Wiener Zeitung:
Das janusköpfige Österreich
Von Karl Pfeifer
Die ehrwürdige "Wiener Zeitung", die ganz im
Eigentum der Republik Österreich steht, zeigt manchmal dankenswerter Weise
die janusköpfigkeit dieses Landes. Nehmen wir zum Beispiel diese beiden
Texte aus der Wochenendausgabe 14. November 2003:
Das ideale Österreich
Ausstellung in der österreichischen Botschaft in
Washington
"Jewish Vienna" in den USA
Das jüdische Leben in Wien haben der in Budapest geborene Janos Kalmar
und Alfred Stalzer in stimmungsvollen Bildern festgehalten, Reste der
Geschichte der ehemals großen jüdischen Gemeinde abgebildet und die
Gegenwart der kleinen jüdischen Gemeinde in Schnappschüssen
dokumentiert. Die Foto-Ausstellung "Jewish Vienna" in der
österreichischen Botschaft in Washington wurde mit einem Vortrag des
Historikers Steven Beller eröffnet, der die Juden von Wien als
"Menschheitsferment" bezeichnete – nach einem Zitat aus Schnitzlers
Roman "Der Weg ins Freie".
Das Leben im Spannungsfeld zwischen Antisemitismus der Umwelt und
eigenem Optimismus habe die Wiener Juden entscheidend beeinflußt.... Im
Umfeld der "antiintellektuellen Kultur der Habsburger" hätten Juden
einen kritischen "Modernismus" entwickelt... |
Das reale Österreich
Muzicant versus Innenministerium
Debatte um Subvention für die Kultusgemeinde
Wie der Präsident der Israelitischen Kutusgemeinde (IKG), Ariel
Muzicant, mitteilte, wird es vom Innenministerium keinen Zuschuss zu den
hohen Sicherheitskosten geben. Das Ministerium selbst wies dies jedoch
zurück. 2002 habe es Sach- und Personalsubventionen in Höhe von 3,2
Mill. Euro gegeben, hat das Ministerium den Vorwurf der IKG
zurückgewiesen. Diese betreffen Schutz von Objekten, Veranstaltungen und
Personen sowie Investitionen in technische Sicherheitsmaßnahmen. Als
"skandalös und unwahr" bezeichnete Muzicant die Aussage. "Erstens erhält
die KG keine Personal-subventionen, zweitens ist uns die Ziffer von 3,2
Mill. Euro vollkommen unbekannt." Noch zuvor habe Innenminister Ernst
Strasser in einem Gespräch dem IKG-Präsidenten mitgeteilt, dass es
"keine Subvention" gebe, schilderte Muzicant. |
Was
zeigt uns das?
Die Republik Österreich
liebt die toten Juden, denn die fordern keine Subventionen und keine
Unterstützungen für Sicherheitsausgaben; im Gegenteil mit ihnen kann man
sogar das Image des Landes verbessern und den Tourismus fördern. Die hier
lebenden Juden jedoch sind der Republik Österreich gleichgültig, als Wähler
fallen sie nicht in die Waagschale, auf ihre Sicherheitsbedürfnisse glaubt
man keine Rücksicht nehmen zu müssen.
Wiener Zeitung
verharmlost antisemitisch als "judenkritisch"
Bis daher ist nichts an der Wiener Zeitung zu
kritisieren, denn sie widerspiegelt nur das was ihre Besitzer so treiben, in
Wien verweigern sie der IKG die notwendige Unterstützung und in Washington
geben sie vor, doch etwas für die Juden übrig zu haben.
Doch wenn wir unter
dem Titel "Hohmann bittet CDU-Fraktion um Verzeihung" folgenden Satz: "Der
wegen judenkritischer Äußerungen umstrittene deutsche
CDU-Bundestagsabgeordnete Martin Hohmann hat seine Parteifreunde
gebeten...." finden, dann haben wir wieder ein schönes Beispiel, wie eine
antisemitische Äußerung von der Tageszeitung der Republik Österreich als
"judenkritisch" verharmlost wird. Martin Hohmann ist nicht wegen
"judenkritischer" Aussagen, sondern wegen historisch falscher Behauptungen,
die alte antisemitische Stereotypen wieder aufwärmen von seiner Fraktion
gerügt und ausgeschlossen worden.
Dann bringt die
"Wiener Zeitung" ganz ausführlich die heuchlerische Aussagen des Martin
Hohmann, die in der Behauptung gipfeln: "Dass ich nun öffentlich als jemand
dastehe, der Juden in ihren Gefühlen verletzt und als Antisemit erscheint,
trifft mich tief. Mein Anliegen war das Gegenteil."
Erstaunlich ist, dass
alle Politiker, Künstler oder Journalisten, die solche Aussagen machen,
nachher behaupten, man hätte sie missverstanden und sie wollten mit diesen
gerade beweisen wie judenfreundlich sie wären, so erlebt von Martin Hohmann
und bis Mikis Theodorakis.
hagalil.com
17-11-2003 |