat als bekennender Dortmund Fan seinerzeit kein Wort
zugunsten von Dede vorgebracht. Nationalismus, sowie politisch reaktionäres
sind tief im DFB imprägniert. Nie gab es ein politisches Problem mit dem
ehemaligen Reichstrainer Herberger, der 1954 Deutschland zum WM Titel
führte. Die Fachkompetenz Herbergers ist unumstritten, dennoch steht er in
einer politisch bruchlosen deutschen Traditionslinie.
Im Jahr 1978 initiierte der damalige
Linksaußen Ewald Lienen eine Unterschriftenaktion unter den deutschen
Nationalspielern gegen die Militärjunta in Argentinien (die WM fand dort
statt). Umgehend wurde Lienen aus dem Kader geworfen mit der Begründung:
“Wir spielen Fußball und machen keine Politik“. Allerdings wurde während der
WM die Nazi- Ikone Oberst Rudel im DFB Quartier empfangen. Wohlwollend kann
hier festgehalten werden, es brachte neben der offen gezeigten politischen
Linie dem DFB sportlich nichts. Ausgerechnet gegen Österreich flog man aus
dem Turnier. Dem Rolf Rüßmann ist heute noch schwindlig, wenn er an Hans
Krankl denkt. Heute ist Gerhard Mayer-Vorfelder Präsident des DFB, ein Mann
der als Kultusminister in Baden Württemberg das Absingen der deutschen
Nationalhymne mit allen drei Strophen zur schulischen Disziplin machen
wollte. Danach gelang es dem Reaktionär Mayer-Vorfelder als Präsident den
VFB Stuttgart, nach der Meinung vieler Fachjournalisten finanziell an den
Rand des Ruins zu treiben. Im nachhinein erwies sich dies für den VFB als
Glücksfall, denn es mußte der Jugendstil gepflegt werden, womit der VFB sehr
erfolgreich ist.
Mayer Vorfelder steht an der Spitze des
DFB und Völler ist sein Sprachrohr. Dabei ist Völler öfter intellektuell
überfordert ( siehe Wutrede nach dem Island Spiel).
Der einstmals gute Fußballer Völler
wurde von den Medien und den Herrn Mayer-Vorfelder und Calmund zur
nationalen Ikone aufgebaut. Diese Rolle füllt er aus, obwohl sicherlich tief
in Völler noch das Fiasko wirkt, dass er gegen die Löwen Verteidiger Legende
Thomas Miller erlitt.
Max Brym
hagalil.com
17-12-2003 |