PRESSEERKLÄRUNG / OFFENER BRIEF
Jüdischer Kulturverein Berlin:
Sofort zurücktreten!
Es gibt nur eine Antwort auf den hessischen
CDU-Abgeordneten Martin Hohmann aus Neuhof. Die lautet: Treten Sie zurück.
In der skandalösen Gesamtrede Hohmanns zum Tag der
Deutschen Einheit lasen wir mit wachsendem Entsetzen, wie ein von
Wählerinnen und Wählern bestimmter Bundestagsabgeordneter fast in der
Sprache des Dritten Reichs seine Ansichten zum Besten gibt, die unübersehbar
antijüdisch und xenophobisch sind, und dass dieser Mann in plumper
Anbiederung an dumpfe Gefühle Sozialhilfeempfänger und Ausländer in
Deutschland zu diffamieren sucht. Er wähnt sich auf der noch immer
plätschernden Welle des Kalten Krieges sicher, denn Hohmanns empörende
nationaldeutsche Logik nennt Juden Kommunisten und Kommunisten Juden, die
einem "Phänomen Hitler" gleichwertig seien. Es verbietet sich, seinen Schund
zu wiederholen. Gesagt werden muss dennoch, dass Hohmanns Versuch,
europäische Geschichte auf seine Weise zu stutzen, zu banalisieren, zu
entstellen, und sich dabei einzelner Argumente aus dem anti-sowjetischen
Wortschatz der 20er Jahre zu bedienen, nicht erst heute auch bei Antisemiten
z.B. in Russland und der Ukraine zum gängigen Repertoire gehört. Er listet
in eben dieser Manier den Anteil der Juden an revolutionären Bewegungen nach
dem 1. Weltkrieg in Russland, Ungarn und Deutschland außerhalb jedes
sozialhistorischen Zusammenhangs numerisch und namentlich auf, spart
Ursachen und Folgen aus, und versteigt sich zur Schlussfolgerung: Die
Gottlosen sind stets die Täter, womit er jüdische Kommunisten und Nazis
meint und eine religiöse deutsche Einheit fordert. Bisherige Entgleisungen
bundesdeutscher Politiker übertrifft er damit bei weitem.
Wer im Jahr 2003 auf diesem Niveau in deutlicher
Selbstgewissheit an die Öffentlichkeit tritt, muss mit einer ebenso
unmissverständlichen Reaktion aller demokratischen Kräfte rechnen. Wir, der
Jüdische Kulturverein Berlin e.V., sind weder bereit, die Wortmeldung als
„Irrtum“ hinzunehmen und noch weniger wollen wir akzeptieren, dass ein
solcher Abgeordneter im Bundestag über innen- und außenpolitische Themen
abstimmen kann. Treten Sie also zurück, Herr Hohmann!
Für den Vorstand des
Jüdischen
Kulturvereins Berlin e.V.
Dr.Irene Runge, Ralf Bachmann
PRESSEERKLÄRUNGEN / OFFENE BRIEFE
[FORUM]
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05-11-2003 |